Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
lassen, wenn auch nicht bei den armen Unglücklichen, die einen Schlag auf den Schädel bekommen hatten, um sie davon zu überzeugen, dass Bergbau wirklich eine achtbare Beschäftigung für einen Krieger ist.) Zwei saubere Stöße beschriebenes und unbeschriebenes Papier lagen am anderen Ende des Tisches bereit, ebenso Tinte und daneben ein unordentlicher Haufen Stöcke und Bindfaden, der wie ein Stäbchenspiel für Kinder aussah, jedoch der Beweis seiner vergeblichen Versuche war – bislang jedenfalls –, eine neue Bauart für Brücken zu entwerfen.
    An der linken Wand reihten sich Bücherregale mit Bänden voller Überlieferungen, die in vielen Ländern jenseits der Schleierwand gesammelt worden waren. Einige bestanden aus handbeschriebem, gebundenem Papier, andere aus Pergament. Einige Schriften waren in Metall geätzt, in Ton geritzt oder in Steintafeln gehauen. Grimm besaß sogar gedruckte Bücher aus Gendival, die er heimlich aus der großen Bibliothek geborgt und nie zurückgegeben hatte.
    In der Ecke zwischen den Regalen und dem Tisch war ein großer Vogelkäfig eingebaut, der vom Boden bis zur Decke reichte. Als Grimm sich näherte, begann der Chor der Bewohner mit lebhaftem Schnattern und Piepen. Lächelnd nahm Grimm einen kleinen Silberschlüssel aus einer Holzschachtel auf dem Fenstersims und schloss die Tür auf.
    Heraus kamen sie, alle fünf, und flatterten ihm um den Kopf, setzten sich auf seine Schultern und klammerten sich in seinen Haaren fest, ohne ihr aufgeregtes Geschwätz zu unterbrechen. Sie waren klein, der größte nur sechs Zoll hoch, und auf ihrer ledrigen schwarzen Haut wuchs ein spärliches schwarzes Fell. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo sie ihre Füße gebrauchten, gingen sie aufrecht. Die Flügel bestanden aus einer dünnen schwarzen Haut, die sich wie bei Fledermäusen über dünne Knochen spannte. Ihre Augen glichen zwei roten Funken, die unheilvoll in einem faltigen Gesicht glühten, das voll böser Anmut war. Ihre winzigen Hände waren flink und geschickt und hatten lange gebogene spitze Nägel, die sie wie Katzen einziehen konnten. Ihr langer nackter Greifschwanz endete in bösartigen Stacheln, die wie die scharfen Krallen und Zähne reichlich Schaden anrichten konnten.
    Grimm lachte laut, als seine Geschöpfe überschwänglich durch den Raum schwirrten, sich von den Lampenhaltern herunterbaumeln ließen, eine Buchlawine auf dem obersten Regalbrett auslösten und auf seinem Tisch allgemeine Verwüstung anrichteten. Das war der Grund, weshalb die Teufelchen gewöhnlich im Käfig eingesperrt blieben. Sie waren überglücklich, bei ihm zu leben, und würden nicht fortfliegen, aber wegen ihrer unerschöpflichen Neugier und ihrer Angewohnheit, alles bis zur Zerstörung auszuprobieren, konnte er sie nicht frei und unbeaufsichtigt in seiner Werkstatt lassen.
    Beim ersten Hinsehen sahen sie alle gleich aus, doch Grimm hatte sie schon so lange, dass er sie leicht auseinander halten konnte. Gar, das größte Teufelchen, war das Leittier. Der schrägäugige Iss war ein launischer Kerl mit einer nicht zu sättigenden Neugier, der Spaßmacher Bir war ein Meister üblen Unfugs. Es gab auch zwei Weibchen: Ell, die sehr rundlich und zärtlich und deshalb Grimms Lieblingstier war, sowie die lebhafte, hübsche Vai mit den großen Augen.
    Die Teufelchen stammten nicht aus Callisiora, und nach Cergorns Gesetzen durfte er sie überhaupt nicht halten. Er hatte sie vor vielen Jahren auf einer Mission als Wissenshüter entdeckt. Auf dem Rückweg von Zaltaigla stieß er im Regenwald von Rakha auf eine kleine Kolonie Teufelchen. Bezaubert von den fremden kleinen Geschöpfen, schlug er für einige Tage sein Lager auf, um sie beobachten zu können. Sie erwiesen sich als neugierig, gesellig und leicht zu zähmen, und als er weiterreiste, hatten sich diese fünf entschieden, ihn zu begleiten. Da er wusste, dass der Archimandrit ihm nicht erlauben würde, sie zu behalten, hielt er ihre Existenz geheim, bei ihrem Temperament keine leichte Aufgabe. Für so kleine Geschöpfe lebten sie nun schon außergewöhnlich lange und zeigten keine Spuren von Alterung. Doch zu seiner Enttäuschung hatten sie nie gebrütet. Er vermutete, dass das Klima in den nördlichen Breiten zu kalt für sie war.
    Sie waren sehr verständig und verlässlich beim Überbringen von Nachrichten an die wenigen Anhänger Amaurns, die von ihnen wussten. Diese Wissenshüter speisten die Teufelchen bei ihrer Ankunft jeder mit einer anderen

Weitere Kostenlose Bücher