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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bedeckte die Fläche, sodass Kamal um ein Haar ausgeglitten wäre und das Gleichgewicht verloren hätte. Mit den Armen rudernd, wobei die Fackel fauchte und fast erlosch, gelang es ihm, sich auszubalancieren.
    »Du musst vorsichtig sein«, raunte er Sarah zu.
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, erwiderte sie trocken.
    Während Kamal schon zur nächsten Säule übersetzte, wagte sie den ersten Schritt. Geschmeidig balancierend, landete sie auf einem Bein und zog das andere nach, ohne auch nur zu wanken, absolvierte die gefährliche Übung mit ungleich mehr Geschick als ihr männlicher Begleiter. Kamal konnte nicht anders, als stehen zu bleiben und ihr bewundernd dabei zuzusehen, wie sie katzenhaft von einem Pfeiler zum nächsten sprang und dabei nicht die geringste Mühe zu haben schien.
    »Nicht schlecht«, staunte er. »Wo hast du das gelernt?«
    »Auf Kingsleys Schule für höhere Töchter«, entgegnete Sarah mit hintergründigem Lächeln. »Allerdings glaube ich nicht, dass die gute Missis Kingsley dabei an solch eine Anwendung gedacht…«
    Ein Geräusch aus der Tiefe des Gewölbes unterbrach sie.
    »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht.« Kamal schüttelte den Kopf.
    Das Geräusch wiederholte sich: ein unheimliches Rauschen in der abgründigen Schwärze.
    »Nun?« Sarah schaute Kamal fragend an, aber der Tuareg antwortete nicht, schien sie nicht einmal mehr wahrzunehmen. Sein Blick ging an ihr vorbei in das undurchdringliche Dunkel, das sie umgab.
    »Kamal, was hast du? Was ist los mit dir?«
    »Die Inschrift«, stieß er endlich hervor. »Der nach Wissen trachtet, soll sich hüten vor dem, was in der Dunkelheit lauert.«
    »Und?«
    »Wir sind nicht allein, Sarah«, flüsterte Kamal so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. »Was in der Dunkelheit lauert, sind die Geschöpfe Thots, die Kreaturen der Nacht…«
    Sarah, die aus Kamals Worten nicht klug wurde, wollte ihn fragen, was genau er damit meinte, als sich das Rauschen schlagartig verstärkte. Plötzlich hörte es sich an wie eine gewaltige Welle, die aus der Dunkelheit heranbrandete, um die beiden Eindringlinge zu erfassen und in die Tiefe zu reißen.
    »Was…?«, wollte Sarah fragen.
    »Lauf, Sarah!«, schrie Kamal so laut, dass es von der Gewölbedecke widerhallte. »Lauf um dein Leben…!«
    Der Tuareg fuhr herum und setzte über die schmalen Pfeiler davon, ungeachtet des tödlichen Abgrunds, der zu allen Seiten gähnte. Sarah hielt sich nicht länger mit Fragen auf, sondern vertraute dem Instinkt ihres Gefährten. Auch sie wandte sich zur Flucht, eilte Kamal hinterher – als die Welle aus der Finsternis sie erreichte.
    Es war keine Woge aus Wasser und Salz, die über sie hereinbrach, sondern aus gelb leuchtenden Augen, kreischenden Mäulern, messerscharfen Krallen und flatternden Flügeln.
    Fledermäuse!
    Myriaden davon.
    Es war, als wäre die Dunkelheit lebendig geworden. Die Luft rings um Sarah Kincaid schien unter tausendfachen Flügelschlägen zu bersten. Im Lichtschein der Fackel flatterten unzählige ledrige Körper an ihr vorbei, berührten ihre Haut und verfingen sich in ihrem Haar. Sarah schrie instinktiv und hieb mit der Fackel um sich, im verzweifelten Bemühen, die Tiere von sich fernzuhalten. Aber immer mehr der kleinen Kreaturen drängten in heller Panik aus der Dunkelheit, und Sarah bekam ihre Krallen zu spüren.
    Längst war Kamal hinter einem flatternden Vorhang verschwunden und seine Fackel erloschen. Auf der schmalen Plattform der Säule stehend, führte Sarah einen verzweifelten Kampf gegen die heranbrandende Masse – und musste sich letztlich geschlagen geben.
    Erneut wollte sie die Fackel schwenken, als sie das Gleichgewicht verlor. Der brennende Scheit entglitt ihrem Griff und fiel in die Tiefe. Noch einen Augenblick lang gelang es Sarah, mit den Armen rudernd ein labiles Gleichgewicht zu halten – beim nächsten Pulk von Fledermäusen jedoch, der auf sie einstürmte, verlor sie die Balance vollends und kippte rücklings ins Leere.
    Sie konnte hören, wie ihr eigener Schrei in der Tiefe widerhallte. Die abgründige Schwärze verschluckte sie, und noch im Fallen schloss Sarah Kincaid mit ihrem Leben ab, ahnend, dass auf dem Grund der Höhle das Verderben lauerte.
    Sie sollte Recht behalten – wenn auch anders als erwartet. Denn der Aufprall war keineswegs so hart und schmerzhaft, wie Sarah befürchtet hatte. Weicher Sand fing ihren Sturz ab und sorgte dafür, dass sie sich nicht sämtliche Knochen brach.
    Sarah konnte ihr

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