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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Steifheit aus den Beinen zu vertreiben, ehe sie sich hinsetzte und etwas frühstückte. Sie hatte auf einem fremden Pferd gesessen, und es dauerte immer ein wenig, bis sie sich umgewöhnt hatte. Nachdem sie Mazal allen Widrigkeiten zum Trotz zurückbekommen hatte, wollte sie ihn lieber nicht nach Callisiora mitnehmen, das Risiko war ihr zu groß. Falls ihr, Myrial behüte!, etwas zustoßen sollte, dann würde sich Harral um ihn kümmern – und nur zu gut!
    Toulac schmunzelte. Nach der Anzahl Stuten zu urteilen, die er nach Meinung des Stallmeisters decken sollte, würde der Hengst in ihrer Abwesenheit eine schöne Zeit haben. Eine der Begünstigten war Feuervogel, die kleine Braune, die glücklicherweise ein, zwei Tage vor ihrer Ankunft in Gendival brünstig geworden war. Amaurn hatte sie Scall zwar zurückgegeben, gegen Harrais wütenden Einspruch, doch man hatte den Jungen – mühsam – überreden können, sie um ihrer Sicherheit willen zurückzulassen. Noch mühsamer hatte man ihm das Versprechen abgerungen, ihr erstes Fohlen Harral zu überlassen, damit ihre Abstammungslinie in Gendival fortgesetzt würde. Scall selbst war noch immer eisern entschlossen, zu den Rotten zurückzukehren, wenn die ganze Sache vorüber wäre. Die Söldnerin war überrascht, bei einem jungen Menschen so standhafte Treue zu sehen, selbst wenn sie auf Kosten der Vernunft ging.
    Was sie selbst anging, begann sie sich zu fragen, ob sie nicht bei den glücklichen Pferden in Gendival hätte bleiben sollen. Sie fröstelte in ihrem dicken Schaffellmantel, über den sie heilfroh war, und freute sich auf die Tasse Tee, die es geben würde, sobald das Wasser kochte. Einen Tropfen von etwas Stärkerem fände sie jetzt auch nicht verkehrt. Diese düsteren Morgenstunden waren die Brutstätte aller Zweifel.
    Ich bin verrückt, dass ich mitgehe. Wozu brauchen sie mich denn? Ich hätte es in Gendival hübsch bequem haben können, wo mein weiches Bett steht und Ailie für mich kocht und Mazal mir Gesellschaft leistet …
    Wem will ich eigentlich etwas vormachen? Ich würde keinen einzigen ruhigen Moment haben. Damals in der Sägemühle, ehe Kaz und Veldan auf meiner Schwelle aufgekreuzt sind und alles angefangen hat, da war ich niedergeschlagen und verzagt, weil alle meine alten Freunde tot waren und ich niemanden mehr hatte außer Mazal. Tja, und jetzt habe ich einen ganzen Haufen neuer Freunde. Und Ailie und Harral sind zwar im Dorf geblieben, aber die anderen sind fast alle hier: Elion, Zavahl, Kaz und sogar der junge Scall – und besonders Veldan. Ich stehe vor einem völlig neuen Leben, und ich fange es nicht an, indem ich meine neuen Freunde im Stich lasse. Außerdem werden sie jemanden brauchen, der anständig Grips hat.
    Trotzdem war ihr angesichts dieses Unternehmens nicht wohl zumute. Es gab zu viele Unwägbarkeiten. Ihre einzige Faustregel, und die hatte sich über die Jahre immer und immer wieder bewährt, besagte, dass jede ungewisse Einzelheit eines Plans das Risiko verzehnfachte – und in diesem sogenannten Plan von Amaurn wimmelte es nur so von Unwägbarkeiten. Im Grunde würden sie in das Land einmarschieren, ohne viel zu wissen, und einfach das Beste hoffen. Doch hatten sie eine andere Wahl?
    Also gut, noch ein Grund mehr, um mitzugehen und auf alle aufzupassen.
     
    Amaurn ließ sich von Kalt die Wunde in der Seite untersuchen und hörte dabei Veldan zu, die all die Zweifel aussprach, mit denen er selbst gerade rang. »Und was wir überhaupt niemals schaffen werden, ist, den Ring in die Hand zu bekommen – wie soll das gehen? Entweder hat ihn einer von mehreren Hundert Ak’Zahar oder sie haben ihn irgendwo in der Stadt verschwinden lassen, und dann wissen wir nicht, wo wir mit Suchen anfangen sollen.«
    »Ich könnte kaum mehr mit dir übereinstimmen«, erwiderte der Archimandrit. »Und wenn unser Plan, den Tunnel zum Tempelbezirk zu sprengen, gelingt, wird der Ring wahrscheinlich unter Tonnen von Schutt begraben – sofern er sich überhaupt dort befindet. Wir sollten also hoffen, dass der Ring nicht die einzige Lösung ist. Vielleicht kann Aethon aus seinem Gedächtnis noch eine andere Möglichkeit ausgraben, wenn wir erst einmal dort sind.« Er breitete die Hände aus. »Wir müssen es versuchen, Veldan. Anderenfalls können wir nur zusehen, wie die Welt, wie wir sie kennen, langsam zerstört wird.«
    Sie seufzte. »Ich weiß. Und ich bin sicher, es fällt uns etwas ein. Es muss uns etwas einfallen. Wenn wir wenigstens diese

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