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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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vergessen habe.«
    Rochalla zog missbilligend die Mundwinkel herab. »Lieber Myrial, das ist schändlich! Das arme Würmchen tut mir wirklich Leid. Bei all dem Reichtum gibt es wohl niemanden in diesem Haushalt, der einen Funken Verstand besitzt!« Plötzlich erschrak sie, weil ihr bewusst wurde, dass sie soeben ihren Wohltäter beschimpfte, und mäßigte sich. »Nun, du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Du gehst zu der Zeremonie, und ich werde von Zeit zu Zeit hinunterschlüpfen und ein Auge auf sie haben. Ich werde auch darauf horchen, ob jemand zurückkehrt, und mich dann in mein kleines Nest zurückziehen.«
    »Meine Liebe, du bist ein Schatz!« Presvel machte Anstalten, sie zu umarmen, doch sie wich zurück. Er rief sich sofort zur Ordnung und schaute weg. »Es tut mir Leid, Rochalla. Ich hatte versprochen, so etwas nicht zu tun.«
    Sie mühte sich um eine Antwort – als ein schriller Angstschrei aus dem unteren Stockwerk sie davon entband.
    Rochalla, der die nächtlichen Streifzüge auf Tiaronds Straßen eine katzenhafte Behändigkeit eingebracht hatten, bewegte sich als Erste. Wenn eine Frau einen solchen Schrei ausstieß, dann gab es dafür nur einen Grund. Ohne Zögern nahm sie den schweren Messingleuchter vom Nachtkästchen und war schon auf der Treppe, bevor Presvel nur einmal Luft geholt hatte. Sie drehte den Schlüssel in der Tür, schlüpfte hinaus und stob auf leisen Sohlen den Korridor hinunter. Zuerst wollte sie nachsehen, was geschehen war, bevor sie etwas unternähme. Seit dem Schrei herrschte eine unheimliche Stille, und sie wollte keinesfalls einem Mörder in die Arme laufen. Hinter sich hörte sie Presvels Schritte auf der Holztreppe. Sei doch leise, du Narr – ach, bitte, sei doch leise!, dachte sie verzweifelt. Die Überraschung ist vielleicht unser einziger Vorteil.
    Als Presvel sie zuvor auf Zehenspitzen in die Dachkammer führte, hatte er ihr auch das Zimmer der Herrin bezeichnet. Die Tür mit den kostbaren Schnitzereien war nun angelehnt, und von drinnen hörte man das tiefe raue Gemurmel einer Männerstimme und dann das scharfe Klatschen von Schlägen. Rochalla zuckte zusammen. Eine leichte Berührung an der Schulter ließ sie zusätzlich erschrecken.
    »Pst!«, machte Presvel. Er war schneeweiß. Das Entsetzen stand ihm im Gesicht, und seine Hände zitterten. »Bleib hier stehen – geh nicht hinein. Ich gehe nach unten und hole eine Waffe.«
    »Beeil dich«, flüsterte Rochalla. Bei aller Herzlosigkeit, die Seriema nachgesagt wurde – die Dame in einer solchen Lage zu wissen war ihr entsetzlich.
    Es kam sie hart an, zu warten und nicht zu wissen, was hinter der Tür geschah. Sie hielt den Atem an, rückte ein Stückchen vor und spähte um die Türkante. Der Eindringling kehrte der Tür den Rücken zu und verdeckte das Geschehen, doch Rochalla konnte in einem großen Standspiegel sehen, was er tat. Ihr zog sich der Magen zusammen. Der Mann kniete über Seriema, die einen Knebel aus dem Stoff ihres Kleides im Mund hatte. Rochalla sah das Messer blitzen, das vor Begierde zu zittern schien, während es über den Hals abwärts strich.
    Ohne Vorwarnung schnitt er der Frau in die Brust. Also Mord und Verstümmelung, nicht Schändung! Ohne weiter nachzudenken, schoss Rochalla ins Zimmer und schmetterte dem Mörder den schweren Leuchter auf den Kopf. Der Unhold brach stöhnend über seinem Opfer zusammen, das sich unter ihm wand.
    Doch Rochalla hatte in den Händen nicht die Kraft eines Schlachters, und die gleiche Wucht, die ihren Gegner in Erstaunen versetzte, schlug ihr auch den Leuchter aus der Hand. Plötzlich war der Mann wieder auf den Beinen. Aus einer Kopfwunde lief ihm das Blut über das Gesicht, und er sah sie aus glasigen Augen an. Er stieß einen wilden Schrei aus und hieb mit dem Messer durch die Luft, das es zischte. Es war blank, kein Blut war darauf zu sehen. Rochalla begriff ihren Irrtum. Der Mann hatte in den Stoff, nicht in die Haut geschnitten. Er hatte sein Opfer also doch schänden wollen. Hätte sie sich nur herausgehalten und auf Presvel gewartet.
    Rochalla wich zurück, versuchte sich zu erinnern, wo sie die Möbel hatte stehen sehen – den Sessel, den Spiegel, das Bett –, während sie den Blick nicht von der hin und her zischenden Klinge nahm. Ich darf nicht in Panik geraten, befahl sie sich, und weder schreien noch rennen. Sonst bringt er mich um. Sie wusste, dass er sich gleich auf sie stürzen würde, also würde sie sich bereithalten, würde

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