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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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dir von Elion und Veldan erzählen und wofür sie eintreten. Und wichtiger noch: Ich kann dir erzählen, warum die Welt in Unordnung geraten ist und was du selbst tun kannst, um deinem Volk zu helfen – ohne dass du dich verbrennen lassen musst.« In der Hoffnung, Zavahls Neugier genügend geweckt zu haben, zog er sich sachte aus dessen Traum zurück.
     
    Zavahl öffnete die Augen. Die Dämmerung lag im Raum, das Feuer war bis auf die Glut heruntergebrannt. Er streckte sich und stand vom Bett auf, goss sich etwas Wasser aus dem Krug auf dem Nachttisch ein. Der Abendhimmel war klar und trug einen zarten violetten Farbton, ein letztes schläfriges Rot glühte über den Hügeln am Ende des Tals. In der entgegengesetzten Richtung gingen die ersten Sterne auf. Die kühle, feuchte Luft roch nach Tau mit einer Spur kratzigem Rauch aus den Dorfkaminen, wo Torf und Holz verbrannt wurde. Fledermäuse jagten Nachtfalter, flogen ausgelassene Schleifen und Kreise, und eine Schleiereule segelte über den Stallhof, bleich und still wie ein Geist.
    Zavahl wandte sich vom Fenster ab, zündete die Kerzen auf dem Kaminsims und die Öllampe auf dem Tisch an. Draußen wurde das zarte Zwielicht von der Dunkelheit verschluckt, als sich der goldene Schein im Zimmer ausbreitete. Er kniete sich vor den Kamin, um das Feuer wieder anzufachen, und blies in die glühende Asche, bis es zum Leben erwachte. Dann setzte er sich davor in den Lehnstuhl. Seine Gedanken kehrten zu den Enthüllungen seines Traums zurück.
    Kein Dämon, sondern ein Drache? Konnte das wahr sein? Vertraue deinem Instinkt, hatte sein Besucher ihm geraten. Nun, da inzwischen Vertrautheit seine Angst gemildert hatte, konnte er nichts Böses im Geist des anderen spüren. Er wusste ja, dass der Eindringling in ihm zugegen war und mit ihm sprechen wollte, doch war dieser anscheinend gewillt zu warten, bis sein Gastgeber dazu bereit wäre. Das Wesen hatte auch versprochen, ihm mehr zu erzählen, und zum ersten Mal seit seiner Gefangenschaft drängte es ihn danach, etwas über diese neue unwirkliche Welt zu erfahren, von Dingen zu hören, deren bloße Erwähnung er noch vor wenigen Tagen als Gotteslästerung verurteilt hätte. Inzwischen war er klüger. Oder jedenfalls hoffte er das. Zavahl schloss die Augen und sandte einen Gedanken an das Wesen, das seinen Kopf mit ihm teilte. »Bist du da?«
    »Immer«, antwortete der andere gequält.
    »Und wirst du mir von der Geschichte der Welt erzählen?«
    »Ich werde dir erzählen, was immer du magst – unter einer Bedingung. Dass du mir eine Zeit lang deine Stimme überlässt, damit ich mit Veldan reden kann.«
    Zunächst schwankte Zavahl.
    »Zavahl, es ist von verzweifelter Wichtigkeit.«
    »Aber … Also gut«, sagte er. »Ich will sehen, ob ich ihr eine Nachricht übermitteln kann.« Die Tür war abgeschlossen. Wann war das geschehen? Er war sicher, dass Ailie nicht abgeschlossen hatte, als sie fortgegangen war. Er pochte gegen das Holz. »Ist jemand da?«, rief er. »Ich muss mit jemandem sprechen.«
    Ein Schlüssel kratzte im Schloss, und die Tür wurde von einem Mann mit harten Gesichtszügen und einem Schwert in der Hand geöffnet. »Was soll dieser Wirbel?«, fragte er barsch.
    Warum ein Wachposten? Veldan, Elion und Aethon hatten eindringlich beteuert, dass ihm kein Leid geschehen werde. Zavahl gemahnte sich selbst, dass er bis vor wenigen Tagen der Hierarch von Callisiora gewesen war. »Ich muss Veldan und Elion sprechen«, sagte er freundlich, aber gebieterisch. »Willst du so freundlich sein und mich zu ihnen führen?«
    Der Wachmann sah ihn finster an. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Wenn das so ist, wirst du dann jemanden schicken, der sie hierher bringt?«
    Das fremde Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Hör zu, Freundchen, ich weiß ja nicht, was du dir so denkst, aber Veldan und Elion gehen so schnell nirgendwohin. Der Archimandrit ist mit ihnen überhaupt nicht zufrieden, und wie es heißt, sind sie auf ihre Quartiere verbannt.«
    Zum Teufel! Das war ein unerwarteter Rückschlag. Zavahl überlegte fieberhaft. »Gut, willst du dann Ailie für mich holen, bitte? Sie sagte mir, dass ich einfach rufen könnte, wenn ich etwas brauche.«
    Der Wachmann grinste plötzlich anzüglich und schlug Zavahl scherzhaft auf die Schulter. »Natürlich, Freundchen. Darauf möchte ich wetten.«
    Zavahl ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel in seine Hand bohrten. In seiner augenblicklichen Lage wäre es ein schlimmer Fehler,

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