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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ruhen werden, bis die Führerin ihres Ordens gerächt ist und sie das Buch des Thot in Händen halten. Durch die Jahrhunderte haben sie immer wieder versucht, es in ihren Besitz zu bringen und sich dabei der Mächtigen dieser Welt bedient – oder glaubst du, Alexander wäre von selbst darauf gekommen, nach dem Feuer des Re zu suchen? Oder Cäsar? Oder Napoleon? Nein, mein Kind – derlei Taten bedürfen stets eines Anstoßes.«
    Sarah nickte, während sie innerlich nur noch mehr erschauderte. Tatsächlich hatten die Verschwörer versucht, sich mit dem Duke of Clarence eines Mächtigen bei Hofe zu bedienen, und offenbar schienen die Wurzeln ihrer Bluttaten Jahrtausende zurückzureichen…
    »Möglicherweise«, resümierte Ammon düster, »ist Meherets Erbe auch in diesen Tagen noch wirksam. Aber genau wie Meheret wird Tod und Verderben denjenigen ereilen, der das Buch des Thot in Besitz zu nehmen wünscht.«
    »Dennoch muss ich es versuchen«, meinte Sarah mit Nachdruck, »schließlich geht es um unschuldige Menschenleben.«
    »Und um dein eigenes, nicht wahr?«, erkundigte sich der Alte rätselhaft.
    »In gewisser Weise schon.« Sarah nickte.
    »Du bist deinem Vater sehr ähnlich, mein Kind. Du willst das Gute und bist bereit, alles dafür zu wagen. Aber du musst dich vorsehen. Gefahr droht dir nicht nur von außen, sondern auch aus dem Inneren.«
    »Was bedeutet das?«
    »Was es bedeutet«, entgegnete der Alte schlicht. »Ein Verräter befindet sich unter deinen Leuten. Verrat ist Thots Begleiter gewesen, seit er den Sonnengott betrog. Hüte dich, Sarah, denn List und Täuschung lauern überall. Du darfst niemandem vertrauen, hörst du? Niemandem!«
    »Ich weiß.« Sarah nickte. Ammon hatte nur bestätigt, was du Gard und sie bereits vermutet hatten. Aber wer von ihren Begleitern mochte der Verräter sein? Wer aus ihrem engsten Kreis mochte in Wahrheit für den Feind arbeiten…? »Habt Dank für alles, was Ihr für mich getan habt, Meister. Ich weiß Euer Vertrauen zu schätzen.«
    »Denk an dein Versprechen, Sarah Kincaid. Vergiss es niemals.«
    »Das werde ich nicht, keine Sorge.«
    Das Gesicht des Alten nahm einen seltsam entrückten Ausdruck an, und er sprach folgende Worte, die sich unauslöschlich in Sarahs Gedächtnis einbrannten:
     
    Den Pfad der Nacht beschreite
    wer des Mondes Geheimnis sucht
    doch hüte sich, der nach Wissen trachtet
    vor dem, was in Dunkelheit lauert.
     
    »Was bedeutet das, Meister?«, fragte Sarah.
    »Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, so wirst du es erkennen«, prophezeite der Weise. »Allah möge dich beschützen, mein Kind.«
    »Euch auch, Meister.«
    Damit erhob Sarah sich und verbeugte sich tief vor dem Alten, der sie einmal mehr mit Wissen und Weisheit erleuchtet hatte. Auch wenn Ammon sie nicht sehen konnte, erschien es ihr unpassend und respektlos, sich abzuwenden und ihm den Rücken zuzukehren, also entfernte sie sich rückwärts gehend, das Haupt weiter gesenkt, so wie sie es einst getan hatte, als sie in der St. James Street der Königin ihre Aufwartung gemacht hatte. Vor langer, langer Zeit…
    Erst an der Treppe wandte Sarah sich um und stieg die steinernen Stufen hinab. Sie ließ die Etagen des Turmes, in denen der alte Ammon Schriftrollen und andere Schätze aufbewahrte, die auszuwerten für jeden Archäologen ein Fest gewesen wäre, hinter sich und erreichte schließlich den Eingangsraum, in dem von der Decke hängende Öllampen für Beleuchtung sorgten. Ihre Flammen flackerten, denn die Tür nach draußen stand einen Spalt weit offen.
    »Kesh?«, fragte Sarah.
    Keine Reaktion.
    »Kesh, wo bist du?«
    Sie schlug den Vorhang beiseite, hinter dem der Diener des Weisen seine Wohnstatt hatte – aber das einfache Lager, das aus einer strohgestopften Matratze und einigen Kissen bestand, war leer.
    »Kesh…?«
    Als Sarah erneut keine Antwort erhielt, beschlich sie eine böse Ahnung. Vorsichtig bewegte sie sich auf die Tür zu und stieß sie an. Knarrend schwang das Türblatt auf und gab den Blick auf die brüchigen Stufen des Portals frei – und auf den reglosen Körper, der am Fuß der Treppe lag.
    »Kesh!«
    Jede Vorsicht außer Acht lassend, stürmte Sarah die Steinstufen hinab und fiel auf die Knie nieder. Es war tatsächlich der Diener des Weisen, der leblos und blutüberströmt am Boden lag. Panisch versuchte Sarah, seinen Puls zu fühlen, aber wohin sie auch griff, sie spürte nur Blut, kein Lebenszeichen. Sie kam zu spät…
    »O Kesh! Es tut mir leid! Es tut mir

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