Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Tablett?«, fragte Ailie. »Weißt du was, wir packen es in der Küche aus. Das ist einfacher.«
Sobald sie in der Küche waren, wandte sie sich bedeutsam an die anderen und sagte leise: »Ich habe eine Nachricht für euch. Ich dachte, hier drin können wir sicherer reden, für den Fall dass Endos neugierig wird und an der Tür lauscht.«
»Allerdings steht Trinn an der Hintertür«, warnte Veldan. »Aber er sollte uns nicht hören können, solange wir schön leise reden. Also, was ist mit der Nachricht? Ist sie von Toulac?«
»Und worum geht es?«, fragte Elion.
»Sie ist von Zavahl.«
»Zavahl?« Alle drei, einschließlich Kaz, der vom Durchgang aus zuhörte, waren vollkommen verblüfft.
»Schschsch.« Ailie legte einen Finger auf die Lippen. »Er sagt, dass Aethon mit euch sprechen will, was immer das heißen soll. Und er sagt, dass er einverstanden ist.«
Elion staunte mit offenem Mund. Veldan sank lautlos auf einen Küchenstuhl. »Also, ich bin platt«, murmelte sie dann. »Was ist dem denn passiert, dass er plötzlich so hilfsbereit ist?«
Ailie lief ziemlich rot an. »Ich glaube, für ihn hat sich viel geändert, als er gemerkt hat, dass nicht jeder hier sein Feind ist.«
Elion runzelte die Stirn. »Er hat was …?« Dann riss er die Augen auf. »Oh, gut gemacht, Ailie!«
»Sie hat doch nicht mit ihm geschlafen, oder?«, ließ sich Kaz in Veldans Kopf vernehmen. »Diese Menschen setzen mich immer wieder in Erstaunen.«
Veldan war fassungslos. »Du hast tatsächlich … ich meine, ich will nicht … Ailie, was um alles in der Welt ist in dich gefahren?«
»Kümmere dich um deinen eigenen Kram«, antwortete sie prompt. »Was zwischen mir und Zavahl ist, hat nichts mit euch zu tun. Obwohl ich sagen muss, dass ihr besser für ihn hättet sorgen können. Er scheint schrecklich viel durchgemacht zu haben, der arme Kerl.«
»Er hat viel durchgemacht?«, brummte Kaz. »Ich wurde bergauf, bergab und quer durch die Gegend gejagt von einem Haufen Soldaten, die hinter mir ihre Schwerter schwangen und Pfeile abschossen. Ich hatte nicht einen, nein drei Reiter über das Gebirge nach Gendival zu schleppen, während mich ihr kostbarer Zavahl den ganzen Weg über in die Rippen trat …«
Veldan beachtete ihn nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich ihrerseits gekränkt zu geben. »Also, wenn du nur zur Hälfte wüsstest, welchen Ärger er uns bereitet hat«, begann sie hitzig.
Elion stieß sie in die Rippen. »Das tut mir Leid, Ailie, wirklich. Wie die Dinge sich entwickelten, kamen wir nicht umhin, Zavahl Angst zu machen. Es ist darum nur gut, dass er jetzt dich hat.«
Ailie linste ihn aus schmalen Augen an. »Versuche nicht, mir zu schmeicheln, Elion. Also, die Sache ist schwierig, weil ihr unter Bewachung steht, und Zavahl und Toulac ebenfalls. Wie bringen wir euch also zusammen?«
Veldan nahm geistesabwesend eine Pastete aus dem Korb und knabberte an einer Ecke. »Wir könnten Endos vielleicht überreden, woanders hinzugucken, aber wer steht im Gasthaus Posten?«
Ailie spitzte die Lippen. »Michlin«, antwortete sie.
Elion fluchte. »Dieser mürrische Mistkerl. Wir können sicher nicht darauf zählen, dass er sich blind stellt.«
Plötzlich rief Kaz aus dem anderen Raum. »Veldan, Elion – kommt schnell her!«
Als sie ins Zimmer stürzten, mit einer verwirrten Ailie auf den Fersen, steckte Kaz fast mit dem Kopf im Kamin. Aus dem Schornstein kam ein raschelndes und schabendes Geräusch. Ruß rieselte herab und verpuffte in einer Wolke. Kaz riss den Kopf zurück und erging sich in einem Niesanfall. Etwas Großes fiel herab und mitten ins Feuer, versprühte ringsum brennende Asche, sodass Elion und Veldan umherspringen und sie mit Feuerzange und Schaufel aufsammeln mussten. Erst danach konnten sie überhaupt hinsehen, was diesen ganzen Wirbel verursacht hatte.
Im Feuer saß die prächtige Phönix und überstrahlte selbst die Flammen. Sie streckte unter großem Funkensprühen ihre goldenen Flügel aus und setzte sich wohlig in der sengenden Hitze zurecht.
»Vaure!«, stieß Elion hervor.
»Nett, dass du mal hereinschaust«, sagte Kaz trocken und brachte alle anderen zum Stöhnen, außer Ailie, die seine Gedanken nicht hören konnte. Sie stand mit dem Rücken zum Kamin und blickte standhaft in eine Ecke. »Ich kann nicht anders«, sagte sie zu Veldan, die sie fragend ansah. »Ich weiß, dass das Feuer ihr Element ist, aber mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich ihr dabei zusehe.«
Die Phönix
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