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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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offenbar andere Sorgen. »Ich glaube nicht, dass es je wieder so sein wird wie vorher«, sagte er reumütig und rieb sich behutsam das Anstoß erregende Körperteil. »Wir wollen hoffen, dass wir nicht noch mehr solcher Sprünge vor uns haben.«
    »Nimm’s leicht«, sagte Alestan. »Vielleicht brauchen wir wirklich nicht mehr zu springen.« Er zögerte. »Andererseits können wir nicht wissen, ob das nächste Hindernis nicht noch viel schlimmer sein wird.«
    Eine Zeit lang schien es jedoch, als hätte diese seltsame Höhle unter der Stadt ihnen nichts mehr entgegenzusetzen. Sie wanderten eine Stunde lang weiter durch dieselben gleichförmigen Tunnel, und Alestan war gerade versucht zu glauben, dass die ganze Gefährlichkeit in Langeweile umgeschlagen sei, als Galveron ihn mit ausgestrecktem Arm anhielt. »Warte«, sagte er. »Was ist das?«
    Über eine Strecke von mehreren Schritten waren die Wände mit Platten von einem Fuß Kantenlänge bedeckt, und darauf waren in sehr einfacher Weise Menschen dargestellt, die mit verschiedenen Tätigkeiten beschäftigt waren. Alestan ging näher heran, um sie zu untersuchen. »Myrials Zehen und Fingernägel!«, keuchte er. »Schau – die Bilder bewegen sich!«
    Die kleinen Figuren auf den Platten durchliefen eine kurze Abfolge von Handlungen, mit denen sie dann wieder von vorn begannen und die sie immerzu wiederholten. Ein Mann wurde von einem riesigen Fisch verschluckt; derselbe Mann verließ ein Haus auf einem Hügel und winkte einer Frau und weinenden Kindern zum Abschied; jetzt kehrte er zu dem Haus auf dem Hügel zurück, einen Esel am Zügel, der mit Säcken voller Schätzen beladen war; hier befand er sich tief unter der Erde und kämpfte mit einem Drachen; dann stand er drei abscheulichen Riesen gegenüber; hier wieder stand er an Bord eines Schiffes, das gegen ein anderes mit Seeräuberflagge einen verzweifelten Kampf austrug. Die Platten schienen keine bestimmte Ordnung zu haben, alle Unternehmungen des kleinen Mannes wirkten wahllos und hatten nichts miteinander zu tun.
    Galveron war von der unglaublichen Wand völlig gefesselt, er schien die Augen nicht abwenden zu können, und auch Alestan hatte dergleichen noch nie gesehen. Vorsichtig streckte er einen Finger aus und berührte eine Platte, neugierig, ob das die Bewegung der Figuren auf irgendeine Weise beeinflussen würde. Er spürte jedoch nichts weiter als die glatte, kühle Oberfläche, während die Handlung des Bildes unter seinem Finger unverändert voranschritt, wie schwimmende Fische unter einer dicken Eisschicht. Nach einer Weile fragte er sich, wozu sie gut sein mochten. Die bewegten Bilder waren erstaunlich, und die Possen des kleinen Helden waren unterhaltsam anzusehen, aber wozu dienten die Platten? Und warum waren sie hier unter der Erde mitten in einen Gang gesetzt?
    Alestan schob die Brauen zusammen. Die bewegten Bilder waren nicht zum Vergnügen hierher geschafft worden. Sie mussten einem anderen Zweck dienen. Nach einer Lösung suchend, blickte er den Korridor hinunter.
    Dort wo die bebilderte Wand wieder in das glatte blaue Metall überging, wechselte der Boden zu einem karierten Muster von derselben Größe wie die Platten an der Wand. Die Karos waren zumeist weiß, aber in zufälligen Abständen waren blaue eingestreut. Die blauen sahen eingesunken aus, lagen etwa eine Fingerspitze tiefer als die übrigen, und obschon unregelmäßig verteilt, waren sie jeweils einen großen Schritt weit voneinander entfernt. Dieses gekachelte Stück reichte etwa dreißig Schritte weit, dann konnten sie sehen, dass der Boden wieder wie vorher gestaltet war.
    Galveron, der noch ganz hingerissen vor den Bildern stand, lachte herzhaft darüber, wie der kleine Mann sich fürs Abendessen einen Vogel aus einem Baum schießen wollte und stattdessen ein Hornissennest traf, worauf er von dem wütenden Schwarm durch den ganzen Wald gejagt wurde. Als Alestan ihn am Ärmel zog, wandte er sich nur widerstrebend ab. Der Dieb verdrehte die Augen zum Himmel.
    Vielleicht soll das der Zweck sein. Eine Ablenkung, die uns hier aufhalten und unsere Wachsamkeit senken soll. Dann wird wieder etwas Scheußliches geschehen, so etwas wie die aufschießenden Flammen.
    Aber gegenwärtig schien sich nichts Schlimmeres zu ereignen, als dass sich Galveron über die Unterbrechung ärgerte. »Was denn?«, schnauzte er.
    Unter großer Beherrschung unterließ es Alestan, ihn daran zu erinnern, warum sie hergekommen waren. Stattdessen zeigte er

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