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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Klopfzeichen öffnete sich das Portal einen Spalt breit, und Shelon, mit seiner Beute beladen, zwängte sich eilig nach drinnen. Galveron drängte die übrigen Kameraden vorwärts auf die finster aufragenden Mauern der Zitadelle zu. Die Zeit lief ihnen davon, es blieben nur zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Doch sofern sie nicht trödelten, wäre dies lang genug, um das Nötige zu tun und wieder zurückzukehren. Bliebe immer noch die Möglichkeit, die Nacht in der Zitadelle zu verbringen, sofern sie darin sicher wären. Doch darauf würde Galveron nur als letztes Mittel zurückgreifen, denn es bedeutete, dass Gilarra und ihr Volk eine weitere Nacht unter fortgesetzten Angriffen der Bestien zuzubringen hätten, die durch die zerbrochenen Fenster von oben hereinströmen konnten.
    Sie rannten durch den Torbogen in den Hof, wo zu jedermanns Erleichterung nur wenige Leichen lagen. Wegen der dicht gedrängten Menge, die an dem Opferschauspiel teilnehmen wollte, und der plötzlich ausgebrochenen Panik hatten nur wenige überhaupt so weit fliehen können. Galveron wurde gewahr, um wie viel dunkler es im Hof der Zitadelle war, und er ermahnte sich, doppelt wachsam zu sein. Der Unterschied zu dem weiten offenen Platz des Tempels war ihm nie so recht aufgefallen. Bisher war das niemals wichtig gewesen. Zu allem Übel zeigte ein Blick zum Himmel, dass dichte niedrige Wolken von Norden heraneilten und schon den Gipfel des Chaikar verdunkelten. Er wies seine Männer finster darauf hin. »Also seid wachsam«, schloss er. »Achtet auf jede Bewegung und jeden unerwarteten Schatten. Haltet euch mindestens zu zweit und bestimmt einen, der Acht gibt. Dieser eine darf nichts anderes tun, also lenkt ihn nicht ab.«
    Er bemerkte, dass ein oder zwei Soldaten ihn seltsam ansahen, und begriff, dass er sie nicht nur aufhielt, sondern im Freien herumstehen ließ und gefährdete.
    Hat Kaita Recht gehabt? Kann ich meiner Aufgabe überhaupt gerecht werden?
    Nun, es war zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen.
    Die Zitadelle war leer und unbewacht, da man von jedem verlangt hatte, dass er an dem Großen Opfer teilnimmt, ein Zustand, der normalerweise völlig undenkbar war. Wären sie in der Festung überhaupt noch sicher? Oder war es den verfluchten Bestien gelungen, auch dort einzudringen? Doch er sah gleich, dass seine Sorge unnötig war, denn Blank war, wenn nichts sonst, so doch gründlich, und die Haupttür war von innen verriegelt.
    Galveron rannte mit seinem Trupp an dem Gebäude entlang, bis sie zu einer unauffälligen Seitentür kamen, die in einer dunklen Ecke tief in die dicke Mauer eingelassen war. Auch sie war verschlossen – und Blank musste den Schlüssel bei sich haben.
    Blank hat uns aus unserer eigenen Festung ausgeschlossen? Ich kann es nicht glauben.
    Zu seinem Entsetzen blieb keine Zeit, um sich den nächsten Schritt zu überlegen. Vom Himmel hörte man schnellen Flügelschlag und gehetzte Schritte im Hof. Ein paar zerlumpte Gestalten rasten auf die Gruppe Soldaten zu, in dem verzweifelten Bemühen, den drohenden Schatten davonzurennen, die sich geschmeidig aus der Höhe fallen ließen.
     
    Die Mauerkrone war ein verwittertes Felsplateau, das an die dreißig Schritt breit war. Aliana hatte noch nie einen Fuß in den Heiligen Bezirk gesetzt. Für einen Dieb war die Zitadelle und deren Umgebung der gefährlichste Platz in der Stadt und die Schlucht mit ihrem einzigen Zugang nichts anderes als eine Falle. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich die große Felswand nur wenig dicker als die Mauern eines reichen Hauses vorgestellt, und hatte, da sie nie den Tunnel durchquerte, auch ihren Irrtum nie bemerkt.
    Tosel und die beiden jüngeren Kinder eilten bereits zur anderen Seite, um einen Blick hinunterzuwerfen und den Abstieg einzuschätzen. Packrat zog sich ächzend und fluchend über die Außenkante hoch, und Gelina und Alestan waren noch nicht zu sehen. In der Zwischenzeit hatte Aliana Atem geschöpft und mühte sich wieder auf die Beine, um sich etwas umzusehen. Der Felsboden war nicht glatt und eben, wie sie erwartet hätte, sondern Wind und Regen hatten über die Jahrhunderte seltsame Löcher und Buckel geformt, von denen einige so groß wie ihr Kopf waren, und andere so tief, dass man mit dem ganzen Arm hineingreifen konnte. Der Dieb in ihr musterte anerkennend die vielen wunderbaren Beuteverstecke, doch im Moment plagten sie andere Sorgen.
    Es war eisig kalt auf der Mauer, und nichts bot Schutz vor dem Wind, der hier

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