Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
jeden zu beißen, der sich in seine Nähe wagte. Blank blieb mitten in der Tür stehen und starrte auf das Schlachtross. Er verzog angewidert den Mund. »Alte, ich bin es nicht gewöhnt, mein Quartier mit dem Vieh zu teilen«, sagte er kalt.
    Und Mazal ist es nicht gewöhnt, sein Quartier mit Abschaum zu teilen, du herzlose, gemeine Schlange. Immerhin hatte er sie noch nicht wiedererkannt, und das war die Hauptsache. Toulac holte tief Luft und nahm die Zähne auseinander. »Tut mir Leid, mein Herr, tut mir wirklich Leid«, jammerte sie, »aber er ist mein Lebensunterhalt, das Pferd meine ich, und meine alte Scheune ist nicht mehr sicher. Also, das Dach könnte schon beim nächsten Windstoß einstürzen …«
    »Sie taugt also nicht für meine Pferde?«
    »Nein, mein Herr. Ganz bestimmt nicht.« Erst recht nicht, wenn Veldans Freund Hunger bekommt.
    Blank wandte sich ab, doch dabei streifte er sie mit einem so verachtungsvollen Blick, dass Toulacs Blut ins Schäumen geriet. »Nun gut, wo kann ich meine Soldaten unterbringen, du einfältige Frau?«, fragte er. »Ich habe zwei Dutzend frierende Männer da draußen.«
    Die kannst du dir sonstwohin schieben. »Nun, mein Herr, da ist die Sägemühle. Die ist warm und trocken, und es hat viele Holzreste und Späne zum Verfeuern und einen Kamin und so. Männer und Tiere passen da allesamt hinein.«
    »Sehr gut.« Blank ging nach draußen, und Toulac hörte ihn mit gedämpfter Stimme sprechen. Nach einer Weile kam er wieder ins Haus. »Der Hierarch befindet sich bei uns, aber er ist auf dem Ritt durchs Gebirge krank geworden und braucht etwas Pflege. Ich werde hier im Haus bleiben mit ihm und zwei Wachen an seiner Seite. Die Übrigen werden sich in die Sägemühle begeben. Nun wirst du freundlicherweise dieses stinkende Knochengestell entfernen. Möglicherweise werden wir es später brauchen, falls wir einschneien sollten.«
    Ein heftiger Schreck befiel Toulac. Mazal schlachten? Vorher dich, du Hurensohn. Das Herz reiße ich dir bei lebendigem Leib heraus …
    Blank sah sie mit diesen kalten, gemeinen Augen an, die ihr noch so gut in Erinnerung waren, und stapfte ungeduldig mit der Fußspitze. »Ist noch jemand bei dir?«
    Wenn du nicht gleich mit dem verdammten Stapfen aufhörst, haue ich dir den Fuß ab – und zwar gleich unter dem Kopf. »Ja, wenn es nichts ausmacht, edler Herr. Meine Enkelin ist hier, aber sie ist sehr krank, hat das Schwarze Lungenfieber, gnädiger Herr. Aber keine Angst, sie bleibt in ihrem Zimmer. Dass sich nur niemand ansteckt, erst recht nicht der Hierarch! Da wäre noch das Zimmer neben ihrem und außerdem ein hübscher, gemütlicher Dachboden mit einem schönen großen Bett.«
    »Ich nehme den Dachboden«, sagte Blank entschieden. »Der Hierarch kann das andere Zimmer bekommen.«
    Recht so, du greinender Feigling – soll sich ein anderes Rindvieh anstecken. »Wie befohlen, Herr. Ich suche nur schnell ein sauberes Bettzeug.«
    »Nein, Alte, das wirst du nicht tun. Zu allererst wirst du das verdammte Pferd nach draußen schaffen!«
    »Wie es beliebt, Herr.« Und hoffentlich verschrumpelt dir der Schwanz und fällt ab.
    Toulac fuhr in ihren Mantel und führte den beleidigten Mazal aus der Küche, wobei sie betete, er möge Blank keinen Tritt im Vorbeigehen verpassen, obwohl sie andererseits darauf hoffte. Unterdessen schleppten zwei stämmige Soldaten den Hierarchen herein. Er ließ die Arme hängen, rollte mit den Augen, und sein schlaffer Mund war halb geöffnet. Er hatte das Aussehen eines Schwachsinnigen. Was konnte den Mann befallen haben? Die plötzliche Erkenntnis jagte Toulac einen Schauder über den Rücken. Sie hatte schon Menschen in diesem Zustand gesehen – in der Schlacht: wenn das Entsetzen sie lähmte, wenn das Grauen so gewaltig war, dass der Verstand die Unterstützung verweigerte und nicht mehr sehen wollte, was dort stattfand.
    Der Letzte, den sie in diesem Zustand gesehen hatte, war Vlastor gewesen, der Anführer eines Rottenstammes aus den östlichen Hügellanden. Sie war bei ihm Söldnerin gewesen in einem der Sippenkriege, die in dieser Gegend so häufig und unvermeidlich auftraten wie Unkraut. Vlastor war in der Schlacht siegreich gewesen. Er drang jubelnd in die Burg des Feindes ein und stand dem aufgespießten Kopf seines Sohnes gegenüber. Toulac begann sich zu wundern.
    Was konnte im Gebirge geschehen sein, das den Hierarchen derart außer Fassung gebracht hatte? Schlag dir die Frage aus dem Kopf, und zwar sofort,

Weitere Kostenlose Bücher