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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sein Blick brannte sich in Kalts Augen – »du wolltest dem Tod noch einmal ins Auge blicken. Du hattest das Gefühl, dich ihm stellen zu müssen, um diesmal zu gewinnen. Nur dadurch würdest du fähig sein, mit deinen besonderen Gaben und der Aufgabe des Überbringers zu leben. Nur dann gäbe es Gewissheit, dass du selbst die Gewalt besitzt und nicht der Tod.«
    Kalt sperrte den Mund auf. »Du hast es gewusst«, flüsterte er.
    Sein Lehrer nahm warme Kleidungsstücke von einem Stapel beim Feuer und half ihm beim Anziehen. »Junge, wir alle haben das mehr oder weniger durchgemacht. Die es am härtesten getroffen hat, so wie dich, die geben am Ende die besten Überbringer ab.« Er lächelte schief. »Ich zum Beispiel bin von einer Klippe gesprungen.«
    »Du bist was?«
    Grimm zuckte die Achseln. War sein Gesicht von der Wärme des Feuers so rot oder war er etwa verlegen? »Es war nicht allzu tief, aber tief genug. Es hat Monate gedauert, bis die vielen Brüche verheilt waren. Zu meinem Glück standen unten ein paar Büsche, die meinen Sturz abgebremst haben. Aber leider waren es Brombeersträucher.« Er schmunzelte und umschloss seine Teetasse mit beiden Händen. »Du siehst also, dein Sprung in den See war gewissermaßen vernünftig.«
    Komischerweise fing Kalt, nachdem ihm wärmer geworden war, heftig an zu zittern. Er klapperte derart mit den Zähnen, dass sie beim Trinken an den Tassenrand schlugen. Grimm schlang noch eine dicke. Decke um seine Schultern und über seine Knie und hielt seine Tasse fest, damit er trinken konnte. »Du magst es vielleicht nicht glauben, aber das ist ein gutes Zeichen. Das bedeutet dass du dich erwärmst.« Er schöpfte etwas Haferbrei in eine Schale, tat Honig dazu und gab sie seinem Schüler.
    Als Kalt jeden Happen heiß den Hals hinunterrutschen spürte, fing er tatsächlich an zu glauben, dass einmal die Zeit kommen würde, wo ihm wieder warm wäre. Und man konnte über Izobia sagen, was man wollte, aber sie verstand es zweifellos zu kochen. In diesem Moment kam sie herein, sie trug zwei Platten mit Würsten, Schinken und Spiegeleiern. Mit einem bösen Blick auf Kalt stellte sie alles scheppernd auf den Tisch und stolzierte ohne ein Wort hinaus. Allerdings bemerkte Kalt, dass sie die ausgeschnittene Bluse gegen ein schicklicheres Kleid getauscht hatte.
    Da er in den Decken wie in einem Kokon saß, hatte er Mühe, an den Tisch zu gelangen. Grimm drückte ihn zurück in den Sessel. »Bleib, wo du bist. Geh nicht vom Feuer weg. Ich hole das Essen hierher.«
    Kein Frühstück hatte je so gut geschmeckt. Kalt beendete es mit einer Tasse Tee, in die Grimm einen kräftigen Schuss von dem Schnaps hineingoss, den sie in der Festung brannten. »Da du dich nun aufgewärmt hast, wird er dir gut tun«, sagte er und goss sich selbst ein großes Glas voll ein. Kalt wurde erst daran deutlich bewusst, wie viel Angst sein Lehrer um ihn gehabt hatte.
    Grimm ließ ihm kaum Zeit, um die Tasse leer zu trinken, und scheuchte ihn ins Bett. Als Kalt unter der Decke lag, mit einem heißen Stein an den Füßen und einem lodernden Feuer im Kamin, wurde ihm endlich richtig warm, und er fühlte sich im Frieden mit sich selbst und war froh zu leben. Diesmal konnte er ohne Schwierigkeiten einschlafen.
     
    Nachdem Grimm seinen Schüler ins Bett gepackt hatte, setzte er sich eine Zeit lang brütend ans Feuer und starrte abwesend in die Flammen. Izobia, die eine beträchtliche Achtung vor dem Überbringer hatte, kam herein, sah ihn mit seinen Gedanken beschäftigt, räumte sehr leise den Tisch ab und zog sich still zurück. Er hatte es kaum bemerkt. Er dachte über Kalt nach und an die Zeit, als er selbst durch diese schwere Prüfung gegangen war.
    Wenn es doch nur etwas anderes gäbe, das wir tun könnten. Wenn wir doch die Macht hätten, Leben zu bringen anstatt den Tod.
    »Vielleicht hast du sie.«
    »Amaurn?« Grimm sammelte sich sehr schnell. Kein Kontakt außer in einer Notlage, so lautete die Regel. »Was ist passiert? Wo bist du?« Er sandte den Gedanken so gebündelt wie möglich, um die Gefahr, dass ein Mitglied des Schattenbundes ihn auffing, möglichst gering zu halten.
    »Ich bin in Gendival.« Ein leiser Triumph klang daraus. »Aus dem Exil zurückgekehrt – endlich, wenn auch heimlich.« Grimm spürte verwundert Amaurns Belustigung. »Gegenwärtig befinde ich mich in der Nähe dieser Schutzhöhle im Heidemoor zwischen dem Tal und der Schleierwand. Nur einen Katzensprung von dir entfernt – sofern

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