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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die Hitze flimmerte, wechselten mit endlosen silbergrauen Sandwüsten ab, die das gleißende Sonnenlicht grausam zurückwarfen. Es gab kein Wasser, und Regen fiel nur ein- oder zweimal im Jahr, weshalb die Drachen, die nur wenig zu trinken brauchten, ihr Wasser aus dem Meer gewannen. Es gab keine Pflanzen und auch keine anderen Lebewesen.
    Nur Drachen schätzten solch eine Gegend, und für sie war das Land nahezu vollkommen, denn sie ernährten sich von Sonnenlicht, indem sie seine Kraft über die zarte Haut ihrer ausgebreiteten Flügel aufnahmen. Wegen der gemeinschaftlichen Erinnerung, die ihre Seher über Generationen hinweg vererbten, nahmen sie unter den Bewohnern von Myrial eine Sonderstellung ein. Zusammen mit dem magischen Volk besaßen sie Kenntnisse, die anderen Arten fehlten, denn sie wussten, dass es hinter der Schleierwand weitere Länder gab, die von zahlreichen anderen Geschöpfen bewohnt wurden.
    Im Süden von Zaltaigla lag Feuerland, ein gebirgiges Land voller Vulkane, wo die Phönixe und die Salamandri, die beide Feuerwesen waren, in den Kratern lebten. Außer den Angehörigen der jeweils anderen Art begegneten sie niemandem, von gelegentlichen Besuchen der Wissenshüter anderer Völker einmal abgesehen, die aber häufig auf schicksalhafte Weise oder durch eigenes Missgeschick umkamen und deshalb nur in Zeiten äußerster Not dorthin geschickt wurden.
    Zaltaigla war dünn besiedelt, und obgleich die Drachen es gewöhnlich vorzogen, einsam und in sich gekehrt in der Wüste zu leben, hielten sich viele in Altheva auf, der einen großen Stadt, die erbaut worden war, um an die Größe ihres Volkes in der fernen Vergangenheit zu erinnern. Von allen Völkern auf Myrial besaßen die Drachen das meiste Wissen über ihren Ursprung. Vor langer Zeit und weit weg in einer anderen Welt lag die Wiege ihrer Art, eine Wüste, die aus dem Staub von Edelsteinen bestand, die so grausam in der Sonne glänzten, dass jedes Auge außer dem eines Drachen sofort erblindete. In der Mitte dieser Wüste erhob sich ein einzelner Felsen wie ein Turm bis in Schwindel erregende Höhe. Auf seinem Gipfel stand eine ungewöhnliche Stadt, kunstvoll aus Edelsteinen gehauen. Im Gedächtnis des Drachenvolkes galt sie als Ort der Magie, der Ehrfurcht und sagenhafter Ereignisse. Sie war der buchstäbliche Gipfel ihrer Kultur, und ihr Name war Dhiammara.
    Wie sie von jener Welt in diese gekommen waren, blieb allerdings ein Geheimnis. Jemand oder etwas hatte in das Gedächtnis der Drachen eingegriffen und eine Lücke, einen leeren Fleck, ein Rätsel und das schmerzhafte Gefühl von Erschütterung und Verlust hinterlassen. Ihre magischen Kräfte waren verschwunden, und heimtückische Zweifel waren in ihre Gemüter gekrochen. Offenbar waren ihre Erinnerungen verändert worden, aber welche? War die Erinnerung an die andere Welt und ein großartiges Zeitalter wahr? Vielleicht war dieser Ursprung ihres Volkes eine Illusion? Unter solcher Ungewissheit und Verwirrung geriet ihre Kultur ins Stocken, und ein großartiges Volk fing an zu schrumpfen und zu schwinden.
    Einige Drachen aber verweigerten sich dem Zweifel. Sie bewahrten ihren Glauben an die vorige Welt, die glorreiche Vergangenheit, die Fähigkeit ihrer Art, Großes zu vollbringen. Angeführt von Kayama, der damaligen Seherin, und Phyrdon, dem Weisen und Erfinder, beschlossen sie, ein zweites Dhiammara zu bauen, die wunderbare Stadt ihrer Vorfahren wiedererstehen zu lassen. Mochten doch die anderen ihre Herkunft in Frage stellen!
    Kayama, Phyrdon und ihre Anhänger sahen sich vielen Schwierigkeiten gegenüber. Das Bild von Dhiammara haftete klar im Gedächtnis der Seherin, doch die Umstände, unter denen die Stadt ihrer Vergangenheit erschaffen worden war, ließen sich nicht wiederherstellen. Die Wüste, in der sie jetzt lebten, bestand aus bloßem Sand, nicht aus glitzernden Wehen von Edelsteinstaub. Hier gab es keinen Turmfelsen, kein gewaltiges Werk der Natur, auf dem sie ihre Stadt hätten bauen können. Und nicht zuletzt besaßen sie keine Magie mehr, die ihnen im Verlauf der Erschaffung hätte helfen können, und keine riesigen Edelsteine, um daraus Häuser und Plätze und Bibliotheken zu meißeln. Was sie allein besaßen, waren das Können und der Einfallsreichtum ihrer Handwerker und meilenweit Sand. Sand, aus dem man Glas herstellen konnte.
    An der Westgrenze von Zaltaigla verlief von Norden nach Süden ein ödes Gebirge. Im Osten reichte die sengende Wüste bis zu den

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