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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Schergen die Anweisung, Mortimer Laydon loszuketten, damit er sich um Sir Jeffreys Verwundung kümmern konnte. »Naharak sarid.«
    »Guten Tag«, erwiderte Sarah auf Englisch.
    Dann waren die Gefangenen wieder allein.
    »Glück im Unglück«, stellte Laydon fest, als er das Bein des königlichen Beraters untersuchte, der vor Schmerzen stöhnte. »Es ist nur eine Fleisch wunde. Ich werde die Kugel herausholen und die Wunde ausbrennen. Aber was hast du getan, Sarah?«
    »Was ich tun musste«, erwiderte sie gepresst.
    »Du hast eine edle Wahl getroffen, für das Leben deiner Freunde«, erkannte Kamal an. »Aber es war die falsche Entscheidung. Weißt du nicht mehr, was el-Hakim dir sagte? Dass das Geheimnis von Thot um jeden Preis gewahrt werden muss?«
    »Ich habe die Worte des Weisen nicht vergessen«, versicherte Sarah, »aber ich erinnere mich auch an das Versprechen, das ich ihm gegeben habe.«
    »Darum geht es dir? Dein Versprechen zu halten?« Kamals Blick verriet Skepsis.
    »Ich gebe zu, dass es eine Zeit gab, wo ich mir nicht sicher war«, gestand Sarah ein. »Ich hoffte, dass es nicht zum Äußersten kommen und ich nicht gezwungen sein würde, mein Versprechen einzulösen. Aber nun sehe ich, dass ich keine andere Wahl habe.«
    »Keine andere Wahl?«, fragte Mortimer Laydon, während er sich einen Ärmel seines zerschlissenen Hemdes abriss, um damit die Blutung zu stillen. »Was bedeutet das? Wovon sprecht ihr beiden da?«
    »Wir sprechen davon, dass das Geheimnis von Thot niemals in die Hände dieser Sektierer gelangen darf«, verriet Sarah flüsternd. »Ehe Ammon el-Hakim mir einen entscheidenden Hinweis gab, nahm er mir das Versprechen ab, alles daran zu setzen, dass der Feind niemals Macht über das Feuer des Re erlangt, das in seiner Hand zur furchtbaren Geißel werden könnte. Ich gebe zu, dass mich auch Neugier treibt und dass ich erfahren will, ob diese sagenumwobene Waffe aus vorgeschichtlicher Zeit tatsächlich existiert – und wenn sie es tut, so werde ich alles Menschenmögliche unternehmen, um sie zu vernichten.«
    »Wie?«, fragte Kamal gepresst.
    »Das werden wir sehen, wenn es so weit ist.«
    »Wäre es nicht klüger gewesen, einfach zu warten? Die Erben Meherets wissen offenbar nicht, wo sich Thots Schatten befindet…«
    »Aber sie würden es früher oder später herausfinden«, meinte Sarah überzeugt. »Heute jedoch sind wir hier, Kamal, und wir kennen die Bedrohung, die von Thots Geheimnis ausgeht. Also liegt es an uns, sie ein für alle Mal zu beseitigen. Das ist unser Schicksal.«
    »Inschallah«, flüsterte Kamal.
    »Inschallah«, erwiderte Sarah.
    Stuart Hayden hatte das Bewusstsein zurückerlangt – und einen hohen Preis dafür bezahlt. Der Schmerz, der in seinem verwundeten Arm wütete, war so heftig, dass der Offizier das Gefühl hatte, seine rechte Körperhälfte würde bersten. Mit Mühe zwang er sich dazu, aufrecht im Sattel zu sitzen. Mit ihm saß ein Tuareg-Junge zwischen den Höckern des Kamels, der sich schutzsuchend an Haydens roten Uniformrock klammerte. Seinen Vater hatte der Junge beim Kampf gegen die vermummten Krieger verloren.
    Hayden fühlte sich elend und geschlagen, und das nicht nur, weil Wundschmerz ihn plagte und ihn Fieber quälte, sondern auch seines schlechten Gewissens wegen. Der Gedanke, dass Sarah Kincaid sich freiwillig geopfert hatte, um das Leben der verwundeten Soldaten sowie der Tuareg-Familien zu retten, war ihm unerträglich. Nicht, dass er ihre Entscheidung für falsch erachtet hätte – in Anbetracht der Lage hatten sich keine Alternativen geboten. Aber als Mann von Ehre wäre es Haydens Pflicht gewesen, sie ins Lager des Feindes zu begleiten, so wie Sir Jeffrey und selbst Kamal es getan hatten.
    Dass er verwundet und zum Zeitpunkt der Verhandlungen nicht einmal bei Bewusstsein gewesen war, tröstete Hayden nicht; und dass sich ausgerechnet der zu Beginn von ihm so verachtete Kamal nicht nur als Stammesfürst, sondern auch als wahrer Ehrenmann erwiesen hatte, war etwas, an dem der königliche Offizier zusätzlich zu beißen hatte.
    Es behagte ihm nicht, dass andere ein heldenhaftes Opfer brachten, während er zur Untätigkeit verdammt war, und alles in ihm drängte danach, einfach umzukehren – hätte er nicht gewusst, dass dies reiner Selbstmord gewesen wäre und niemandem etwas genutzt hätte.
    »Wie fühlen Sie sich, Captain?«
    Milton Fox hatte sein Reittier neben das Haydens gelenkt und bedachte den Offizier mit einem fragenden Blick. Die

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