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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die Feinseligkeiten unter den Sippen beiseite zu lassen. Die anderen Häuptlinge müssen gewarnt werden.«
    Arcan sprang von seinem Stuhl auf. »Hältst du mich für einen Narren, der seinen Feinden hilft? Je mehr sie geschwächt werden, desto mächtiger werde ich.«
    Grimm seufzte. Genau das hatte er erwartet. »Mein Häuptling«, sagte er geduldig, »obwohl sich die Rotten untereinander überfallen und bekriegen, so ist von alters her überliefert, dass sie sich stets verbünden, wenn es heißt, Eindringlinge aus dem Land zu schlagen. Die Hügelfeuer sind das alte Zeichen, das die Sippen zu den Waffen ruft. Sie wurden lange Zeit nicht mehr benutzt, aber es gibt sie noch. Ich bitte dich dringend, sie zu benutzen. Zünde die Leuchtfeuer an. Verbreite die Nachricht. Sende zwei schnelle Reiter unter der weißen Flagge zu den benachbarten Sippen und lasse auch von dort Reiter ausschicken, bis alle gewarnt sind. Mein Häuptling, dies sind verzweifelte Zeiten, ein noch nie gekannter Notfall ist eingetreten. Mit einem Kampf Mann gegen Mann hat das nichts mehr zu tun. Die Menschheit selbst tritt an gegen etwas Fremdes, ganz anderes. Und glaube mir, wenn wir überleben wollen, haben wir keine Zeit zu verlieren.«
    Arcan blickte ihn plötzlich misstrauisch an. »Du sagst, diese Raubvögel sind uns fremd«, begann er mit sanfter Stimme. »Woher kommen sie dann? Die Priester aus Tiarond behaupten, dass es jenseits der Schleierwand nichts gibt. Sind sie durch ihren eigenen Irrtum umgekommen?«
    Verdammt. Er ist mal wieder überschlau. Aber wenn Amaurn Anführer des Schattenbundes wird, sollte es vielleicht gestattet sein, Arcan die Wahrheit zu sagen?
    Und falls es Amaurn nicht gelingt?
    Zu Grimms Erleichterung wurde ihm die Antwort erspart, weil die Tür aufflog und Lewic, Arcans ältester Sohn, hereinstürzte. »Händler Tormon ist aus Tiarond gekommen«, rief er. »Kanella hat man umgebracht, seinen Wagen hat er verloren, und er sagt, dass die Stadt fliegenden Ungeheuern anheimgefallen ist, die schrecklich anzusehen sind. Er sagt, dass fast alle tot sind. Er hat nur eine Handvoll Leute hinausgebracht. Nur ein halbes Dutzend aus einer ganzen Stadt.«
    Arcan sah zu Grimm, er war kreidebleich. »Ich habe dir nur halb geglaubt«, flüsterte er. »Es tut mir Leid, dass ich gezweifelt habe, Hoher Überbringer.«
    Grimm nickte. »Mir wäre lieber, du hättest damit Recht.«
    Der schwer betroffene Mann straffte die Schultern und stand auf, dann war er wieder, was von ihm erwartet wurde. »Komm mit mir, Lewic. Hoher Überbringer, willst du mir nun folgen, und dein Schüler auch? Wir haben viel zu tun. Aber zuerst wollen wir unseren Freund und Händler Tormon mit seinen Gefährten begrüßen. Sie sollen hier Zuflucht haben, solange wir aushalten können.«
     
    Die Ställe befanden sich zu ebener Erde in dunklen Gewölben, die an einigen Stellen von dicken viereckigen Säulen gestützt wurden. Wegen Tormons Nachricht vom Fall Tiaronds hatten die Rotten bereits damit begonnen, die Tiere aus der Siedlung und der umliegenden Heide in die Festung zu bringen. Kühe, Schafe und Schweine wurden hereingetrieben, ebenso die Tiere aus den überdachten Höfen draußen. Alle waren mit den verschiedenen Brandzeichen ihrer Besitzer versehen, und einige, wie Tormon herausstellte, trugen zwei Zeichen, wovon eines mit einem Querbalken ungültig gemacht war. Das waren die auf Raubzügen erbeuteten Tiere. Arcan hatte erklärt, dass wegen der Feuergefahr hier unten keine Fackeln oder Kerzen erlaubt waren und Lampen nur im Notfall benutzt werden durften, wenn zum Beispiel jemand bei Nacht eintraf oder ein Tier kalbte oder krank wurde. In der Regel wurden alle Arbeiten bei Tag verrichtet. Ausreichend Licht fiel durch eine Reihe von Mauerschlitzen herein, die außerdem für die Belüftung sorgten.
    Scall war froh, dass er allein hier unten bei Tormon sein durfte. Obwohl der Häuptling sie alle sehr willkommen geheißen hatte, fühlte er sich doch eingeschüchtert. Viele große, wild aussehende Krieger hatten in der von Fackeln erleuchteten Halle gestanden – und die Frauen, die fast alle wunderschön waren, fand er ebenso überwältigend. Damaeva, Arcans kleine, aber stattliche Frau hatte jeden von ihnen in einer eigenen Kammer untergebracht, und die anderen waren sofort zu Bett gegangen. Nur Tormon hatte das Angebot des Häuptlings ausgeschlagen, die Tiere von seinen Männern versorgen zu lassen, und darauf bestanden, sich selbst um sie zu kümmern. »Sie

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