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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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noch anderen aufbinden willst: Der Hierarch wurde gar nicht geopfert.«
    Aliana starrte ihn mit offenem Mund an. »Aber … ich habe den Rauch selbst gesehen.«
    »Oh, der Scheiterhaufen war gerade angezündet – da wurde Zavahl von einem feuerspeienden Drachen weggeschnappt und gerettet.«
    »Hör auf damit«, sagte Aliana verächtlich. »Glaubst du, ich bin von gestern? So etwas wie Feuer speiende Drachen gibt es nicht. Du willst mich auf den Arm nehmen.«
    »Will ich das? Einer von uns treibt jedenfalls sein Spiel mit der Wahrheit, so viel steht fest. Aber das ist jetzt gleichgültig. Aliana, viele Männer, die in der Zitadelle gelebt haben, sind tot. Sie gaben ihr Leben bei dem Versuch, das Volk von Tiarond zu beschützen. Aber es gibt noch Überlebende drüben im Tempel.«
    Sie konnte seinen Gesichtsausdruck unter den Verbänden nicht erkennen, nur seinen Mund und die blauen Augen. Aber die blickten sie so hart und kalt an, dass sie schluckte und einen Schritt zurückwich. Er beugte sich dicht zu ihr heran und sprach leise. »Und weißt du was? Ich werde ganz bestimmt dafür sorgen, dass alle diese Männer ihre Habe zurückbekommen. Sie besitzen nicht viel, aber bei Myrial, sie verdienen, was ihnen gehört und mehr. Jetzt werden du und deine Freunde in der Küche Nahrungsmittel zusammenpacken, und dort bleibt ihr. Wenn ich irgendeinen beim Umherstreifen erwischte, die Gören inbegriffen, den werfe ich nach draußen auf den Hof, damit die Teufel sich um ihn kümmern. Ist das klar?«
    »Schon gut, reg dich nicht auf. Wir werden das Essen einpacken, wenn du unbedingt willst.« Aliana zögerte. »Sieh mal, ich will ehrlich sein. Ich weiß, dass du nicht viel von uns hältst, aber wir wollen diese schreckliche Zeit genauso überleben wie du und deine Soldaten und die anderen ehrbaren Leute im Tempel. Auf uns alleingestellt können wir es nicht schaffen. Egal wie vorsichtig wir sind, diese verdammten Ungeheuer würden uns einen nach dem anderen vom Boden pflücken. Wenn du uns nicht mit den anderen in den Tempel kommen lässt, sind wir erledigt.«
    Sie hasste es, betteln zu müssen. Aber ihre Lage war so verzweifelt, dass ihr keine andere Wahl blieb. Zu groß war die Gefahr. Sie ergriff seinen Arm, ihre Finger bohrten sich in den dicken Ärmelstoff. »Bitte, du wirst uns doch nicht zurücklassen, oder? Wir werden mit anpacken, das verspreche ich, und ich werde die anderen dazu bringen, sich zu benehmen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    Galveron blickte sie weiterhin streng an, doch sie meinte zu sehen, dass sein Mund ein wenig weicher wurde. »Ich habe doch Recht, nicht wahr? Euer Haufen stammt aus dem Labyrinth?«
    Aliana nickte unglücklich. Es hatte keinen Zweck, es abzustreiten.
    »Ich begreife wohl, dass ihr nicht viel in dieser Welt habt. Und das einzige Leben, das ihr kennt, besteht darin, andere zu bestehlen. Aber jeder, der den Angriff überlebt und im Tempel Zuflucht gefunden hat, ist jetzt in der gleichen Lage wie ihr. Wir müssen alles teilen, weil wir nur so wenig haben. Wenn du und deine Freunde sich uns anschließen, dann wird man euch einen gerechten Anteil an Essen und Decken und Kleidern geben. Aber es kann nicht gestattet werden, dass ihr mehr nehmt. Das gilt nicht nur für euch, sondern das trifft auf uns alle zu. Ganz gleich, wer beim Stehlen erwischt wird, er wird hinausgeworfen und muss sich allein durchschlagen. Und bedenke: Sobald etwas vermisst wird, werdet ihr die Ersten sein, die ich durchsuche, ob das nun ungerecht ist oder nicht. Ist das klar?«
    Aliana biss sich auf die Lippe. »Ja, ich verstehe.«
    »Gut, dann sorge dafür, dass deine Freunde es auch begreifen. Letzten Endes dürfte ihr Leben davon abhängen.«
    So war es gekommen, dass die Grauen Geister zum ersten Mal in ihrem Leben ehrlich arbeiteten, indem sie Mehl und Bohnen, Honigkrüge, Käseräder und Speckseiten in Säcke und Rucksäcke packten, damit sie zum Tempel gebracht würden. Obwohl die Vorräte kaum reichlich waren, wenn man an die ursprüngliche Zahl der Gottesschwerter dachte, so war dies doch beträchtlich mehr Essen, als Aliana seit Beginn des endlosen Regens in Tiarond gesehen hatte. Sie dachte an die vielen, die im Labyrinth und in den armen Stadtvierteln gehungert hatten, und schüttelte den Kopf.
    Wenigstens hatte Corvin ihnen erlaubt, etwas zu essen, während sie arbeiteten, was ein bisschen tröstlich war – jedenfalls für die meisten von ihnen. Aliana hatte ihr Bestes getan, um Galverons

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