Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey

Vom Netzwerk:

er Gefahr lief über Höcker und Rinnen zu stolpern. So wenig es ihm behagte, noch einmal die befremdlichen Gänge betreten zu müssen, er konnte nicht schnell genug dahin gelangen. Erstens war er wegen einer möglichen Flut begierig, aus dem Tunnel herauszukommen, und zweitens hatte Toulac in einer Sache Recht gehabt. Je schneller sie das alles hinter sich brächten, desto besser – dann würde er zu Tormon und Rochalla zurückkehren und sein unterbrochenes Leben weiterführen können.
    Sofern ich dann noch lebe.
    Zu seiner großen Erleichterung brauchten sie für den Weg nicht annähernd so lange wie seinerzeit, als noch alles unbekannt und er allein gewesen war. Als er die runde Öffnung in der Decke sah, rief er laut: »Seht! Da ist es.«
    Alle rannten darauf zu und drängten sich darunter zusammen. Amaurn runzelte die Stirn. »Es wird spannend werden, wenn Kaz da hinauf soll.« Er nahm die seltsame Waffe von der Schulter. »Es sieht so aus, als müssten wir einen Teil der Decke zum Einsturz bringen und den Schutt als Rampe benutzen.«
    Toulac hatte sich inzwischen ein wenig umgesehen. »He, seht mal her«, rief sie. »Jemand ist vor uns hier gewesen.« Dort am Rand des Weges lag ein Haufen Pferdeäpfel.
    Amaurn bückte sich, um sie näher zu betrachten. »Was zum Henker …«
    »Wer es auch war, ich meine, sie sind nur bis hierher gegangen.« Toulac zog die Brauen zusammen. »Wir haben weiter oben keine Haufen und auch keine Hufspuren gesehen, und da war der Boden reichlich matschig.«
    Dann machte Kalt eine zweite Entdeckung. »Seht, da oben!« Von einer Metallstrebe unter der Decke flatterte ein Stoffstreifen. Er leuchtete mit dem Glimmer hinauf und besah ihn näher. »Das ist doch ein Rottenmuster. Was können die hier wollen?«
    Scall schob sich unsanft zu dem Überbringer durch. Der Stoff kam ihm so vertraut vor … »Der sieht aus wie Rochallas Kleid!«
    Kalt legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ruhig, Junge. Dieses Webmuster ist unter meinen Leuten sehr verbreitet. Mehr als ein Mädchen trägt so ein Kleid – es könnte jeder gehören.«
    Scall sagte nichts, aber er war sicher, dass der Überbringer sich irrte. Was im Namen Myrials sollte denn irgendein Rottenmädchen hier wollen? Aus einem Grund, den er nicht kannte, war Rochalla hierher gekommen, genau wie er. Aber wer war bei ihr? Tormon und Seriema? Oder war es Presvel?
    Amaurn rief sie zur Ordnung. »Das Herumstehen nützt uns gar nichts. Wir sollten etwas unternehmen, nicht wahr? Alle ein Stück zurücktreten.« Als alle sich in sicherer Entfernung befanden, hob er die Waffe, zielte sorgfältig auf eine Stelle neben der runden Öffnung und schoss. Es gab einen gleißenden Lichtblitz, ein Krachen, und ein Teil der Decke stürzte in einer Staubwolke herab, die sie alle zum Husten und Keuchen brachte. Als sich der Staub legte, sah Scall, dass ein Stück des seltsamen, kreisrunden Ganges freigelegt war. Wie erhofft bildete der Schutt einen großen Haufen darunter, über den man vorsichtig hinaufsteigen konnte.
    »Myrial im Festkleid!«, sagte Toulac. »Du hast doch nicht den ganzen Tunnel verschüttet?«
    Amaurn spähte durch die staubige Luft. »Ich glaube, nicht. Wenn man einen der Felsbrocken wegbewegt, wäre Platz, um sich durchzuschieben. Wahrscheinlich.«
    »Wen kümmert das?«, meinte Veldan ungeduldig. »Wir müssen sowieso nicht bergab. Der Weg nach oben ist frei, und solange wir hinaus können, ist alles andere unwichtig. Lasst uns weitergehen.«
    Scall hätte nicht einverstandener sein können.
    Rampe oder nicht, Kaz hatte trotzdem beträchtliche Schwierigkeiten, hinaufzuklettern, und ehe er sich in den Gang quetschen konnte, musste Amaurn die Einstellung seiner Waffe verringern und kurze Feuerstöße auf die Wände abgeben, um mehr Platz zu schaffen. Das Ergebnis war überraschend. Die weiche Schicht auf den Wänden, die augenscheinlich vier bis fünf Fuß dick gewesen war, schrumpfte und verschwand und hinterließ eine Röhre aus glattem Gestein, die wie ein Wurmloch ins Innere der Ebene führte.
    »Was war denn das für Zeug?«, wunderte Zavahl sich laut. »Aethon sagt, in seinen Erinnerungen kommt es nirgends vor.«
    »Darüber können wir uns später Gedanken machen«, erwiderte Veldan. »Wenigstens ist jetzt für Kaz genügend Platz, und das allein ist wichtig.«
    Mit der weichen Schicht war auch das bunte Licht verschwunden, und so wurden die Glimmer wieder gebraucht, während sie einzeln hintereinander durch die Röhre schlichen,