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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hier aus nach Gendival durchzukommen – wer wusste schon, wie tief sie sich unter der Erde befanden. Felsgestein schien immer eine hindernde Wirkung auf die Gedankenübertragung zu haben. Aber sie würde ihre Kräfte zusammennehmen, und es sollten doch Horcher im Dienst sein, um ihre Gedanken aufzufangen und zu verstärken. Es war verzweifelt wichtig, dass sie den Archimandriten erreichte. Er musste so schnell wie möglich erfahren, dass Amaurn noch immer eine Bedrohung war.
    Während die Menschen redeten, nahm Thirishri die Gelegenheit wahr und schickte ihre Nachricht ab. Sie bündelte ihre Gedanken zu einem äußerst dichten und abgeschirmten Strahl, drang durch diese Steingruft, über die Ebene von Tiarond und durch die Schleierwand nach Gendival.
    Sofort spürte sie, dass etwas nicht stimmte – und zwar mehr, als sich mit ein paar Tagen Abwesenheit erklären ließe. Die Horcher auf dem Posten waren ihr unbekannt und sehr jung. Thirishri verdichtete ihre Kräfte und langsam entstand in ihrem Geist ein verschwommenes Bild von den dreien im Kundschafterturm. Eine junge Menschenfrau, unerfahren und hübsch, mit einem goldenen Schimmer in den hellbraunen Haaren. Die beiden anderen dicht bei ihr: ein junger Mann mit geschorenem Kopf, wo die Stoppeln einen dunklen Schatten ergaben, und ein junges Mädchen mit scharfen Gesichtszügen, das geflochtene Haar von einem dunkleren Braun.
    Thirishri wunderte sich, dass der Posten nur von Menschen besetzt war. Das war besonders bei den Horchern völlig unüblich, aus dem offensichtlichen Grund, da die unterschiedlichen Fähigkeiten der Arten sich gegenseitig ergänzten und verstärkten. Diese drei waren außerdem sehr jung, Schüler im letzten Jahr der Ausbildung, so schätzte sie. Man hatte sie vor der Zeit befördert. Wieder spürte sie einen Schauder des Unbehagens. Cergorn hätte so etwas niemals gestattet!
    Hauptempfänger der Gruppe war die junge Frau mit den hellbraunen Haaren, die sich mit Devera meldete. Thirishri schnitt ihr sofort das Wort ab. *Hier ist die Altgediente Thirishri. Ich muss sofort eine Nachricht an Archimandrit Cergorn übermitteln.*
    Sie spürte die Ratlosigkeit der Angesprochenen. »Aber – es tut mir Leid, das ist nicht möglich.«
    Thirishri war hinsichtlich ihrer Geduld heute schlecht zurecht. *Was soll das heißen? Rufe ihn einfach, Mädchen!*
    »Aber … weißt du es denn nicht? Cergorn ist nicht mehr Archimandrit. Er ist überhaupt nicht mehr in Gendival.«
    * Wie bitte? * Thirishri war wie betäubt, aber sie war nicht umsonst eine altgediente Wissenshüterin. Innerhalb eines Augenblicks hatte sie sich gefasst und beschlossen, herauszufinden, was in ihrer Abwesenheit vorgefallen war. Es dauerte eine Weile, bis sie die ganze Geschichte aus der Kleinen herausgeschnauzt hatte, die am Ende merkte, dass sie sich bös vertan hatte, indem sie so unbesonnen mit allem herausgerückt war. Bis die Horcherin jedoch zu Ende gestammelt hatte, wusste Thirishri alles, was sie hatte erfahren wollen und mehr als das. Fast geistesabwesend brach sie die Verbindung ab und heftige Trauer überwältigte sie. Wahrhaftig, es war, als hätte man ihren Partner umgebracht. Nach einer so gründlichen Auslöschung des Gedächtnisses bestand keine Hoffnung, dass Cergorn je wieder der alte werden könnte. Der Archimandrit war nicht mehr. Ihr Partner im Schattenbund war für immer verloren. Darauf packte sie finstere Wut, so eisig und ungeheuer wie die Tiefen des Ozeans.
    Ich werde dich finden, Amaurn! Du kannst nicht weit sein! Es ist Zeit für die Hinrichtung, die du seit langem verdienst!
    Es sollte nicht schwer werden. Sie hatte vor Freude einen Sprung gemacht, als sie hörte, dass ihr alter Feind sich gerade hier in diesen unterirdischen Gängen aufhielt. Wie passend! Sie bräuchte beim Aufspüren dieses Ungeheuers keine wertvolle Zeit zu vergeuden.
    Unter ihr machten sich die Menschen bereit, loszugehen, und Helverien, die sich lebhaft mit dem Rest der armseligen Narren unterhalten hatte, blickte zu ihr herauf. »Wie steht’s mit dir, Thirishri? Kommst du mit uns?«
    Thirishri entschloss sich dazu – jedenfalls fürs Erste. In diesen unterirdischen Gängen mochte es nämlich sein, dass Amaurns Gruppe irgendwann an derselben Stelle landete wie diese hier. Wenn nicht, könnte sie sich auch später noch von ihnen trennen und allein nach dem Verräter suchen, der ihren Partner gestürzt hatte. Außerdem waren da auch diese hinterlistigen Abtrünnigen, die ihn

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