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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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öffnete ihn und sah hinein. »Die kleinen, flachen schwarzen Scheiben sind der Sprengstoff«, sagte er. »Es sind acht Stück. Drücke sie einfach fest an die Wände oder Decke, dann bleiben sie kleben. Versuche, sie möglichst breit zu verteilen. Wir wollen diese verfluchten Missgeburten mit einem einzigen Knall in die Luft jagen, und es wäre am besten, wenn wir dabei den Tunnel der Länge nach sprengen.«
    Aus seiner Tasche holte er ein eckiges Gerät hervor, das so groß wie seine Handfläche war. »Wenn du wieder draußen bist, dann löst du hiermit die Sprengung aus.« Er zeigte auf ein weißes herausstehendes Rechteck, das sich leuchtend gegen das schwarze Metall abhob. »Einfach runterdrücken und – bumm!« Er zögerte. »Das hoffe ich zumindest. Wir haben das alles aus der Sammlung, die wir vor Amaurns Machtübernahme nicht benutzen durften. Der Himmel weiß, wie lange das schon eingeschlossen war und ob es überhaupt noch funktioniert.«
    »Aber habt ihr es denn nicht überprüft?«, fragte Elion.
    »Das konnten wir nicht tun. Wir benötigen alles, was wir haben. Wir konnten nichts für einen Versuch abzweigen. Was einmal gezündet wurde, kann kaum noch einmal benutzt werden.«
    Die Takur wurde unruhig. »Aber wenn ich nun mein Leben wage, um eure Sprengladungen anzubringen, und dann gehen sie nicht los – was dann?«
    Klier versenkte die Hand in den Beutel und brachte ein anderes Päckchen zum Vorschein. »Dann nehmen wir das – ganz gewöhnliches Sprengpulver. Es ist zwar nicht genug, um den ganzen Tunnel in die Luft zu jagen, aber genug, um die anderen Ladungen zu zünden.«
    »Sprengpulver?«, empörte sich die Gestaltwandlerin. »Habt ihr den Verstand verloren? Sie werden das Zeug sofort wittern. Und wie soll ich die Ak’Zahar überzeugen, dass ich einer von ihnen bin, wenn ich eine Zündschnur hinter mir her ziehe?«
    Kher dachte einen Moment lang nach. »Also, ich sag dir was. Nimm beim ersten Mal nur die Sprengladungen mit und komm sofort wieder heraus. Wenn sie wirklich nicht zünden, kannst du es mit dem Sprengpulver machen.«
    »Ich soll also zweimal rein? Vielen Dank!«
    »Nur als letztes Mittel«, erwiderte Kher hastig. »Ich bin sicher, es wird nicht nötig sein – ehrlich. Der Sprengstoff sollte wirklich losgehen.«
    »Wenn du so verdammt sicher bist, Kher, warum gehst du dann nicht selbst?«, schnauzte Elion.
    Vifang beeilte sich, einen drohenden Streit zwischen den beiden zu verhindern. »Also, es hat keinen Zweck, hier herumzustehen.« Sie prägte sich das Bild eines abscheulichen Ak’Zahar ein und spürte in sich den kalten Fluss, der ihr anzeigte, dass ihre Gestalt sich wandelte. Dann kam die Veränderung zum Stillstand, und ein scheußlicher Räuber kauerte, wo eben noch die Takur gestanden hatte.
    Vifang hatte den Gefangenen vor ihrem Aufbruch aus Gendival eingehend beobachtet. Bei Begegnungen mit den Angehörigen anderer Arten – oder auch bei leblosen Dingen, in die sie sich verwandeln wollten – benutzten die Takuru ihre Fähigkeit, sich mit ihrem Bewusstsein in den anderen einzuschleusen, ohne dass dieser es bemerkte. So machten sie sich von dem Körperbau und dem Wesen der fremden Gestalt einen Abdruck in ihrem Geist und konnten sie dann nachbilden. Ein Größenunterschied machte ihnen keine Schwierigkeiten. Der halbfeste Körper eines Takur befand sich teils in der gewöhnlichen Welt und teils in der Nebenwelt – jener befremdlichen Nachbarschaft, zu der sich das Zaubervolk durch den Gebrauch bestimmter Geräte hatte Zugang verschaffen können. Indem die Gestaltwandler in beiden Welten zugleich lebten, konnten sie einen Teil ihrer Masse nach Belieben von der einen in die andere bringen, gerade so viel, wie sie für ihre Wandlungen benötigten. Der Rest blieb in der Nebenwelt.
    Da Vifang sich also das Aussehen der Ak’Zahar gegeben hatte, roch und klang sie nicht nur entsprechend, sondern litt auch wie diese unter dem Tageslicht. Selbst das schwache Licht eines bewölkten Nachmittags blendete sie, stach ihr wie mit Klingen in die Augen. Sie nahm den Beutel und schützte das Gesicht mit den knochigen Händen, wobei sie sich mit ihren langen, messerscharfen Krallen fast blutig kratzte. Ihr einziger Wunsch war, aus dieser schrecklichen Helligkeit zu entkommen. »Ich gehe jetzt«, sagte sie. »Ich werde nicht mit euch zu sprechen versuchen, wenn ich dort drin bin, für den Fall dass die Ak’Zahar die Gedankensprache verstehen. Aber seid versichert, dass ich alles so

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