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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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aus dem Spiel lassen sollst«, knurrte Sarah. »Und nun will ich eine Antwort. Was bezweckt ihr mit dem Feuer des Re?«
    »Was könnte man wohl mit einer Waffe von unvorstellbarer Zerstörungskraft anfangen?« Laydon lächelte versonnen. »Eine solche Waffe bedeutet Macht, mein Kind. Grenzenlose Macht, mehr, als du dir vorstellen kannst. Macht, die selbst die des Empire übertrifft. Macht, die die ganze Welt umfasst…«
    »Weltherrschaftspläne.« Sarah lachte verächtlich auf. Der wahnsinnige Glanz in den Augen ihres Onkels war ihr nicht entgangen. »Dem Letzten, der sich mit derlei Plänen trug, sind sie schlecht bekommen – er starb einsam und verlassen im Exil.«
    »Weil er vergeblich nach dem gesucht hat, was wir gefunden haben«, meinte Laydon überzeugt. »Hinter dieser Pforte, Sarah, befindet sich das, was Napoleon fehlte, um seinen Machtanspruch durchzusetzen. Wäre seine Expedition nach Ägypten von Erfolg gekrönt gewesen, würden wir wohl nicht hier stehen. Möglicherweise würde England nicht einmal mehr existieren, solch große Macht hätte das Feuer des Re Bonaparte in die Hände gegeben. Ich jedoch stehe kurz davor, diese Macht in meinen Besitz zu bringen. Und ich gedenke, sie zu benutzen.«
    »Du bist wahnsinnig«, stellte Sarah fest.
    »Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst. Viele Visionäre wurden von ihren Zeitgenossen für verrückt gehalten. Erst im Nachhinein hat man die Größe ihrer Taten erkannt. Das Empire ist alt und träge geworden, Sarah. Der Thronfolger ist ein Schwächling, das Parlament von Verrätern unterminiert, das Reich von Feinden umgeben.«
    »Ausgerechnet du sprichst von Feinden und Verrätern, Onkel?«, fragte Sarah spitz. »Wie interessant…«
    »Allerdings. In einer Situation wie dieser kann ein Mann von Ehre nicht schweigen, sondern muss handeln.«
    »Ach ja? Und was heißt das?«
    »Das heißt, dass wir die Macht übernehmen werden«, erklärte Laydon kurzerhand. »Das Feuer des Re wird uns dazu verhelfen – denn wer sich unserem Willen nicht beugt, der wird vernichtet.«
    »Das ist Hochverrat, Onkel!«
    »Hochverrat«, echote Laydon spöttisch. »Sind das die Grenzen deiner Vorstellungskraft? Ein neues Zeitalter zieht herauf, Sarah. Ein Zeitalter der Technik, in dem es Kriege und Auseinandersetzungen geben wird, die an Grausamkeit und Radikalität alles übertreffen werden, was wir kennen. Ist dir nicht auch daran gelegen, dass England in diesen Konflikten die Oberhand behält? Mit dem Feuer des Re halten wir die absolute Macht in Händen, eine Waffe, gegen die es keine Verteidigung gibt. Ein Empire, das über solche Macht verfügt, kann den Völkern dieser Welt die Bedingungen für den Frieden diktieren und sie sich Untertan machen, eines nach dem anderen. Kriege werden damit der Vergangenheit angehören. Ist das nicht eine Vision, für die es sich zu töten lohnt?«
    »Eine Vision? Du nennst blutige Unterdrückung eine Vision?« Sarah schüttelte den Kopf. »Du hast den Verstand verloren, Onkel, und du widerst mich an. Du hast all diese Menschen getötet, nur um deine Gier nach Macht zu befriedigen. Diese Frauen in London…«
    »Huren, weiter nichts.«
    »Der arme Kesh…«
    »Ein einfältiger Krüppel.«
    »Und auch du Gard.«
    »Der Franzose trägt selbst die Schuld an dem, was ihm widerfahren ist. Er war zu neugierig und hat seine Nase in Dinge gesteckt, die ihn nichts angingen. Unseren Versuchen, ihn aus dem Weg zu räumen, hat er sich allerdings beharrlich entzogen. In London hätte die Klinge des Attentäters ihn und nicht diesen Ignoranten Quayle treffen sollen, und auch in Kairo ging die Kugel fehl. Erst auf dem Schiff waren unsere Bemühungen schließlich von Erfolg gekrönt.«
    »Und wie sie das waren«, bestätigte Sarah in bitterer Erinnerung an du Gards blutüberströmten Körper. »Ich hoffe, du bist stolz auf das, was du getan hast.«
    »Noch nicht.« Laydon schüttelte den Kopf. »Stolz wird mich erst erfüllen, wenn sich das Geheimnis des Mondgottes in unserer Hand befindet und die Welt sich vor uns beugt.«
    »Uns?«, fragte Sarah. »Du sprichst von der Ägyptischen Liga?«
    »Die Liga.« Der Doktor lachte spöttisch. »Sie ist nur Tarnung und nichts weiter; die wahre Vereinigung, in deren Diensten ich stehe und die sich der Vergangenheit bedient, um die Zukunft zu beherrschen, ist ungleich älter und mächtiger, und sie hatte schon viele Mitglieder im Lauf ihrer langen Geschichte. Alexander der Große soll ihr einst angehört haben, ebenso

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