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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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stand Kamal, einen noch blutigen Dolch in der Hand. Der Blick, mit dem er Sarah suchte, drückte Verwirrung und zugleich Hilflosigkeit aus.
    »Verzeihen Sie, Mylady«, krächzte er, »ich weiß, dass ich bei der Kutsche auf Sie warten sollte, aber ich habe Sie meinen Namen rufen gehört und dachte…«
    »Schon gut.« Sarah winkte ab. Erleichtert, dass sie ihren Führer zu Unrecht verdächtigt hatte, wandte sie sich Ammon zu, der auf dem Boden kauerte und mit leerem Blick um sich starrte.
    »Seid Ihr in Ordnung, Meister? Geht es Euch gut?«
    »Ich bin am Leben«, erwiderte der Alte mit verblüffender Ruhe, »nur das zählt. Du musst aufbrechen, Sarah, rasch. Das Böse ist dir bereits auf den Fersen…«
    »O Meister, verzeiht mir«, bat Sarah und sank reumütig auf die Knie. »In meiner Leichtfertigkeit habe ich meine Feinde zu Euch geführt und Euch damit in Gefahr gebracht. Kesh ist tot, Meister. Der Mann, der auch Euch ermorden wollte, hat ihn kaltblütig erstochen…«
    »Kesh«, wiederholte der Alte. Es war ihm anzusehen, wie sehr ihn der Verlust seines treuen Dieners traf, der ihm wie ein Sohn gewesen war. »Er war ein guter Mensch, Gott wird sich seiner annehmen. Und nun geh, Sarah, rasch.«
    »Es tut mir leid, Meister. Meine Unvorsichtigkeit hat den armen Kesh das Leben gekostet…«
    »Du kannst nichts dafür, mein Kind. In dieser Nacht sind Kräfte am Werk, die älter und grausamer sind als alles, was du dir vorstellen kannst. Die Mächte des Bösen dürfen ihr Ziel nicht erreichen, Sarah. Du musst vor ihnen finden, was sie suchen, deshalb geh jetzt, solange noch Zeit dazu ist.«
    »Gut«, erklärte sich Sarah zögernd einverstanden, »aber Ihr müsst die Sternwarte ebenfalls verlassen, Meister. Unsere Feinde wissen jetzt, wo Sie Euch finden, und Sie werden von Euch dieselben Informationen verlangen, die Ihr mir gegeben habt.«
    »Sie werden mich nicht finden«, meinte der Alte voller Überzeugung. »Und dich ebenfalls nicht. Geh jetzt, mein Kind, und vergiss nicht, was du feierlich versprochen hast.«
    »Das werde ich nicht, Meister. Ich…«
    Sarah unterbrach sich, als auf der Treppe plötzlich hektische Tritte zu hören waren. Mehrere Männer kamen die Stufen herauf gestürmt – noch mehr Attentäter?
    Kamal schien dasselbe zu vermuten, denn beherzt trat er vor und stellte sich schützend vor seine Herrin und den alten Ammon.
    »Was immer geschieht, bleiben Sie hinter mir, Mylady«, wies er Sarah edelmütig an – schon einen Herzschlag später hatten die Eindringlinge die Turmkammer erreicht.
    Sarah ließ einen erstickten Schrei vernehmen, als der Erste von ihnen über die Schwelle trat – um im nächsten Augenblick zu erkennen, dass es kein anderer als Stuart Hayden war. Der rote Husarenrock leuchtete im Licht der Öllampen, in der Hand hielt der Offizier seinen blanken Säbel. Noch am Morgen hätte Sarah ernsthaft bezweifelt, dass sie jemals froh sein könnte, Hayden zu sehen – in diesem Augenblick war sie es.
    Und Hayden war nicht allein.
    Zwei seiner Soldaten begleiteten ihn: Sergeanten, die mit Bajonetten versehene Gewehre trugen. Und auch Milton Fox und Maurice du Gard waren dabei – der eine mit einem kurzläufigen Revolver bewaffnet, der andere mit dem üblichen Charme.
    »Verzeih, ma chère, dass ich deinen Aufenthalt verraten habe, aber nachdem auf uns geschossen wurde, hat unser werter capitaine darauf bestanden…«
    »Geht es Ihnen gut, Lady Kincaid?«, fiel Hayden ihm ungeduldig ins Wort.
    »Danke, ich kann nicht klagen«, entgegnete Sarah und gab sich Mühe, dabei möglichst beherrscht zu klingen.
    »Der Kerl ist tot«, stellte Fox fest, der sich über den Vermummten gebeugt und ihn mit geübtem Blick untersucht hatte. »Sind Sie das gewesen, Lady Kincaid?«
    »Nein«, entgegnete Sarah kühl. »Unser Freund Kamal war so zuvorkommend, dies zu erledigen…«
    Kurzerhand entfernte Fox das schwarze Tuch, das der Attentäter vor dem Gesicht getragen hatte. Darunter kamen die sonnengebräunten Züge eines Arabers zum Vorschein.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer der Kerl ist?«, fragte der Inspektor Sarah.
    »Durchaus nicht. Aber er ist genauso gekleidet wie jene Männer, die Mortimer Laydon entführten. Glauben Sie mir jetzt, dass die Spur nach Ägypten führt?«
    »Bewiesen ist noch immer nichts«, schnappte Fox in kindischem Trotz. »Wir müssen umgehend die Behörden alarmieren. Der Fall muss untersucht und aufgearbeitet werden. Ich werde meine Fachkenntnisse den Kollegen vor Ort zur

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