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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Lächeln noch ihre Begrüßung zu erwidern gedachte, verlangsamte sie ihren Schritt.
    »Onkel…?«
    »Ich gratuliere, Sarah«, sagte Laydon ruhig. »Du hast mich nicht enttäuscht. Du hast gefunden, was seit Jahrtausenden verborgen war. Du bist in der Tat Gardiners gelehrigste Schülerin.«
    »Ich… Aber… Was bedeutet das, Onkel?«, fragte Sarah verblüfft.
    Laydon gab keine Antwort, sondern ging nur einen Schritt zur Seite. Durch den schmalen Durchgang trat ein Dutzend schwarz gewandeter, bis auf schmale Sehschlitze vermummter Krieger, die mit Flinten und Säbeln bewaffnet waren und entlang der Wände Aufstellung nahmen.
    Und in diesem Moment dämmerte Sarah die schreckliche Erkenntnis.

 
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    »Nein«, flüsterte Sarah leise und verzweifelnd. »Bitte nicht. Sag, dass es nicht wahr ist, Onkel…«
    Mortimer Laydon lächelte dünn. »Es tut mir leid, mein Kind, aber ich fürchte, auch in diesem Fall hat dich dein Scharfsinn nicht getrogen. Wenngleich ich verwundert feststelle, dass du der Wahrheit erst sehr spät auf die Spur gekommen bist. Aber das scheint in der Familie zu liegen, nicht wahr?«
    Sarah überhörte die Bemerkung. Sie hatte noch immer Mühe zu begreifen, was vor sich ging. Mortimer Laydon arbeitete mit dem Feind zusammen! Schlimmer noch, er war der Feind! Kein anderer als Sarahs väterlicher Freund und Pate war der Verräter in den eigenen Reihen, vor dem der alte Ammon sie gewarnt hatte! Diese Möglichkeit hatte nicht einmal Maurice du Gard in Betracht gezogen…
    »Du wirkst überrascht«, stellte Laydon mitleidlos fest. »Demnach habe ich meine Rolle wohl sehr überzeugend gespielt.«
    »Allerdings«, bestätigte Sarah tonlos. »Niemals hätte ich gedacht, dass du ein elender Verräter sein könntest…«
    »Dein Vertrauen in mich ehrt mich, mein Kind. Allerdings entnehme ich deiner Wortwahl, dass du das wahre Ausmaß der Dinge noch immer nicht begriffen hast.«
    »Du hast uns alle belogen…«
    »Mitnichten.« Laydon schüttelte den Kopf. »Aus meiner Zugehörigkeit zur Egyptian League habe ich nie einen Hehl gemacht, und auch meine Verbindungen zum Duke of Clarence habe ich keineswegs geleugnet.«
    »Der Duke?«, fragte Sarah erschrocken. »Gehört er ebenfalls dazu?«
    »Aber nicht doch. Er ist nur ein willenloses Werkzeug, dessen wir uns bedient haben. Seine offensichtlichen Schwächen haben ihn zu einem… nennen wir es: bereitwilligen Verbündetem gemacht.«
    »Ich kann es nicht glauben.« Sarah schüttelte beharrlich den Kopf. »Ich will es einfach nicht glauben…«
    »Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, mein Kind, denn es ist die Wahrheit«, konterte Laydon. »Und wenn du nicht ebenso naiv und leichtgläubig wärst wie dein Vater, wärst du schon viel früher darauf gekommen.«
    »Lass Vater aus dem Spiel!«, warnte Sarah.
    »Willst du mir drohen? Im Angesicht geladener Waffen?« Laydon lachte laut auf. »Die Unbeugsamkeit hast du ebenfalls vom alten Gardiner geerbt, zusammen mit dem Gespür für verborgene Geheimnisse – eine bisweilen ziemlich anstrengende Kombination, wie ich feststellen musste, denn es war keineswegs immer einfach, dich das tun zu lassen, was ich wollte.«
    »Soll das heißen…?«
    »Dass ich dich manipuliert habe, von Anfang an.« Laydon nickte. »Von dem Augenblick an, da ich Kincaid Manor betrat, gab es für mich nur ein Ziel, Sarah: dich auf diese Expedition zu schicken.«
    »Warum, Onkel?«
    »Weil ich genau wusste, dass du die Einzige bist, die imstande ist, das Buch des Thot zu finden und das Rätsel zu lösen.«
    »Das meinte ich nicht«, wehrte Sarah ab, die sich hintergangen und unendlich dumm vorkam. »Warum das alles?«, rief sie so laut, dass es von der Decke der Kammer widerhallte. »Wozu das ganze Theater? Du hättest mich auch um meine Hilfe bitten können…«
    »Nach allem, was gewesen ist?« Laydon schüttelte den Kopf. »Nein, Sarah. Ich kenne dich lange und gut genug, um zu wissen, dass es eines besonderen Köders bedurfte, um die trauernde Sarah Kincaid aus ihrem Bau zu locken. Und ich habe mich nicht geirrt. Eine Mordserie an unschuldigen Frauen erschien mir geeignet, um dein Mitgefühl zu wecken und dich aus deinem selbstgewählten Exil zu befreien. Dazu ein paar symbolträchtige Hinweise wie am Tatort zurückgelassene Hieroglyphen oder ein simples Buchstabenrätsel – und mir war klar, dass früher oder später dein alter Jagdinstinkt erwachen würde. Ich wusste, dass ich dich nur zu dieser Expedition würde bewegen

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