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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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von Veldans Gegenwart schwand aus Elions Geist und ließ ihm nur noch den Windgeist übrig, woran er seine Wut auslassen konnte. »Vielen Dank also, Thirishri«, grollte er. »Eine Nacht in einem Schneeloch im Gebirge ist genau das, was mir zum krönenden Abschluss dieses Tages noch gefehlt hat.«
    Der Wind drehte sich plötzlich und wirbelte Elion den Schnee ins Gesicht. *Stets zu Diensten, mein geschätzter Wissenshüter!* Doch dann wurde sie ernst. *Das ist wahrscheinlich die bessere Wahl, wie du sehr wohl weißt. Veldans Lage ist schon ohne uns prekär genug, und je früher ihr vergänglichen Menschen Schutz findet, desto besser. Mach schon, Elion, hör auf zu schmollen wie ein Kind. Weiteres Zögern könnte dich umbringen. Dreht um, begebt euch in den Schutz des Abhangs und baut eine Deckung.*
    Dass der Vorschlag vernünftig war, gab Elion wenigstens insgeheim zu. Doch hätte er Thirishri offen zugestimmt, hätte sie gewusst, wie sehr ihn ihre Bemerkung über sein kindisches Benehmen wurmte, und das wünschte er nicht. Stumm machten sie kehrt und stemmten sich gegen den Sturm.
    Sofort warf sich ihnen eine mörderische Kraft entgegen. Der Sturm blies ihnen den Schnee ins Gesicht, der hart wie Graupel war, pfiff in den Ohren und zwang sie, die Augen fest zuzukneifen. Die Kälte schmerzte in den Zähnen und schnitt wie ein Messer in die Haut. Elion, der das widerspenstige Pferd am Zügel führte, taumelte und stolperte, ohne dass er gegen die Sturmböen ankam. Er hatte den Rückzug zu lange aufgeschoben. Er rang nach Luft wie ein Ertrinkender, während der eisige Wind ihm immer wieder die Atemluft entriss.
    Plötzlich flaute der Sturm ab, und Elion stolperte vorwärts und verlor in der Windstille das Gleichgewicht. Ohne die eisigen Böen fühlte sich seine Haut warm an und begann zu kribbeln. Dankbar machte er ein paar tiefe Atemzüge, rieb sich die brennenden Augen und zupfte sich das Eis von den Wimpern. Ihm klingelten die Ohren. Es war, als ob er noch immer den Sturm heulen hörte …
    *Hör auf zu trödeln, du Narr! Ich bin nur ein kleiner Windgeist gegen die entfesselte Natur. Wie lange, glaubst du, kann ich das aufrechterhalten?* Thirishri klang angestrengt und atemlos.
    Elion schaute blinzelnd um sich. Der Schnee wirbelte so dicht um ihn herum wie zuvor, nur hatte sich eine windstille Gasse vor ihm gebildet.
    *Verrückter Mensch, wirst du wohl vorwärts gehen? Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.*
    »Entschuldige!« Elion zog ruckartig am Zügel und schleppte das leidgeprüfte Pferd weiter bergauf. Selbst mit Thirishris Hilfe war das Vorwärtskommen die reinste Quälerei. Er hatte bald keine Kraft mehr, und Hände und Füße waren taub. Die Nacht war so finster wie das Herz eines Banditen, und Elion konnte kaum den Weg erkennen. Zwar hatte er eine gute Lichtquelle in der Satteltasche, aber diese Ausrüstung blieb strikt dem Notfall vorbehalten, und er würde sie noch brauchen, wenn sie den Unterstand bauten. Elion hatte sein Zeitgefühl bereits verloren. Wenigstens kommt das Pferd jetzt gleichmäßiger hinter mir her – es hat ja auch zwei Beine mehr als ich, dachte er neidisch. Er wollte sich schon umdrehen und seinem Ärger Luft machen, als er feststellte, dass er sich leicht benommen fühlte.
    In demselben Moment hörte er hinter sich das Kratzen und Schlittern der Hufe und ein schrilles Wiehern. Dann traf ihn ein wuchtiger Schlag zwischen die Schultern, sodass er lang hinschlug wie ein gelallter Baum, und ein enormes Gewicht fiel auf ihn und presste ihn zu Boden.
    Einen panischen Augenblick lang glaubte Elion, das Pferd sei auf ihn gestürzt und er sei dazu verdammt, an Ort und Stelle zu erfrieren. Doch dann begann seine Last sich zu bewegen und, was noch besser war, zu fluchen. Mit einem Anflug von Verlegenheit stellte Elion fest, dass der Braune in die Knie gegangen war und seinen Reiter kopfüber abgeworfen hatte. Dies war das erste Mal, dass der Mann ein Wort sprach und sich bewegte, seit sie von der Unglücksstelle den Weg nach unten genommen hatten. Elion kam es vor, als wären sie schon Tage unterwegs. Der Mann war unfähig gewesen, etwas für sich selbst zu tun, hatte wie ein schlaffer Sack auf dem Pferd gesessen und in stummem Elend vor sich hin gestiert. Nun hat also doch noch etwas eine Regung bei dir hervorgerufen, dachte Elion, doch dann erschrak er vor seiner eigenen Bosheit. Ihm kam zu Bewusstsein, wie fassungslos er selbst nach Melnyths Tod gewesen war, benommen und niedergeschlagen von

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