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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die schwarzen Fangarme nach ihm griffen, drosch er mit dem Schwert darauf ein, hackte mehrere ab, die sich darauf am Boden wanden, als Waffen aber nutzlos waren. Das Geschöpf fauchte und knurrte vor Schmerz, aber schon wuchsen die scharfen Enden der Glieder nach und brachten neue Klingen und Krallen hervor.
    Wieder griff Amaurn die angreifenden Glieder an. Zwar hatte er den Überraschungsvorteil verloren, aber er stellte dankbar fest, dass die Wunden und die Anstrengung, Ersatz wachsen zu lassen, den Gestaltwandler ein wenig verlangsamten. Jedenfalls hoffte er, dass es so war. Auch er ermüdete. Er hatte diesen Kampf schon mit frischen Verletzungen aus dem vorigen begonnen und war gezwungen, mit der falschen Hand zu fechten, wenngleich er in seinen Jahren als Hauptmann Blank sich darin geübt hatte, mit beiden Händen wenigstens geschickt zu sein.
    Ob nun rechts- oder linkshändig, Amaurn hatte nur einen Arm und ein Schwert gegen eine Unmenge tödlicher Waffen, die von vielen Gliedern geschwungen wurden. Verzweifelt hackte er in einem fort nach den fuchtelnden Tentakeln, die schlangengleich zustießen, mal hoch, mal niedrig, ihm mal den Bauch aufschlitzen und mal die Augen auskratzen wollten und seinen erlahmenden Muskeln immer größere Verteidigungsanstrengungen abverlangten.
    Eine Zeit lang schien es, als wären die beiden Gegner festgefahren – doch es musste sich etwas ändern, und zwar rasch. Der Archimandrit, verletzt und erschöpft wie er war, spürte mit tödlicher Gewissheit, dass ihm die Zeit davonlief. Auch sein Mörder schien einige Not zu haben, und beide wurden merklich langsamer in ihren Schlägen. Aber wer würde zuerst zurückweichen?
    Amaurn sah ihn überhaupt nicht kommen. Er wusste erst, dass er getroffen war, als ein eisiger Stoß in die Seite ihn wegtaumeln ließ und ihn eine Woge von Schmerzen überrollte. Er spürte, dass er blutete, die Welt verschwamm vor seinen Augen, und er wurde von Schwindel übermannt. Der Takur nutzte das gnadenlos aus. Die blutbefleckte Klinge, die sich als sein Untergang erwiesen hatte, schwebte über ihm, um noch einmal zuzuschlagen.
    All die Jahre, all die finsteren Schachzüge und Opfer, und nun endet es so.
    Er musste zugeben, dass darin eine gewisse grausame Gerechtigkeit lag.
    Dann tat sich ohne ein Vorzeichen unter seinem Mörder die Erde auf, was diesen in einem Regen aus Erde, Steinen und totem Laub nach rückwärts schleuderte. Ein Baum knickte um und stürzte krachend nieder, dass die Erde bebte. Aus der Tiefe brach Maskulu hervor, ein ungeheures Leibsegment nach dem anderen, mit seinem Panzer, der jede Takurklinge abgleiten ließ, und den eigenen Furcht erregenden Waffen, den zahlreichen Klauen und rasiermesserscharfen Diamantkiefern. Amaurn hatte im Leben noch keinen schöneren Anblick erlebt, aber dieser riesenhafte Kamerad war zwischen den Bäumen im Nachteil. Als der Gestaltwandler flüchtete, wollte er sich an die Verfolgung machen, doch ehe er seinen langen, plumpen Körper gewendet hatte, war die Beute schon verschwunden.
    »Bleib hier«, rief Amaurn, als Maskulu Anstalten machte, die Verfolgung aufzunehmen. »Das ist ein Takur – du wirst ihn nicht finden.«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Nein – geh nirgendwohin«, japste der Archimandrit. »Bleibe, wo ich dich sehen kann. Nur so kann ich sicher sein, dass du du bist.«
    »Daran hätte ich nicht gedacht«, knurrte Maskulu. »Aber wie können wir einen Meuchelmörder auf freiem Fuß lassen? Er kann überall und jederzeit wieder über dich herfallen. Du könntest tot sein, ehe du weißt, wie dir geschieht.«
    »Wem sagst du das«, stöhnte Amaurn. Jede kleine Bewegung brachte ihm betäubende Schmerzen in der Seite. »Komm her. Du musst mich auf dem Rückweg stützen.«
    Der Wissenshüter senkte seinen abscheulichen Kopf, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. »Soweit ich es beurteilen kann, ist das hauptsächlich eine Fleischwunde. Sie sieht nicht sehr tief aus und hat hoffentlich keinen ernsten Schaden angerichtet.«
    »Solange ich nicht verblute, heißt das.«
    »Du kannst jedenfalls nicht laufen«, fand Amaurns Gefährte. »Wenn du auf mich klettern kannst, nehme ich dich auf den Rücken – oder vielleicht sollte ich Hilfe holen, damit man dich zur Siedlung zurückträgt.«
    Amaurn sah ihn an. »Aber wem kannst du trauen?« Er zog ein Gesicht, halb vor Schmerzen, halb vor Wut über die Gerissenheit, mit der Syvilda an seiner Vernichtung arbeitete. Sie musste dahinter stecken – dessen

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