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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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genügend Gelehrsamkeit, um seinen hungrigen Geist zu befriedigen. Doch er hatte den Turm noch nie so wenig als seine Heimat empfunden wie an diesem Tag.
    Gehöre ich überhaupt noch hierher?
    Welchen anderen Weg könnte ich gehen? Trotz allem, was geschehen ist, bleibt es doch mein Zuhause und Grimm ist zu mir wie ein Vater.
    Er blickte über den See. Das schwarze Wasser, unergründlich, brütend, glatt wie Glas, sah aus als könnte es alle Geheimnisse und alle Trauer der Welt in sich aufnehmen. Plötzlich spürte Kalt den starken Drang, hineinzutauchen, sich zu reinigen, die Erinnerungen und das nagende Schuldgefühl abzuwaschen. Seiner drängenden Eingebung folgend, verließ er seine Kammer und klopfte an Grimms Tür. Sein Meister sah verschlafen und zerzaust aus. »Kalt? Geht es dir gut?«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Offensichtlich. Und du warst besorgt, dass mir dabei etwas entgehen könnte? Wie rücksichtsvoll«, sagte Grimm trocken, aber da war ein Zwinkern in seinem schläfrigen Blick.
    »Es tut mir Leid.« Kalt fühlte sich entsprechend schuldig. »Ich gehe schwimmen«, erklärte er. »Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass ich nicht lange fortbleibe.«
    Grimm zog die Augenbrauen hoch. »Das ist nur zu wahrscheinlich. Sogar im Sommer ist der See das reinste Eiswasser. Wie es jetzt sein wird, bedarf keiner Erwägung.« Aber sein Blick war verständnisvoll und freundlich. »Das Frühstück wird fertig sein, sobald du zurück bist, und ich sage Izobia, sie soll das Feuer schüren.«
    Kalt schluckte schwer, das Bild des kleinen Jungen ließ ihn nicht los. »Ich glaube nicht, dass ich heute etwas zum Frühstück möchte.«
    »Oh doch«, versicherte ihm Grimm, »das möchtest du, wenn du dich erst einmal in diesen Bottich mit flüssigem Eis getunkt hast.«
    Bei allem Kummer musste Kalt nun lächeln. »Wie kann es so etwas wie flüssiges Eis geben?«
    »Das wirst du gleich selbst herausfinden. Ich will dir nicht die Überraschung verderben. Wenn du nicht bald zurück bist, komme ich hinunter und breche dich heraus.« Damit ging er wieder in seine Kammer, um vermutlich noch ein paar Augenblicke in seinem schönen, warmen Bett zu verbringen.
    Kalt wanderte den Weg zum See hinunter und dankte der Vorsehung, dass Izobia noch schlief. Ohne Zweifel hätte sie dazu einiges zu sagen gehabt. Sie hatte zu allem etwas zu sagen, und während er die wunderbare Art, wie sie für ihn und Grimm sorgte, hoch schätzte, so wünschte er auch, sie würde nicht alles, was sie taten, als ihre Angelegenheit betrachten. Doch vermutlich sollte er Mitleid mit ihr haben. Sie war die Tochter von Arcans Schwester. Vor vier Jahren war sie das wildeste und halsstarrigste Geschöpf unter den jungen Mädchen gewesen und hatte darauf vertraut, dass ihre Schönheit und ihr Liebreiz, mit dem sie die Männer verwirrte, ihr immer aus allen Schwierigkeiten heraushelfen würden. Unglücklicherweise war sie einem hübschen jungen Krieger von einer feindlichen Sippe begegnet, der für einen künftigen Raubzug auf Kundschaft aus war. Betört von seiner Schönheit und getrieben vom eigenen Wagemut, versteckte sie ihn, gab ihm zu Essen und rannte schließlich mit ihm davon, zum Entsetzen beider Sippen.
    Izobias Glück währte nur so lange, bis sie ein Kind gebahr und der junge Mann bei einem Raubzug getötet wurde. Von der Sippe ihres Mannes wurden sie und das Kleine sofort verstoßen, und als sie zu ihrer eigenen heimkehren wollte, musste sie feststellen, dass sie nicht mehr erwünscht war, da sie den Sohn eines Feindes geboren hatte. Ihr Schicksal wäre wirklich bitter gewesen, wenn Grimm ihr und dem Kind nicht Zuflucht geboten hätte. Im Gegenzug kochte und wusch sie für Grimm und ihn selbst, eine Pflicht, die keine andere Frau in der Sippe übernommen hätte, denn niemand wagte es, einen Turm der Überbringer zu betreten.
    Einer der Vorratsräume war in ein bequemes Quartier für sie und das Kind verwandelt worden, und Izobia überwand bald ihre Angst und gewöhnte sich ein. Sie war herzergreifend dankbar gewesen und arbeitete seitdem so viel, dass das Leben der beiden Männer noch nie so behaglich gewesen war. Zu Kalts Leidwesen war sie trotz allem eine lebhafte junge Frau geblieben, und sie war entschlossen, ihre Rolle im Hinblick auf ihn zu erweitern – sein Bett eingeschlossen. Obwohl er sich geschmeichelt fühlte, hatte er für sich entschieden, dass eine solche Verwicklung das Letzte war, was er zur Zeit gebrauchen konnte, besonders da

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