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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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fiel Seriema auf, dass die allgemeine Stimmung in der Festung seltsam verändert war. Gestern noch hatte geschäftiges, lautes Treiben geherrscht, als die Bewohner sich mit den verteilten Aufgaben beschäftigten. Trotz der Drohung, die über ihnen schwebte, hatte es viel gute Laune, Geplauder, Gelächter und Neckereien gegeben. Aber heute wirkten die Rotten gedämpft und gingen nahezu schweigend und mit ernsten Gesichtern ihrer Arbeit nach. Insbesondere schienen sie darauf bedacht zu sein, ihrem Häuptling nicht in den Weg zu laufen, und Seriema fragte sich, was um alles in der Welt geschehen sein konnte, das diese Veränderung bewirkt hatte. Nichts Gutes jedenfalls.
    Arcan sah nicht erfreut aus, als Seriema seinem Sohn ins Zimmer folgte. »Wer hat dich eingeladen?«, polterte er.
    »Ich.« Cetain legte einen Arm um seine Gefährtin. »Die Dame Seriema weiß mehr über die Räuber als du oder ich, und ihr Bericht über die vergangene Nacht sollte ebenso viel Gewicht haben wie der meinige.«
    »Es ist mir gleich, was sie weiß«, schnauzte Arcan. »Ich will mit meinen Söhnen allein sprechen. Es ist besser, du erfährst sofort, was sich gestern Abend hier zugetragen hat, Cetain. Überbringer Grimm wurde ermordet, erstochen von einem, der sich in unserer Festung aufhielt. Wir wissen nicht, wie es geschehen ist, aber Kalt, sein Gehilfe, ist geflohen, und mit ihm der junge Bursche, der mit Händler Tormon gekommen ist.«
    »Scall?«, rief Seriema aus. »Aber das ist lächerlich. Wie kann er denn etwas damit zu tun haben?«
    Arcan blickte sie finster an. »Geh und frage deinen Freund Tormon. Er weiß über die Sache ebenso viel wie jeder andere.« Damit schlug er ihr die Tür vor der Nase zu.
    Seriema schäumte vor Wut. »Von allen ungehobelten, widerlichen…« Ihr erster Gedanke war es, hineinzustürmen und ihm zu sagen, was sie von ihm hielt, doch ihr gesunder Menschenverstand gewann die Oberhand. Da Scall der Beteiligung an dem Mord verdächtigt wurde, waren sie und ihre Leute beim Häuptling vermutlich gerade nicht sehr beliebt. Die Festung war ihre einzige Zuflucht, besonders da die Bestien sich nun schon in der Umgebung ausgebreitet hatten. Es schien also klug, ein gewisses Maß an Zurückhaltung an den Tag zu legen, bis Arcans Laune sich gebessert hatte. Außerdem stand wie immer eine Wache vor der Tür, ein stämmiger junger Kerl, der so breit war wie ein Scheunentor. Seriema schätzte ihn sicher richtig ein, wenn sie ihre Möglichkeiten, an ihm vorbeizukommen, mit null berechnete. Da der Häuptling sie im Beisein des Wächters so eindeutig ausgeschlossen hatte, konnte sie sich nicht einmal mit einer List Einlass verschaffen. So bedachte sie die Tür des Anstoßes mit einem wütenden Blick, dann drehte sie sich achselzuckend um und ging. Besser, wenn sie Tormon so schnell wie möglich fände. Es war Zeit, ihren lächerlichen Streit von gestern zu begraben. Es galt ein paar Dinge herauszufinden, und sie hatte Neuigkeiten, die auch für ihn wichtig waren.
    Zuerst schaute sie in das kleine Zimmer, das Tormon mit seiner Tochter teilte. Der Händler war nicht dort, aber Annas und Rochalla saßen auf dem Bett beim Fadenspiel, für das sie ein langes blaues Garnstück zur Verfügung hatten. Ein Paar dicker, stumpfer Stricknadeln mit einer Art buntem Vogelnest daran war zwischen ihnen abgelegt, als stummer Beweis, dass das blonde Mädchen versucht hatte, die Kleine das Stricken zu lehren. Seriema musste schmunzeln, als sie das sah. »Meine Strickversuche sehen noch genauso aus«, sagte sie.
    Rochalla machte ein überraschtes Gesicht, als sie so freundlich angeredet wurde, und wagte ein zaghaftes Lächeln. »Aber Stricken ist so einfach«, erwiderte sie.
    »Für dich vielleicht«, schnaubte Seriema. »Ich hatte immer zwei linke Hände, wenn es ans Stricken ging. Meine Nähkünste sind sogar noch geringer.« Sie versuchte einen unbeschwerten Plauderton beizubehalten, denn Rochalla sah trotz ihrer Geduld mit dem Kind müde, blass und sorgenvoll aus. Bestimmt hatte sie aus Angst um den vermissten Scall nicht geschlafen.
    »Nun, jeder hat so seine Begabung«, sagte Rochalla soeben. »Ich könnte mir nicht einmal vorstellen, wie man erfolgreich ein großes Handelshaus führt. Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast.«
    »Manchmal frage ich mich das selbst. Und ich bin nicht sicher, ob ich das Zeug hätte, noch einmal damit anzufangen, selbst wenn die Umstände besser wären. Ich nehme an, in den kommenden Monaten werden

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