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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Glück darüber kaum fassen. Im Sand liegend, hörte sie, wie über ihr das Rauschen verebbte, wollte sich eben wieder aufrichten – als ihr klar wurde, dass sie vom Regen in die Traufe geraten war. Denn der Sand unter ihren Knien gab nach, und klamme Feuchtigkeit kroch an ihren Beinkleidern empor…
    Treibsand!
    Die schreckliche Erkenntnis packte Sarah, und jäh begriff sie, weshalb niemals jemand von Thots Schatten hatte berichten können: Die Fledermäuse und der Sand waren ein tödliches Bündnis eingegangen…
    Sie kam nicht mehr dazu, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie es den Baumeistern der alten Zeit gelungen sein mochte, ein Becken mit Treibsand anzulegen. War es ein künstliches Konstrukt, oder hatten sie das Treibsandbecken in der Höhle vorgefunden und es in ihrem Sinne genutzt? Es spielte keine Rolle mehr, denn im nächsten Moment war Sarah bereits bis zu den Hüften versunken und hatte das Gefühl, dass der gierige feuchte Sand sie aufzusaugen schien.
    Panisch suchte sie nach Halt, aber sie fand keinen. Ringsum war nichts als zähflüssiger Sand, der umso schneller nachrann, je verzweifelter sie versuchte, ihm zu entkommen. Wie eine Ertrinkende sank sie unaufhaltsam tiefer und tiefer…
    »Kamal!«, rief sie. »Kamal, hilf mir…!«
    Sie erhielt keine Antwort.
    Hilflos blickte Sarah an den steinernen Säulen empor, die sich aus der Mitte des Treibsandbeckens erhoben. Wenn es ihr wenigstens gelungen wäre, eine der Säulen, die nur drei oder vier Yards entfernt waren, zu erreichen und sich daran zu klammern – aber unnachgiebig hielt der Sand sie fest, zog sie bei jeder Bewegung immer noch weiter nach unten.
    »Kamal, wo bist du?« Sarahs Stimme überschlug sich. Als erneut keine Antwort erfolgte, dämmerte ihr die schreckliche Einsicht, dass der Freund nicht mehr am Leben war.
    Sie erinnerte sich, dass seine Fackel bei der ersten Welle der Fledermäuse erloschen war. Kamal musste das Gleichgewicht verloren haben und genau wie sie in die Tiefe gestürzt sein. Da er schwerer war als Sarah, hatte der Treibsand ihn vermutlich bereits verschlungen…
    Sie fragte sich, wie viele unglückliche Seelen bereits vor ihr diesen grausigen Weg in die Ewigkeit angetreten haben mochten, und halb erwartete sie, dass erneut du Gard oder ihr Vater auftauchen würden, um sie ins Jenseits zu geleiten.
    Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen baumelte plötzlich eine Seilschlinge vor Sarahs tränenden Augen.
    »Was…?«
    »Rasch, Sarah! Zieh die Schlinge über!«
    Weder du Gard noch Gardiner Kincaid riefen diese Worte von oben zu ihr herab. Es war Kamal. Sarah zögerte keinen Augenblick, fasste nach der Schlinge und schlüpfte mit Kopf und Armen hindurch.
    »Bereit!«, rief sie laut. Sofort straffte sich das Seil und bewahrte sie davor, im Treibsand zu versinken. Kamals Muskelkraft leistete dem Sog der Tiefe tapferen Widerstand, aber sie reichte nicht aus, um Sarah vollends daraus zu befreien. Also fasste sie selbst das Seil und zog sich nach oben, und indem sie alle Kraft aufbot, über die sie noch verfügte, gelang es ihr, sich dem feuchten Sand zu entwinden.
    Sie bekam eine der Säulen zu fassen und erklomm deren Sockel, ruhte sich dort einen Augenblick aus, ehe eine waghalsige Kletterpartie begann. Indem sie Kamal nach Kräften unterstützte und jede Fuge der Säule nutzte, um sich daran festzuklammern, gelangte Sarah Stück für Stück nach oben und erreichte schließlich das Kapitell. Kamals Hand reckte sich ihr entgegen, und sie ergriff sie dankbar, erklomm die winzige, aber rettende Plattform.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, hauchte sie dabei.
    »Wie du mir das meine«, erwiderte Kamal nur, und sie umarmten einander im Überschwang der Erleichterung.
    Dann erst wurde Sarah bewusst, dass sie das Lächeln in Kamals Gesicht gar nicht hätte sehen dürfen. Ihrer beider Fackeln waren erloschen, also hätte es eigentlich stockfinster sein müssen…
    »Verblüffend, nicht wahr?«, fragte Kamal, der ihren Gedanken einmal mehr erriet. »Als die Fledermäuse kamen, erlosch meine Fackel, das Licht jedoch blieb.«
    »Woher kommt es?«, wunderte sich Sarah.
    »Von dort«, erwiderte Kamal. Indem er auf die nächste Säule wechselte, gab er den Blick auf den Höhlenausgang frei, von dem sie nur noch wenige Yards trennten. Jenseits des Durchgangs schien es eine Kammer zu geben, die von einem fahlem Schein erhellt wurde.
    »Also los«, forderte Sarah ihren Gefährten auf. Ungeachtet des überstandenen Schreckens,

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