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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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mitgemacht, weil wir nützlich sein, weil wir zum Schattenbund gehören wollten und weil wir hofften, irgendwann geachtet zu werden. Aber dazu ist es nie gekommen. Cergorn hat sein Wort nie gehalten, sondern hat uns immer nur hingehalten. Aber du … Schon einen Tag nach deiner Übereinkunft mit Kalevala steckte mein Volk das Gebiet für seinen neuen Wohnsitz ab.« Sie verschränkte die Glieder und verbeugte sich. »Du hast dir meine Achtung verdient, Archimandrit, und die meines Volkes. Ich stehe dir zur Verfügung, um diesen Auftrag auszuführen, und hinterher, sofern ich überlebe, wirst du nie wieder ohne Leibwächter sein, das schwöre ich.« Dann setzte sie mit feiner Belustigung hinzu: »Kein anderer wird sich je wieder an dich heranschleichen können, Amaurn. Darauf hast du mein Wort.«
    Amaurn war sprachlos, aber Veldan nicht. Das enge Zusammensein mit Toulac hatte ihren Wortschatz erweitert. Sie starrte den Gestaltwandler an und ein Grinsen überzog ihr Gesicht. »Also, da schubs mich doch einer in ’nen Hundehaufen!«

 
     
    Weit hinter der Stadt und dem Tempel hatten Amaurns Wissenshüter und ihre Gefährten das hügelige Heideland verlassen und erklommen nun im Zickzack den steilen Südosthang des Chaikar, um zum Schlangenpass zu gelangen, der sie über das Bergmassiv führen würde. Am Kopf des Passes, wo schon Generationen von Reisenden vor ihnen gerastet hatten, machten sie Halt, um zu Atem zu kommen und die Pferde rasten zu lassen. Jetzt im Winter war das ein unwirtlicher Fleck, kalt, öde und jedem Wetter ausgesetzt. Nasser Schnee wirbelte herum und durchnässte ihnen Mäntel und Haare. Über ihnen ragte drohend ein Hang, der noch seine Last an Nadelbäumen, Geröll und durchweichter Erde trug, doch die konnte ohne Vorwarnung als Lawine niedergehen, wie es schon einmal geschehen war. Der Wind heulte und pfiff zwischen den zerklüfteten Wänden des Bergeinschnitts, in den der Weg eintauchte, sobald er den Pass verließ, und ein flacher Wasserlauf floss mit durch die Wegenge, der von den Hängen darüber gespeist wurde.
    Der Pass stellte einen Wendepunkt auf ihrer Strecke dar. Hinter ihnen lagen die Hochebene und die Schleierwand und Gendival. Auf der anderen Seite schauten sie hinab in das Flusstal und über den Felshang, wo ein Erdrutsch Kaz und Veldan beinahe das Leben gekostet hätte und Zavahls Leben bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde. Jenseits der Erdrutschstelle würden sie an Toulacs Haus vorbeikommen und dann zur Stadt und zur Ebene hinabsteigen.
    Man schwieg zumeist, jeder war mit seinen Gedanken und Sorgen beschäftigt, und Veldan wusste, dass ihnen allen aus einer Vielzahl von Gründen unbehaglich war. Der Hauptgegenstand ihrer Sorge musste aber der Zustand der Schleierwand sein. Als sie an der Grenze angelangt waren, hatten sie entsetzt festgestellt, dass die Schleier hier und dort aufrissen und sich wieder schlossen. Die einst klaren Farben wirkten schmutzig und verschwommen und ihr wohltönender Klang war zu einem grellen Kreischen geworden, das in Ohren und Zähnen schmerzte. Noch schlimmer jedoch waren die Augenblicke völliger Stille gewesen, wo die Wand ganz zusammenbrach und sie daran denken mussten, dass überall in der Welt solche Ausfälle vorkamen und welches Unglück daraus folgen mochte. Nun war es deutlich genug, wie wenig Zeit ihnen noch zum Handeln blieb.
    Und zu allem Überfluss müssen wir auch noch mit den Ak’Zahar fertig werden.
    Sie hoffte nur, Amaurn und Toulac vermuteten richtig, dass die Bestien wegen der gelegentlichen Überflutung nicht in dem unteren Felsentunnel nisteten. Die Vorstellung, noch einmal gegen sie kämpfen zu müssen, flößte ihr Entsetzen ein – aber das war nicht die einzige Quelle böser Erinnerungen. Voller Abscheu betrachtete Veldan den finsteren Hohlweg und dachte daran, wie der Berg seine Decke aus Schlamm und Bäumen abgeschüttelt und zu Tal geschleudert hatte, um sie, Kaz und Aethon darunter zu begraben. »Ich finde das alles sehr zermürbend«, meinte sie zu dem Feuerdrachen. »Es scheint fast, als liefe die Zeit rückwärts. Es ist beunruhigend, wieder an den Ort zurückzukehren, wo alles angefangen hat.«
    Kaz zuckte mit der Schulter und warf sie beinahe ab. »Die Zeit kann laufen wie sie will, wenn’s nach mir geht«, sagte er, »solange wir nicht noch einmal einen Erdrutsch erleben müssen.«
    »Genau das meine ich«, sagte Veldan bitter. Der Weg hatte sich nicht verändert, seit sie zuletzt hier gewesen war, trotzdem

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