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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Blitz, und er schrie, als der Scheiterhaufen unter dem feurigen Atem des Ungeheuers in Brand geriet. Er hustete und meinte in dem Rauch zu ersticken, während die Hitze der Flammen ihn versengte. Das Ungeheuer packte ihn sicher und zog ihn samt Pfahl aus dem Feuer und schleifte ihn in den Tempel. Dort warteten diese beiden Frauen, die Alte von der Sägemühle und dieses jüngere Miststück mit dem Narbengesicht. Doch abgesehen von diesen Erinnerungen versank sein Verstand in heilloser Verwirrung.
    Ihm war höchst unbehaglich zumute. Man hatte ihn in einen Mantel oder eine Decke gewickelt, doch das schützte ihn kaum vor der schneidenden Kälte. Seine Brandwunden, obwohl nur oberflächlich, schmerzten wie die ewige Verdammnis, und Beine und Arme fühlten sich an wie ineinander verknotet, da er sie schon so lange in derselben Stellung halten musste. Er lag eingeklemmt zwischen den beiden Frau auf dem höckerigen Rücken des Ungeheuers und konnte nichts sehen, weil es dunkel war. Wohin brachten sie ihn? Was hatten sie mit ihm vor? Ein Schauder der Angst durchlief ihn. Er war ihrer Gnade vollkommen ausgeliefert.
    Er hätte weinen mögen. Das Opfer war für ihn die einzig mögliche Buße gewesen. Er hatte sein Leben für sein Volk geben und seine Fehler wiedergutmachen wollen, derenthalben Myrial Sein Antlitz von Callisiora und seinem Hierarchen abgewandt hatte. Er war so nahe daran gewesen, von dem Elend erlöst zu werden, das über ihn gekommen war: von der niederdrückenden Last der Verantwortung und der Bürde seiner Verfehlungen und von den perfiden Machenschaften dieses Hauptmann Blank …
    Und nun, da er glaubte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, hörte er wieder diese Stimme.
    »Halte an der Hoffnung fest. Noch ist nicht alles verloren.«
    Zavahl stöhnte. Wenn er auf dem Scheiterhaufen gestorben wäre, wie Myrial zweifellos beschlossen hatte, wäre er endlich diesen Furcht einflößenden Dämon losgeworden, von dem er besessen war. Warum hatten diese Harpyien sich eingemischt?
    »Vertraue den Frauen. Sie wollen dir nichts Böses. Sie haben dir das Leben gerettet, und mir auch.«
    »Aber ich wollte nicht, dass mir das Leben gerettet wird!«, brach es heftig aus Zavahl hervor.
    »So eine verdammte Undankbarkeit!« Das war die harsche Stimme der Alten. »Missverstehe uns nicht, Freundchen. Wenn uns eine Wahl geblieben wäre, wir hätten es dabei belassen, dass du an dem Spieß brätst wie das Schwein, das du bist. Soll ich ihm noch einen Schlag versetzen, Veldan? Nicht dass er uns den ganzen Weg über die Ohren volljammert.«
    »Lass ihn einfach in Ruhe«, riet die Jüngere. »Schließlich wissen wir nicht, ob Aethon dieselben Schmerzen spürt wie sein Wirt, und ich will nicht riskieren, dass er verletzt wird. Außerdem sind wir fast an der Schleierwand angelangt. Danach ist es nicht mehr wichtig, ob Zavahl den ganzen Weg bis nach Gendival weint, stöhnt, meckert oder jammert.«
    »Bei Myrials Gebiss! Du meinst, wir müssen uns damit abfinden und ihn womöglich noch bedauern?«
    »Du wirst dich nicht lange mit ihm abfinden müssen. Übermorgen früh werden wir ankommen – eigentlich schon morgen früh, weil die Sonne bald aufgeht. Also brauchst du es nur wenig mehr als einen Tag mit Zavahl auszuhalten.«
    »Dem Himmel sei Dank«, brummte Toulac.
    Veldan lachte bitter. »Oh, das ist noch gar nichts. Wenn du glaubst, dass Zavahl in Selbstmitleid ertrinkt, dann solltest du eine Weile in Elions Gesellschaft verbringen.«
    Zavahl hatte sie gerade ansprechen wollen, um sich gegen die Art und Weise zu wehren, wie er behandelt wurde, und um zu fragen, was sie mit ihm zu tun gedachten. Aber der grimmige Tonfall der jungen Frau genügte, damit er es sich anders überlegte. Nein, es war besser, sich still zu verhalten. Wenn sie glaubten, er wäre wieder eingeschlafen oder bewusstlos, würden sie offener miteinander sprechen und ihm vielleicht Dinge verraten, die ihm später bei der Flucht nützlich sein könnten. Obwohl sein Leben auf dem Tiefpunkt angekommen war, hatte ihm das spöttische Gerede über seine Klagen einen Stich versetzt, und er war überrascht, dass er am Ende doch noch einen Rest Stolz besaß.
    Er wollte noch nicht daran denken, was er tun sollte, falls er wirklich seine Freiheit zurückgewänne. Nach Tiarond gehen und sich opfern lassen? Da der Abend des Todes verstrichen war, hätte das wenig Zweck. Es wäre zu spät, um bei Myrial Fürbitte einzulegen, und nach seinem Versagen wäre es

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