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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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halten. Es geschieht zu ihrem Schutz!«
    »Zurzeit ist alles nur Gerede«, versicherte sie ihm rasch. »Nur heiße Luft von ein paar Hitzköpfen. Amaurn war anders. Er war intelligent, charismatisch, ehrgeizig und ein Visionär dazu. Er hat wirklich geglaubt, dass es ein Fortschritt für die Völker auf Myrial wäre, wenn sie sich gegenseitig beeinflussen und entwickeln würden. Und um ehrlich zu sein, Cergorn, diesem Problem werden wir uns stellen müssen.« Noch einmal zögerte sie und wich seinem Blick aus. »Diese Welt gehört auch ihnen, weißt du, allen Bewohnern dieser Reiche. Glaubst du wirklich, dass es anständig ist, sie in solcher Unwissenheit zu belassen? Natürlich müssen wir ihnen nicht alles sagen, aber doch so viel, wie sie brauchen, um sich selbst zu helfen. Bergbaumaschinen zum Beispiel hätten Tausenden Gaeorn das Leben retten können, als ihre Tunnel überflutet wurden.«
    Er sah sie völlig bestürzt an. »Die Bergbaumaschinen, die mit Sprengstoff arbeiten? Und wohin hätte das führen sollen? Wenn sie erst einmal diese Entwicklung genommen haben, gibt es nichts mehr, womit wir sie aufhalten können. Kannst du dir die Auswirkung von Sprengstoffen in der Hand von kriegerischen Arten wie den Gaeorn vorstellen?«
    Syvilda schnitt eine Grimasse. »Ich glaube kaum. Aber das Dilemma wiegt schwerer, als du glaubst. Wenn selbst ich zu nachtschlafender Zeit Zweifel habe, dann stell dir mal die Gefühlslage der Wissenshüter und Mechaniker vor, die täglich Dutzende ihrer Artgenossen verlieren. Sei gewarnt, Cergorn. Dieses Problem löst sich nicht von selbst.«
    Der Archimandrit betrachtete sie stirnrunzelnd und konnte es nicht fassen, dass sie in diesem Punkt nicht mit ihm übereinstimmen wollte. »Das wird es aber tun müssen«, antwortete er glatt. »Denn die Antwort lautet nein. Und ganz gleich, was passiert, sie wird sich niemals ändern. Als Archimandrit habe ich einen heiligen Eid geschworen, dieses Wissen geheim zu halten. Und solange ich Archimandrit bin, werde ich den Eid halten.«
    Solange ich Archimandrit bin … Ein Schaudern durchlief ihn. Ihm war, als habe er das Schicksal herausgefordert. Doch dann verbot er sich diesen törichten Gedanken. Seine Lebensgefährtin würde sich allerdings nicht so leicht davon abbringen lassen.
    »Cergorn, du begehst einen großen Fehler, wenn du versuchst, vor dieser Entscheidung davonzulaufen. Das wird auf lange Sicht zu größerem Ärger führen.« Syvilda seufzte und schenkte ihm jenes gewinnende Lächeln, das er aus den vielen Jahren ihres Zusammenseins nur zu gut kannte. Sie wollte ihn umstimmen, auf die eine oder andere Weise. »Willst du es nicht überschlafen? Vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden und ein paar harmlose Dinge, die wir den Völkern verraten können, die in Schwierigkeiten sind. Lass es dir durch den Kopf gehen, Liebster, und dann sprechen wir noch mal darüber.« Sie drehte sich um und kuschelte sich in ihre Kissen in der eindeutigen Absicht, noch etwas Schlaf zu bekommen.
    Doch der Archimandrit konnte auch während der restlichen Nacht keinen Schlaf finden. Das überraschte ihn nicht. Denn zwei Jahrzehnte lang hatte er sich in Sicherheit gewiegt und geglaubt, die Irrlehre des abtrünnigen Amaurn ausgelöscht zu haben – eines Fremden mit charismatischer Ausstrahlung, der in den Schattenbund aufgenommen worden war und der dann ausschließlich versucht hatte, die Grundsätze umzustoßen, derentwegen der Bund gegründet worden war. Nachdem Amaurn aus Gendival geflohen war, habe ich geglaubt, seine ungesunden Ideen seien mit ihm verschwunden, dachte Cergorn. Hätten wir diesen Verrückten nur hingerichtet, wie es meine Absicht war! Wenn er doch nur nicht in der Nacht entkommen wäre! Doch vernünftigerweise kann man wohl kaum Amaurn für das jetzige Aufbegehren die Schuld geben, oder? In nahezu zwanzig Jahren hat man nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.
    Es schien geradezu, als habe er sich in Luft aufgelöst. Der beeindruckende Fremde mit den stahlgrauen Augen, dem brennenden Ehrgeiz und den aufrührerischen Ideen war nur noch ein warnendes Beispiel für die jüngeren Wissenshüter und eine verblassende Erinnerung der älteren. Wer könnte ihn noch fürchten? Nur ich, dachte Cergorn. Weil ich die einzig lebende Person in ganz Gendival bin, die weiß, wer Amaurn ist und woher er kam. Ich bin der Einzige, der begreift, welches Chaos er in der Welt entfesselt haben würde, wenn man ihn hätte gewähren lassen.
    Schließlich

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