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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erst sein, wenn wir alle wieder frei sind und eure elenden Hälse in der Henkerschlinge stecken.«
    Der Vermummte lachte rau. »Dazu wird es nicht kommen, Doktor.«
    »Seien Sie sich nicht so sicher«, empfahl Sarah. »Warum halten Sie uns hier fest? Was haben Sie mit uns vor? Was bezwecken Sie mit alldem hier?«
    »Du weißt genau, wonach wir suchen, Weib.«
    »Allerdings – aber Sie werden es nicht bekommen.«
    »Sei dir da nicht so sicher. Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass du die Stelle kennst, wo das Geheimnis verborgen liegt.«
    »Und wenn?«, fragte Sarah keck. »Glauben Sie wirklich, ich würde es Ihnen und Ihrer Bande ruchloser Mörder verraten?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Es sei denn, ich finde einen Weg, dich zu überzeugen.«
    Sarah lachte spöttisch auf. »Wie wollen Sie das anstellen?«
    »Vielleicht so«, erwiderte der Araber beiläufig, zog unter seinem Kaftan einen schussbereiten Revolver hervor – und feuerte damit ohne Warnung auf Sir Jeffrey.
    »Nein!«, schrie Sarah entsetzt, doch es war bereits zu spät.
    Jeffrey Hull saß wie vom Donner gerührt da und starrte auf sein rechtes Bein, in dessen Oberschenkel plötzlich eine fingergroße Öffnung klaffte. Blut quoll daraus hervor, tränkte die Beinkleider und den Boden. Der königliche Berater wurde kreidebleich und war der Ohnmacht nahe.
    »Elendes Schwein!«, rief Sarah und zerrte an ihren Fesseln. Der vermummte Krieger gab sich unbeeindruckt.
    »Was ist?«, fragte er, die Waffe jetzt auf Mortimer Laydon richtend. »Soll ich weitermachen? Wenn du erst mit ansiehst, wie sich deine Gefährten in ihre Bestandteile auflösen, wirst du deine Meinung bestimmt ändern. Du kannst ihnen das allerdings auch ersparen…«
    Sarah hatte das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, und sie kam zu der Erkenntnis, dass sie keine Chance gegen solch skrupellose Gewalt hatte; dass der Vermummte ihre empfindlichste Stelle gefunden hatte; dass sie nicht die Kraft haben würde, tatenlos zuzusehen, wie ihre Gefährten vor ihren Augen dahingemetzelt wurden.
    Ihre Brust hob und senkte sich unter schweren Atemzügen, ihre Fäuste ballten sich in hilflosem Zorn. Dennoch war ihr klar, dass sie tun musste, was man von ihr verlangte, oder die anderen würden einen grausamen Tod sterben…
    »Sag ihnen nichts, Sarah«, schärfte Kamal ihr ein. »Sie werden uns ohnehin töten.«
    »Schweig, du Hund!«, fuhr der Vermummte ihn an. »Als Sohn der Wüste solltest du wissen, dass es viele Wege gibt zu sterben – und längst nicht alle sind schnell und leicht.« Er warf den Kopf in den Nacken und lachte höhnisch, und zum ersten Mal in ihrem Leben empfand Sarah Kincaid wirklichen Hass. Namenlose Wut auf den Peiniger, der ihr dies zufügte. Sollte er seinen Willen bekommen, sagte sie sich. Aber er und seine Mitverschwörer würden dennoch nicht triumphieren…
    »Also schön«, rief sie laut und scheinbar resignierend. »Sie haben gewonnen. Ich werde den Schatten von Thot aufsuchen und das Geheimnis für euch ergründen – wenn Kamal mich begleiten darf.«
    »Dieser nichtswürdige Hund?« Der Hauptmann blickte geringschätzig auf den Tuareg.
    »Er war mein Führer auf der Expedition, ich brauche ihn«, erklärte Sarah kategorisch. »Und ich verlange, dass Dr. Laydon die Schusswunde meines anderen Begleiters versorgen darf. Er ist Arzt und wird ihm helfen können.«
    Die aus dem Sehschlitz starrenden Augen blickten von einem Gefangenen zum anderen. »Einverstanden«, erklärte der Vermummte darauf. »Wann wirst du aufbrechen?«
    »Bei Einbruch der Dunkelheit«, erwiderte Sarah. »Ich muss mich am Stand der Sterne orientieren können.«
    »Madbut«, erklärte der Vermummte. »Ich bin einverstanden.«
    »Ich brauche Grabwerkzeug und Seile, außerdem Waffen.«
    »Wozu?«
    »Um uns verteidigen zu können, wozu wohl sonst?«
    »Werkzeug werdet ihr bekommen, aber keine Waffen. Du solltest nicht den Fehler machen, mich für dumm zu halten, Weib. Wir werden euch genau beobachten. Und wenn ihr Anstalten macht, die Flucht zu ergreifen oder uns zu hintergehen, so werden eure Gefährten hier einen grausamen Tod sterben, das versichere ich dir.«
    »Was ist mit eurem Anführer?«, verlangte Sarah zu wissen.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Ich wünsche ihn zu sprechen, bevor wir aufbrechen.«
    Der Hauptmann lachte nur. »Du forderst zu viel, Weib«, sagte er, ehe er sich ab wandte und die Hütte verließ. Im Gehen erteilte er einem seiner

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