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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wasser über das Gesicht flossen und ihre zerzausten Haare hinter ihr herwehten.
    Das war Freiheit. Viele Jahre lang hatte sie geglaubt, dass Macht und Wohlstand ihr die Freiheit verschafften, zu tun, was immer ihr gefiel. Nun, da sie all der Dinge ledig war, die sie besessen und geschätzt hatte, erkannte sie, dass sie eine Fessel gewesen waren. Seit dem Tod ihres Vaters war sie eine Sklavin ihrer Verantwortung gewesen, der Handelsgeschäfte, der Minen, ihrer Besitzungen und des Händlerbunds. Sie hatte von morgens bis in die Nacht gearbeitet, um ihre Macht, ihr Ansehen und ihren Reichtum zu vergrößern, und dabei hatte sie bloß die Plackerei für sich selbst vermehrt.
    Myrial allein weiß, was ich mir damit beweisen wollte. Ich habe mich keinen Deut darum geschert, was das Bergbaukonsortium und der Händlerbund dachten, solange sie meine Pläne nicht durchkreuzen konnten. Und was meinen Vater betrifft, nun, wenn ich seine Achtung nicht erlangen konnte, solange er am Leben war, dann kann ich ihn wohl jetzt erst recht nicht beeindrucken, wo er tot ist. An diesen Irrsinn habe ich meine besten Jahre verschwendet. Vielleicht ist es Zeit, zur Vernunft zu kommen und das Leben zu genießen.
    Solange es diese schwarzen Ungeheuer zulassen.
    Annas zappelte in ihrem Arm. »Hast du es bequem?«, fragte Seriema. »Ich drücke dich doch nicht zu fest, oder?« Sie konnte nicht gut mit Kindern umgehen – genau genommen mochte sie sie nicht einmal –, und gleich ihre erste Begegnung mit Annas war abschreckend verlaufen, aber sie war entschlossen, mit dem kleinen Mädchen ein gewisses Maß an Einklang zu erzielen. Es machte sie krank, wie Rochalla ihr dauernd die mühelose Freundschaft mit dem Kind vorführte, während Annas sie selbst für eine Art Ungeheuer hielt.
    Im Laufe der Nacht war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie es restlos satt hatte, dabei zuzusehen, wie alle Männer, sogar der kleine Scall, sich um diese blöde Rochalla rissen. Selbst Tormon schleppte sie heute auf seinem Pferd durch die Gegend und vernachlässigte die eigene Tochter.
    Und alles nur weil die kleine Einfalt hübsch ist und ich nicht. Ich bin niemals hübsch gewesen. Nun, daran kann ich nichts ändern, aber ich kann und werde in allen anderen Dingen besser sein als sie – außer vielleicht beim Flicken und Kochen und dergleichen. Das darf sie für sich behalten, wenn’s ihr Spaß macht.
    Seriema gab jedoch ehrlich zu, dass sie schon seit dem Anbruch des ganzen Durcheinanders verzweifelt nach etwas suchte, wo sie sich beweisen könnte, und wäre es auch nur, das Vertrauen dieses Kindes zu gewinnen. Deshalb hatte sie sich vorgenommen, mit Annas Freundschaft zu schließen, und es würde ihr gelingen. Sobald sie herausfand, wie man das anfing.
    Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht merkte, dass Annas mit ihr sprach, bis das Kind sie am Ärmel zupfte.
    Das ist wirklich ein guter Anfang, du Trampel!
    »Entschuldige bitte, Annas.« Sie schaffte ein unsicheres Lächeln. »Ich war meilenweit weg. Was hast du gesagt?«
    »Schon gut. Ich habe nur gesagt, dass du mich nicht zu fest drückst, danke.«
    »Gut. Ich glaube nicht, dass wir es noch weit haben.«
    »Ja«, sagte Annas mit der größten Überzeugung. »Wir kamen mit dem Wagen hier entlang, bevor … Als meine Mama …« Plötzlich klammerte sie sich heftig an Seriemas Arm.
    »Sie muss dir fehlen«, sagte Seriema sanft. Aber es schien ihr, als hätte sie den Dreh einfach noch nicht raus, wie man mit einem Kind sprach. Allerdings war ihr aufgefallen, dass es Tormon nicht anders ging. Annas war daran gewöhnt, sich mit Erwachsenen zu unterhalten. Wenn sie sich dem Kind in dieser Sprache nähern könnte, wäre das eine große Erleichterung. Trotzdem war sie natürlich noch sehr klein. Im Augenblick nickte Annas nur, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Mist!
    Seriema überlegte hastig. »Ich habe meine Mama sehr vermisst, nachdem sie starb«, erzählte sie. »Ich war ein bisschen älter als du – siebzehn –, aber ich weiß noch, wie verloren ich mich ohne sie gefühlt habe.«
    Annas überdachte das. »Aha. Ist das der Grund, warum du manchmal so grantig bist?«
    Zum Teufel mit …
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Wie zum Teufel sollte sie auf so etwas antworten? Am besten ehrlich, dachte sie. »Nein. Ich werde manchmal grantig, wenn ich mir Sorgen mache oder wenn ich müde bin. Ich möchte das nicht, aber manchmal kann ich nicht anders.«
    Das kleine Mädchen

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