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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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ihnen einen Moment Zeit«, sagte ein anderer. »Wir wollen so viele wie möglich erwischen.«
    Dann trat Stille ein.
    Langsam richtete sich Alestan auf, bewegte zaghaft die verletzte Schulter und setzte ein warmes Rinnsal in Gang. Seinen rechten Arm konnte er nicht bewegen, und wenn er es versuchte, wurde ihm übel und schwarz vor Augen. Oben sah er Corvin an der Klappe. »Gut so«, flüsterte er. »Jetzt. Areom zünde die Schnur an.«
    Ein Licht flackerte auf, ein leiser Zischlaut, dann wurde die Klappe verriegelt, und Alestan wurde aufgehoben und in einer Traube von Männern getragen, während alle versuchten, so weit wie möglich von der Treppe fortzukommen. Plötzlich zerriss ein Knall die Luft und das dicke Mauerwerk erzitterte. Staub rieselte von der Decke.
    »Bei Myrial! Es ist geschafft!«, rief Areom.
    »Kommt«, sagte Corvin. »Lasst uns einen Blick wagen und sehen, wie viel Schaden wir unter diesen fliegenden Scheißkerlen anrichten konnten.« Doch als sie wieder bei der Stiege ankamen, war sie aus der Verankerung gerissen und hatte sich in einen Haufen Brennholz verwandelt. Zu ihrer Erleichterung war aber die Eisenklappe heil geblieben, wenn auch ein wenig verbeult. Zwei Soldaten hoben Corvin auf ihre Schultern, sodass er den Riegel untersuchen konnte, aber der ließ sich nicht bewegen. Sie würden darauf vertrauen müssen, dass die Falle ihren Zweck erfüllt hatte.
    Alestan hatte sich von den anderen abgesondert. Ein Zittern durchlief seinen Körper, als gleite ihm ein Eiszapfen das Rückgrat entlang. Der Knall war das Zeichen für Aliana gewesen. Jetzt war sie unterwegs, auf Gedeih und Verderb.

 
     
    Amaurn erwachte erst nach der Abenddämmerung, ganz wie er es sich vorgenommen hatte. Er wollte sich dem Hauptquartier des Schattenbundes im Schutz der Dunkelheit nähern, um nicht entdeckt zu werden, wenn er in Cergorns Reich eindrang. Er schob die Nase aus den Falten der warmen Decke hervor, um sich die frische kalte Luft der Heide ins Gesicht wehen zu lassen. Doch die Mulde, in der er lag, hielt den meisten Wind ab.
    In der Nähe graste das graue Schlachtross und zog an seinem Seil, wenn es den Hals reckte, um ein neues Stück Hochlandgras abzufressen. Offenbar war es hungrig wie er selbst. Er war nicht weit von der Schutzhöhle entfernt, und tatsächlich hatte er sie nach allem Nützlichen durchsucht, besonders nach Essbarem, um seinen nagenden Hunger zu stillen. Doch er hatte es nicht gewagt, dort zu rasten, für den Fall dass jemand vom Schattenbund vorbeikäme und ihn entdeckte, während er schlief.
    Aber er beklagte sich nicht. Es war lange her, dass er allein im Freien kampiert hatte, und er musste sich eingestehen, dass er es genoss. Wie es aussah, bescherte ihm die Reise hierher gerade die Ruhezeit, die er dringend brauchte, eine Verschnaufpause zwischen seinem alten Leben und dem neuen, und er genoss die Zeit, in der er nachdenken, seine Absichten klären und die letzten Reste von Blank, dem Hauptmann der Gottesschwerter, ablegen konnte. Wie eine Schlange hatte er seine alte Haut abgestreift.
    Nach so langer Zeit kann ich wieder Amaurn aus dem magischen Volk sein. Endlich kann ich mich an dem rächen, der mich ausgeschlossen hat und der mich hinrichten wollte. Der mich von meiner geliebten Aveole getrennt und ihren Tod mittelbar herbeigeführt hat.
    Gib Acht, Cergorn. Ich bin auf dem Weg zu dir.
    Er überlegte, ob er es wagen sollte, einen seiner Unterstützer in Gendival anzurufen. Die Versuchung, zu erfahren, was gerade im Hauptquartier geschah, war fast übermächtig, doch er riss sich zusammen. Obwohl kaum die Gefahr bestand, dass eine heimliche Nachricht aufgefangen würde, so bestand doch keine Notwendigkeit, ein Wagnis einzugehen. Er würde bald genug dort sein und es selbst herausfinden können.
     
    Amaurn wäre höchst überrascht gewesen, hätte er gewusst, dass es in den Reihen der Wissenshüter außer ihm noch andere Späher gab. Weil sich selten jemand vom Drachenvolk aus dem eigenen Land entfernte und weil das rauere Klima von Gendival für ihre Art ungeeignet war, hatte man als Vorsichtsmaßnahme Späher aus anderen Völkern angeworben, damit sie über die Ansprüche der Drachen wachten.
    Kein anderes Wesen aus Fleisch und Blut hätte in ihrem Reich leben können. Auf einer Seite war Zaltaigla von dem warmen Ozean des Südens begrenzt und auf der anderen von der Schleierwand. Das Land war schroff, ausgedörrt und sengend heiß. Schwarze Landstriche aus Obsidian, über denen

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