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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Garten, wo sie ihre eigene Gestalt wieder annahm, auch um so den Schmutz und Gestank abzustreifen.
    Wie sie von den Gefährten empfangen wurde, bewegte sie tief. Noch nie zuvor hatte sie solche Herzlichkeit erlebt. Während sie deren Respektbezeugungen entgegennahm, fand sie, dass sich die schreckliche Erfahrung doch gelohnt hatte. Elion stand neben ihr, als Kher die Sprengung vorbereitete. »Was hast du da drinnen so lange gemacht?«, verlangte er zu wissen. »Es kam mir vor wie eine Ewigkeit! Ich war krank vor Sorge.«
    Vifang schauderte. »Das willst du gar nicht wissen. Glaub mir, Elion, das willst du nicht.«
    Kher unterbrach sie. »Sind alle bereit?«, fragte er. »Duckt euch hinter die Hauswand. Die Sprengung wird riesig.« Als sich alle niedergekauert hatten, drückte er auf den weißen Schalter des Geräts.
    Es folgte eine lange Pause.
    Nichts geschah.
    »Himmel, Arsch und Wolkenbruch!« Kher schleuderte das Gerät in die Büsche.
    Vifang fror plötzlich. »Ich weiß nicht, warum du fluchst«, sagte sie leise. »Ich bin es, die wieder dort rein muss.«
    Elion erbleichte. »Nein!«, rief er. »Das darfst du nicht.«
    Kher legte eine Hand auf seinen Arm. »Sie muss noch einmal gehen, Elion. Wir haben alle gewusst, dass es dazu kommen kann.«
    »Du verstehst nicht, was sie da drinnen durchmacht.« Elion schüttelte den bezähmenden Arm ab und ging ein paar Schritte zur Seite. »Das ist einfach nicht anständig.« Vifang merkte, dass er ihr aus dem Herzen sprach. Er wusste so gut wie sie, was für Folgen ein zweiter Gang in den Tunnel haben würde.
    Schon beim ersten Mal habe ich das Glück herausgefordert. Es wird nicht ein zweites Mal gut gehen.
    Sie dachte an Amaurn und wie er sie in den Schattenbund aufgenommen hatte, und das, wo sie sich vor kurzem noch alle Mühe gegeben hatte, ihn umzubringen. Sie dachte an ihr Volk, das bereits in das neue Zuhause umzog. Sie dachte an Elion und seine Gefährten und dass sie in ihren Reihen aufgenommen war. Zum Schattenbund zu gehören brachte gewisse Pflichten mit sich. Sie hatte keine andere Wahl.
    »Also gut«, sagte die einstige Meuchelmörderin zu Kher gewandt. »Machen wir weiter. Ich verwandle mich wieder in einen Ak’Zahar. Du kannst mir das Sprengpulver und die Zündschnur geben. Ich werde ungefähr so lange brauchen wie vorher. Wenn ich dann nicht wieder draußen bin, komme ich nicht mehr. Dann zündet die Schnur an und macht den Bestien den Garaus – um meinetwillen.«
    Kher nickte. »Denk dran, du brauchst diesmal nicht so weit reinzugehen. Lege das Pulver bei der ersten Sprengladung aus und hau ab. Wenn die Erste ausgelöst ist, folgen die anderen nach.«
    »Hoffentlich«, erwiderte die Gestaltwandlerin grimmig, »denn nichts auf der Welt kann mich dazu bringen, ein drittes Mal da reinzugehen.«
    Kher berührte sie sacht. »Gib auf dich Acht«, sagte er leise. »Ich ehre deinen Mut.«
    Wieder nahm Vifang Ak’Zahargestalt an. »Bis später, Elion«, antwortete sie, aber der Wissenshüter wollte sie weder ansehen, noch den Gruß erwidern. Sie schleuste sich vorsichtig in seinen Geist und sah das deutliche Bild der rothaarigen Frau, hörte ihre Schreie, als die gierige Horde auf sie niederging und in Stücke riss.
    Vifang zog sich hastig wieder zurück und panzerte sich obendrein mit ihrem Schutzschild.
    Das sollte mich lehren!
    Tief erschüttert machte sie sich auf den Weg zum Tunneleingang- und schon beim Näherkommen spürte sie, dass sie auf sie warteten.
    Es gab Bewegung im Tunnel, als Vifang eindrang. Das Päckchen mit dem Pulver drückte sie an sich, die Zündschnur rollte sie hinter sich aus. Sobald sie in den dunkleren Bereich kam, wo sich die Räuber zusammendrängten, sah sie sich als das Ziel unzähliger Blicke. Diesmal befanden sich nicht nur die Schwächeren am Rand der Gruppe. Die großen hatten sich nach vorn gedrängt und betrachteten sie mit einer Bedrohlichkeit, die aus jedem Winkel und jeder Linie ihrer Haltung sprach. Vifang wusste, sie würden sie nicht wieder lebendig herauslassen. Und dort auf dem Boden, just unter dem größten und bedrohlichsten ihrer Feinde, war die Stelle, wo sie das Sprengpulver auszulegen hatte.
    Vifang wählte die Stelle sorgfältig aus – ein kleiner Vorsprung in der Felswand, knapp unterhalb der ersten Sprengladung. Da sich der Vogelkot mehr in der Mitte häufte und der Boden hier einigermaßen frei war, durfte sie hoffen, dass die Zündschnur lange genug trocken blieb, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Langsam,

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