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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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in Gendival hatte sie sich so viel wie möglich von dessen Körpersprache angeeignet, und in diesem Augenblick sagte ihr Körper: Leg dich nicht mit mir an! Die kleineren machten ihr ohne Murren Platz und sie drängte sich zwischen ihnen hindurch, als bräuchte sie nichts und niemanden auf der Welt zu fürchten. Unterdessen heftete sie die Sprengladungen an. Als sie tiefer in den Schwarm eindrang, merkte sie, wie sich die Reihen hinter ihr wieder schlossen und jede Hoffnung auf ein schnelles Entkommen zunichte machten.
    Weiter zur Mitte hin wurde das Gedränge dichter. Die großen hingen so eng beisammen, dass Vifang immer häufiger gegen sie stieß. Sie brauchte ihre ganze Willenskraft, um nicht vor der widerlichen Berührung der ledrigen Haut zurückzuschrecken. Unzählige Reißzähne und Krallen umgaben sie, bereit, sie bei der geringsten falschen Bewegung zu zerfetzen. Und in einem fort starrten sie diese unheimlichen, glühenden Augen an, folgten jeder ihrer Bewegungen mit grausamen Blicken.
    Trotz allem war Vifang viel weiter gekommen als erwartet, ehe sie auf echte Schwierigkeiten stieß. In der Mitte des ganzen Gesindels hingen einige, etwa ein Dutzend oder so, die genauso groß und kräftig waren wie sie – aber beträchtlich bösartiger aussahen. Sie schoben die geringeren ihrer Kameraden zur Seite, um mehr Platz zu schaffen, fauchten sie drohend an, fletschten die Zähne und schlugen mit den Flügeln.
    Also, auf gar keinen Fall bewege ich mich durch diesen Haufen!
    Da hinter ihr der Fluchtweg versperrt war, wäre es ein schwerer Fehler, sie in irgendeiner Weise herauszufordern oder gar bekämpfen zu wollen. Vorsichtig zog sie sich ein Stückchen zurück – weit genug, um jeden Verdacht der Angriffslust von ihrer Seite zu entkräften, aber nicht so weit, dass sie eingeschüchtert erscheinen konnte. Dabei sah sie sich nach einem anderen Weg um.
    Zum ersten Mal fiel ihr so richtig auf, dass nur Wände und Decke als Schlafplatz dienten und der Boden frei war. Inzwischen steckte sie schon so lange in dieser Gestalt, dass sie die Welt mit den Augen der Räuber zu sehen begann. Vermutlich mieden sie den Boden aus den selben Gründen wie sie es getan hatte: zum einen war er mit einer dicken Schicht Kot bedeckt und zum anderen wäre man, wenn man am Boden schlafen wollte, viel zu leicht angreifbar.
    Aber ich werde nicht schlafen.
    Sie öffnete ein klein wenig die Flügel, löste sich von der Wand und schwebte hinab. Sie schluckte mühsam, als sie mit den Füßen in den stinkenden Schmutz sank.
    Ich hoffe wirklich, Amaurn weiß das zu schätzen!
    So schnell sie es eben wagte, heftete sie die nächsten zwei Sprengladungen in der Tunnelmitte an den unteren Teil der Mauer, eine auf jeder Seite, dann setzte sie ihren Weg fort.
    Sich unten am Boden zu befinden, während sich oben die riesige Schar Ak’Zahar drängte, war aufreibend bis zum Äußersten. Sie hörte sie kratzen und rascheln, und aus den Augenwinkeln sah sie, dass sie genauestens beobachtet wurde. Ihr kribbelte die Haut unter dem Blick so vieler Augen, und ein Schauder nach dem anderen jagte ihr über den Rücken. Wenn sich auch nur einer auf sie stürzte, würden die anderen ebenfalls angreifen, und sie wäre erledigt. Hier einen kühlen Kopf zu behalten, sich stetig weiter zum Tunnelausgang zu bewegen und dabei die Sprengladungen abzusetzen war das Tapferste und Schwierigste, was sie je getan hatte. Um die beiden letzten loszuwerden, kehrte sie unter die Decke zurück, und als sie die schwächeren Biester grob zur Seite stieß und mit den Klauen nach ihnen schlug, saß echte Gehässigkeit dahinter.
    Bis sie die letzte an ihrem Bestimmungsort gelassen hatte, stach ihr das Licht, das in den Tunnel fiel, so sehr in die Augen, dass sie es nicht mehr aushielt. Sie verwandelte sich in einen Falken und schoss hinaus in die saubere, freie Luft. Hinter sich hörte sie den ganzen Chor fauchen und kreischen. Ihre Verwandlung schien die Ak’Zahar gründlich aufgestört zu haben. Aber der Himmel war noch zu hell und keiner von ihnen wagte den Tunnel zu verlassen – noch nicht.
    Solange sie über dem heiligen Bezirk flog, vermied sie den Anblick der Leichenhaufen und weigerte sich, besonders nach der Begegnung mit den Bestien, an das entsetzliche Schicksal zu denken, das über die Einwohner Tiaronds gekommen war. In großer Höhe glitt sie über die Felswand hinweg, die sie zuvor durch den Tunnel durchquert hatte, schwebte zur Esplanade hinab und landete in dem

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