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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unwahrscheinlich, dass man ihn wieder als Hierarch anerkennen würde. Außerdem würde der Hauptmann der Gottesschwerter, nachdem er so lange gekungelt hatte, um ihn loszuwerden, seine Rückkehr zu verhindern trachten. Einen erfreulichen Moment hatte die Rettung gehabt: Er hatte es einmal erleben dürfen, dass Blank nicht unbeteiligt aussah, sondern vor Wut und Enttäuschung das Gesicht verzerrte. Ganz gleich, wie er das Geschehene auffasste, wenigstens war er von seinem schlimmsten Feind befreit worden. Dieser Gedanke tröstete ihn, während er in die Bewusstlosigkeit zurückglitt.
    Als Zavahl die Augen wieder aufschlug, war es hell. Einen freudigen Moment lang kam es ihm vor, als sei ein Wunder geschehen. Nach langer Zeit war doch noch die Sonne über seinem geplagten Land aufgegangen! Doch dann hörte er ein Donnern und Rauschen wie von tausend Wasserfallen, und er begriff, dass er nicht das reine klare Licht des Morgens sah, sondern das flimmernde Leuchten der Schleierwand. Seine Entführer hatten ihn geradewegs an die Grenze Callisioras gebracht.
    Plötzlich wurde ihm alles klar. Die beiden Frauen und ihr unnatürlicher Gefährte standen in den Diensten der östlichen Rotten! War es nicht so, dass diese rohen Bergvölker den Frauen das Kriegshandwerk erlaubten? Und war nicht die Alte von der Sägemühle als Söldnerin bekannt gewesen? Die Rotten und die Gottesschwerter hatten keinerlei Achtung füreinander übrig. Offenbar hatten die Ostrotten beschlossen, ihn gefangen zu nehmen, um einen Schlag gegen Blank zu führen. Diese Sippen waren zu dumm, um die weitreichenden Auswirkungen ihrer Tat zu begreifen, und darüber hinaus hielt Myrial nur geringschätzig Seine Hand über sie. Er wusste genau, dass sie insgeheim andere Götter verehrten, die leichter zu verstehen waren.
    Ja, jetzt bekam alles einen Sinn. Er zweifelte nicht daran, dass er es richtig erfasst hatte. Vielmehr kam er sich dumm vor, dass er nicht schon viel früher darauf gekommen war. Welches andere Ziel konnten die Frauen gehabt haben, nachdem sie zuerst über den Schlangenpass und dann bergab gezogen waren? Der einzige passierbare Weg wand sich durch die östlichen Hügellande – ein Umstand, der den räuberischen Rotten sehr zupass kam. Dann hörte Zavahl den Dämon lachen.
    »Warte nur«, sagte er. »Warte ab, du wirst schon sehen.«
    In dem Moment bemerkte Zavahl, dass die Frauen nicht abgebogen waren, um den Weg nach Süden zu nehmen, der über den Grat führte, sondern dass sie geradeaus in das tiefe Tal ritten, welches an der Schleierwand endete. Seine Eingeweide ballten sich zu einem kalten Klumpen zusammen. Es war viele Jahre her, dass er das Ende der Welt gesehen hatte, aber dort schien sich etwas verändert zu haben. Die schillernden Farben waren hässlich matt geworden. Das Donnern, wie er es in Erinnerung hatte, wurde von einem durchdringenden Knistern und Zischen begleitet. Hatte die Veränderung des Wetters auch Myrials Grenze beeinträchtigt? Oder verhielt es sich etwa anders herum?
    Zavahl war ein hilfloser Passagier auf dem Rücken einer fremden Kreatur, die ihn unerbittlich näher an diese göttliche Grenze brachte, die Himmel und Erde durchschnitt. Unterdessen wuchs sich das Knistern zu einem unerträglich hohen Summen aus, und Zavahl spürte ein lästiges Prickeln auf der Haut, als würde er überall von Ameisen gebissen. Was wollten die beiden Frauen damit erreichen? Vor lauter Panik fing er heftig an zu strampeln und an ’den Fesseln zu zerren. »Anhalten«, schrie er. »Um Myrials willen, haltet an, bitte! Seid ihr verrückt geworden?«
    Das Ungeheuer brüllte laut und blieb abrupt stehen. Es bog den langen Hals zur Seite und drehte den Kopf nach hinten, sodass es Zavahl mit seinen bedrohlichen roten Augen ins Gesicht sah. Ein tiefes Rumpeln kam aus seinem Schlund.
    »Kaz sagt, wenn du ihm noch länger in die Rippen trittst, dann wirst du sein Frühstück werden.« Die narbengesichtige Frau – Veldan, wie ihm wieder einfiel – klang belustigt. »Und ich sollte dich wahrscheinlich warnen, dass er ein Feuerdrache ist, der sein Wort hält.«
    Sofort gab Zavahl das Kämpfen auf. Obwohl Feuerdrachen (was immer das für Tiere waren) in seiner Ausbildung nirgendwo vorgekommen waren, hatte er doch eine plötzliche Ehrfurcht vor der Größe ihrer Zähne entdeckt.
    »Eine kluge Entscheidung«, befand die Frau, und nach einer Pause schloss sie an: »Hör einfach auf, gegen uns zu kämpfen, wirst du das tun? Es macht die Lage für

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