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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ihr Freund du Gard – nur ihm habe Sie gesagt, wohin Sie gehen. Ist es nicht möglich, dass er dem Feind verraten hat, wo Sie sich aufhalten?«
    »Sie vergessen, dass auf ihn geschossen wurde.«
    »Aber die Kugel hat ihn verfehlt«, wandte Hayden ein. »Wie durch ein Wunder hatte unser französischer Gefährte im rechten Augenblick eine Eingebung und konnte sich in Deckung werfen. Ein seltsamer Zufall, oder nicht?«
    »Allerdings«, stimmte Milton Fox zu. »Zudem ist auffällig, dass du Gard seit jener Nacht ein sehr seltsames Verhalten an den Tag legt. Er sondert sich ab und spricht kaum noch mit uns. Irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen.«
    »Und daraus folgern Sie, dass er ein Verräter ist?« Sarah hob die Brauen. »Ich will hoffen, Inspector, dass Sie Ihre Ermittlungen zu Hause in London auf verlässlichere Indizien stützen. Maurice du Gard mag bisweilen ein wenig eigenartig erscheinen, aber ganz sicher ist er kein Verräter.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ein Verräter, Inspector, sich nicht absondern, sondern im Gegenteil versuchen würde, bei einer Besprechung wie dieser zugegen zu sein, um herauszufinden, was wir vorhaben.«
    »Ein gutes Argument«, räumte Hayden ein. »Aber überzeugt bin ich deshalb noch nicht.«
    »Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, Captain. Ich kenne Maurice du Gard schon sehr viel länger als Sie, und wenn ich Ihnen sage, dass er ein Ehrenmann ist und kein Verräter, dann sollten Sie mir das glauben.«
    »Und das würden Sie beschwören?«
    »Allerdings, Captain, das würde ich. Und sollten Sie jemals wieder den Verdacht äußern, dass Maurice du Gard ein Verräter ist, so werden Sie sich dafür verantworten müssen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Natürlich«, versicherte Hayden mit provozierender Gelassenheit. »Ich habe sehr wohl verstanden, Lady Kincaid. Aber Sie sollen wissen, dass ich du Gard im Auge behalten werde. Und sollten Inspector Fox und ich mit unserer Vermutung Recht haben, so sind Sie es, die sich dafür wird verantworten müssen. Ich hoffe, das ist Ihnen klar.«
    »Glasklar«, versicherte Sarah, und erneut fochten sie mit Blicken, bis Jeffrey Hull sich wieder einmal genötigt sah, vermittelnd einzuschreiten.
    »Nachdem wir das geklärt haben«, meinte der königliche Berater versöhnlich, »sollten wir nun besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen. Vielleicht möchte Lady Kincaid uns anhand dieser Karte erläutern, wohin uns unsere weitere Reise führen wird.«
    »Zunächst hierher«, antwortete Sarah und deutete auf eine Stelle der Karte Oberägyptens, die Sir Jeffrey auf dem Tisch ausgebreitet hatte. »Nach Hermopolis Magna, einer ägyptischen Stadt, die nicht nur als Kapitale des 15. Nomos, also eines Verwaltungsbezirkes des Ägypterreiches, von Bedeutung gewesen ist, sondern auch weil sie die zentrale Kultstätte des Gottes Dehuti barg.«
    »Mit anderen Worten Thot«, sagte Fox.
    »Ganz recht. In moderner Zeit freilich ist von Hermopolis, das einst unter dem Namen Unu bekannt war, kaum etwas übrig geblieben. Die Wüste hat sich den größten Teil des fruchtbaren Landes zurückerobert und weite Teile der antiken Stadt unter Sand begraben. Wie der Tempel von Thot einst aussah, wissen wir nicht, aber wir haben glücklicherweise ziemlich genaue Kenntnis davon, wo dieser Tempel stand.«
    »Wie das?«, wollte Milton Fox wissen.
    »Nun – zum einen, weil sich die Statuen zweier Paviane bis in unsere Zeit erhalten haben. Und da Thot nicht nur in Gestalt des Ibisses, sondern auch in der des Affen verehrt wurde, können wir davon ausgehen, dass diese Statuen einen ersten Hinweis bilden. Noch wichtiger allerdings sind die Überreste zweier riesiger Steinsäulen, die einst zum Hauptportal des Tempels gehört haben müssen. Eine deutsche Expedition hat 1868 in der Nähe dieser Säulen einen verschütteten Eingang entdeckt, in dem die sterblichen Überreste einiger Soldaten aus der Armee Napoleons gefunden wurden. Die Deutschen haben sich darüber gewundert, den Stollen jedoch nicht weiter erforscht – wohl aus Unkenntnis darüber, welches Geheimnis der Tempel birgt.«
    »Und Sie denken, dass…?«
    »Ich hoffe«, verbesserte Sarah, »dass dieser Stollen keine Sackgasse ist, sondern dass es von dort aus einen Weg ins Innere des Tempels gibt. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein antikes Gebäude unter dem Wüstensand bis in die Gegenwart erhalten hat. In Form eines Sturmes kann Sand ungeheuer zerstörerisch sein – hat er sich allerdings erst einmal

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