Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
zu verlieren – erschien ihr jetzt unüberlegt und schwach.
    »Komm schon, Schätzchen …« Kaz’ Stimme war überraschend sanft, und Veldan bemerkte mit Gewissensbissen, dass er sich um sie sorgte – und vielleicht schon, seit sie sich so bald nach ihrer letzten, verhängnisvollen Reise für diese Aufgabe gemeldet hatten. Die Worte des Feuerdrachen richteten sie wieder auf, wie gewöhnlich: »Wir Hüter des Wissens spucken dem Schicksal ins Auge«, erinnerte er sie. »Wir lassen uns nicht von den Parzen aufs Kreuz legen. Solange wir uns nicht geschlagen geben, wird sich unser Schicksal am Ende ganz bestimmt noch wenden.«
    Lieber Kaz. Was würde ich nur ohne dich tun? Veldan behielt den Gedanken strikt für sich. Ihre eigentümliche Freundschaft war stark genug, um ohne offenes Zurschaustellen von Gefühlen zu gedeihen. »Sehr philosophisch«, erwiderte sie. »Jetzt weiß ich erst, wie tief wir im Schlamassel stecken.«
    Kaz leckte sich mit seiner gespaltenen Zunge träge über die Lefzen, was die Feuerdrachenversion eines spöttischen Grinsens darstellte. »Sag an, Boss – willst du es riskieren oder sollen wir umkehren?«
    Veldan zuckte die Achseln. »Wir versuchen es.« In Wirklichkeit hatten sie gar keine Wahl. Es gab keinen anderen Weg über das Gebirge, und sobald sie zurückwichen, hätten sie verloren. In dieser feindseligen Gegend musste der Seher Hungers sterben. Riskierten sie den Durchbruch, so blieb noch eine geringe Chance, dass die Drachen gemeinsam stark genug sein würden, um der reißenden Strömung standzuhalten. Dann erreichten sie vielleicht doch noch den Gebirgskamm, bevor Aethon die Kraft endgültig verließ.
    Reiß dich zusammen, Veldan. Wir können es schaffen. Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht und nahm eine sorgfältige Einschätzung der Lage vor. Etwa auf zwanzig Schritt den Weg hinauf verengten sich die Felsen, sodass das Wasser mit beträchtlicher Kraft hindurchströmte. Für Aethon würden es schwierig werden, sich dem Druck der eisigen Wassermassen entgegenzustemmen. Jedoch war der Weg dort, wo sie gerade stand, breit genug und ließ Raum für ein Manöver …
    »Kaz – du zwängst dich um den Seher herum und kommst nach vorne. Ich brauche dich, um einen Weg zu bahnen und die Hauptkraft der Strömung …«
    »Wird gemacht.« Der Feuerdrache begann sich stückchenweise an Aethons ruhender Masse vorbeizuquetschen. »Dich lasse ich aufsitzen, Boss – und mach mir ja nicht das Leben schwer. Du könntest wenigstens ein zuversichtliches Gesicht ziehen. Aber ich weiß, dass du noch nicht ganz gesund bist. Du könntest der Strömung genauso wenig standhalten wie Aethon.«
    Unwillkürlich wollte Veldan protestieren, aber wozu? Er hatte ja Recht. Sie drehte sich um. »Aethon? Aethon! Kannst du mich hören?« Wenn er schon nicht mehr bei sich war …
    »Ich … ich höre dich, Veldan …« Der Drache brachte nicht mehr als ein Flüstern hervor. »Hab keine Angst. Ich kann noch weiter …«
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte sie ermutigend. »Nur noch ein letztes Stück. Folge Kaz – und lass mich wissen, wenn es zu schwierig wird.«
    »Fürchte nichts. Ich werde folgen.«
    Kaz stand bereit. Am Rande des Wasser krümmte er seinen langen, schlanken Körper leicht geduckt zusammen. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, aber das ruckartige Schlagen des Schwanzes tat seine Abneigung kund. Entgegen seiner reptilienhaften Erscheinung war Kaz ein warmblütiges Wesen, und er litt ebenso sehr unter Kälte wie seine menschliche Partnerin. Er drehte sich nach Veldan um und zuckte auf Drachenart die Schultern, indem er einmal rasch den Kopf duckte. »Jetzt gibt’s nasse Füße, Schätzchen – aber nicht für dich. Hopp, hinauf.«
    Veldan stellte einen Fuß auf den abgewinkelten Ellbogen seines Vorderbeins, umklammerte den letzten Stachel des Nackenkamms und schwang sich hinauf. Dabei fuhr ihr ein brennender Schmerz in die linke Schulter und bis in den Arm hinab. Wollten diese Wunden denn niemals heilen? Auf der Haut waren sie schon vernarbt, aber darunter nagte das Gift von den Waffen der Ak’Zahar, und zwar schon beunruhigend lange.
    »Fertig, Boss?« Wieder lag ein Schatten der Sorge über Kaz’ Gedanken. Veldan wusste, dass er ihren Schmerz gespürt hatte, unterließ es aber, darauf einzugehen.
    »Los geht’s.« Sie hielt sich am Nackenkamm fest, während der wogende Schritt des Feuerdrachen sie schaukelnd voranbrachte. Kaz zischte, als er in das wirbelnde, eisige Wasser ging, und ein

Weitere Kostenlose Bücher