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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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stehen und senkte den Kopf, um zu grasen. Rochalla flog über seinen Hals hinweg und landete mit dem Gesicht im kratzigen Heidekraut.
    Fluchend wendete Presvel sein Pferd und kam zu ihr zurück, wo er mit den Zügeln hantierend Annas im Sattel halten musste und mit der anderen Hand vorgebeugt nach dem Zaumzeug des zweiten Tieres griff. Rochalla, die zerkratzt und schmutzig und mit verwickelten Kleidern am Boden lag, brach in Tränen aus, aber Presvel blickte mitleidlos auf sie herab. »Steh auf«, forderte er kalt.
    »Ich kann nicht«, schluchzte sie. »Du weißt, dass ich das verdammte Vieh nicht reiten kann!«
    Urplötzlich fuhr er wieder mit dem Messer an Annas Kehle. »Dann lerne es.«
    Glühender Hass trocknete ihr die Tränen. Während sie ihn anstarrte, gelang es ihr wundersamerweise, sich auf den Rücken ihres zappelnden Pferdes zu ziehen. Dann beugte er sich zu ihr und schlug ihr mit der offenen Hand ins Gesicht. »Und setz ein anderes Gesicht auf.«
    Rochalla senkte den Blick und widerstand dem Drang, die Hand auf ihre brennende Wange zu drücken. »Es tut mir Leid, Presvel«, sagte sie demütig. Es war nicht schwer, sich eingeschüchtert zu geben. Zu denken, er könnte ihr etwas tun, war eine Sache, es tatsächlich zu erdulden aber eine ganz andere. Der Schlag hatte ihr deutlicher als alles andere zu Bewusstsein gebracht, wie groß die Gefahr war, in der sie und Annas steckten. Besser er glaubte, sie eingeschüchtert zu haben – andernfalls, das wusste sie, hätte sie weitere Strafen zu erwarten.
    Presvel band ihre Zügel an einen Sattelring und führte sie. Es dauerte eine Zeit lang, bis Rochalla ihren Mut zusammengerafft hatte und ihn wieder ansprach. »Presvel, ich versuche zu verstehen. Warum hast du den Überbringer getötet? Du hast ihn doch getötet, oder? Aber es war doch sicher ein Versehen? Ein Missgeschick?«
    Presvel lachte kurz und trocken. »Oh ja, es war ein Versehen. Es war dein guter Freund Scall, hinter dem ich her war, aber der alte Narr ist mir dazwischen gekommen.«
    Schwindelndes Entsetzen überkam sie. »Du hast Scall umbringen wollen?«
    Er blickte sie finster an. »Oh, du brauchst dir um deinen kleinen Freund keine Sorgen zu machen«, schnarrte er höhnisch. »Wenigstens nicht, was mich betrifft. Ich wollte ihm nur Angst einjagen, damit er sich verzieht – zu diesem Zeitpunkt jedenfalls. Nein, es scheint, dass Kalt ihn irgendwohin verschleppt hat.« Er grinste hässlich. »Aber wie das so geht, wenn viel zusammenkommt, haben sie die Nacht hier draußen wahrscheinlich nicht überlebt. Doch das ist kaum meine Schuld. Und da sich der Wettstreit nun erledigt hat, wirst du wieder mir gehören, und mir allein.« Er drückte Annas so grausam, dass das Kind wimmerte. »Wir könnten eine nette kleine Familie abgeben, meinst du nicht?«
    Rochalla gab sich alle Mühe, ausgeglichen zu klingen. »Natürlich. Aber Presvel, wie sollen wir in Tiarond überleben? Können wir nirgendwo anders hin?«
    »Wir gehen nach Hause«, sagte Presvel entschieden. »Ich glaube nicht, dass die Biester noch da sind. Ich glaube auch nicht, dass es überhaupt so viele waren. Seriema hat die Angst gepackt, und diesen Dummkopf von Tormon ebenfalls. Es war gar nicht notwendig, die Stadt zu verlassen und sich alldem auszusetzen. Du hast selbst gesehen, dass da noch Gottesschwerter ihre Runde machten, als wir dem Trupp begegnet sind. Sie werden sich der Lage angenommen haben und alles wird sein wie vorher, außer dass ich die Zügel über Seriemas Reich in die Hand nehme – ganz zu schweigen von ihrem Haus.«
    Er lächelte Rochalla an, als habe er seine vorige Grausamkeit vergessen. »Jeder sollte ein Zuhause haben. Seriema will ihr Haus nicht mehr – sie wird diesen rohen Tölpel heiraten, diesen Häuptlingssohn, und den Rest ihres Lebens wie eine Wilde in der Heide herumlaufen. Darum habe ich beschlossen, dass wir es genauso gut für uns nehmen können. Nachdem ich mein Leben lang jeder Laune und Vorliebe dieser Dame entgegengekommen bin, habe ich das verdient, meinst du nicht? Und warum solltest du keine große Dame werden? Du bist vielleicht eine verlogene, falsche kleine Hure, aber ich bin sicher, das können wir dir austreiben.«
    Ein Schauder durchlief Rochalla. Jetzt wusste sie erst recht, dass sie und Annas vor diesem Wahnsinnigen fliehen mussten. Doch da er dem Kind weiterhin das Messer vorhielt, war sie völlig ratlos, wie sie von ihm fortkommen sollten.
    Tormon und die Rotten dürften uns mittlerweile

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