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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gab. Einen Moment lang dachte sie sehnsüchtig an das behagliche Arbeitszimmer ihres großen Hauses zurück, wo ein Feuer im Kamin loderte und Marutha – die arme Marutha – ihr eine Tasse heißen, duftenden Tee brachte.
    Nie wieder. Ganz gleich, was noch geschieht, ob wir diese Bestien besiegen oder nicht, nichts wird je wieder so sein wie vorher. Die alten Zeiten sind ein für allemal vorbei.
    Seriema erstickte den Gedanken schleunigst. Vorbei mochten sie sein, aber das würde sie nicht davon abhalten, aus der neuen Zeit das Beste zu machen. Und wenn sie durch den finsteren Sturm reiten musste, na und? Cetain schien zu glauben, dass sie stark genug war, um mit den Rotten zu reiten, und um nichts in der Welt würde sie ihn enttäuschen.
    Als hätte er gespürt, dass sie an ihn dachte, richtete er sich im Sattel auf und straffte die Schultern, wie um seine Traurigkeit abzustreifen. »Ich bitte um Verzeihung, Dame. Das ist kein Tag, um bei altem Kummer zu verweilen. Wir sollten daran denken, was vor uns liegt, nicht, was hinter uns liegt.«
    Seriema nahm ihn mit Freude beim Wort und musste die Stimme heben, um bei dem scharfen Wind gehört zu werden. »Was liegt also vor uns? Sind die anderen Sippen unserer ähnlich?«
    »Unserer?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, und Seriema merkte, wie sie errötete. »Nun, du weißt, wie ich das meine«, sagte sie. »Arcans Festung ist zur Zeit mein einziges Zuhause.«
    »Du bist wirklich ein verzeihender Mensch, dass du die Rotten so annimmst, wo wir dir doch über die Jahre so viele Verluste beigebracht haben. Ja, und tapfer noch dazu – oder töricht – denn wir sind ein streitsüchtiges Volk, immer zum Kampf bereit, und es ist nicht leicht, mit uns auszukommen, wie ich höre.« Aber ihre Worte hatten Cetain gefreut. Sie sah es an seinem Blick und an seinem Lächeln.
    »Erzähle mir von den Sippen«, bat sie.
    »Gewarnt sein heißt gewappnet sein?«
    Sie lachte. »In etwa. Ich möchte wissen, womit ich rechnen muss, wenn ich mich mit so schwierigen Leuten einlasse. Du hast vorhin die Wolfssippe erwähnt. Haben alle Sippen Tiernamen oder ist Wolf nur der Name des Häuptlings?«
    »Wir haben alle Tiernamen, und ein Totemtier, das den Geist der Sippe trägt. Aber wenn du wissen willst, warum, musst du die Überbringer fragen.«
    »Nun, das nimmt meine nächste Frage vorweg«, sagte Seriema. Sie überlegte einen Augenblick. »Vielleicht liegt es daran, dass die Rotten ein so gewaltsames, blutdurchtränktes Leben führen. Der Häuptling dürfte recht häufig wechseln, darum muss das Totemtier der Sippe ein Gefühl von Zugehörigkeit und Stetigkeit geben.«
    Cetains Augen wurden größer. »All die Jahre, und ich habe nie darüber nachgedacht! Manchmal braucht es einen Fremden, damit wir Dinge erkennen, die vor unserer Nase liegen – nicht, dass ich dich wirklich als eine Fremde ansehe, was schon für sich betrachtet sonderbar ist, denn für gewöhnlich nehmen wir von Fremden nichts an. Wer nicht in der Sippe geboren ist, zählt nicht.«
    Seriema lachte ihn an. »Wie heißt nun deine – unsere Sippe?«
    »Arcans Leute sind die Adlersippe. Es gibt sieben Sippen: die Adler, Bären, Stiere, Raben, Wildkatzen und Wölfe.«
    »Und die müssen wir alle überzeugen?«
    »Ja – wenn sie uns lassen«, antwortete Cetain knapp. »Bei den Stieren und den Wölfen können wir schon von Glück sagen, wenn wir uns nähern können, ohne uns nachher die Pfeile und Speere aus den Zähnen ziehen zu müssen. Die Adler haben zur Zeit keine Freunde unter den Häuptlingen.« Er runzelte die Stirn. »Du musst verstehen, dass sich die Macht der einzelnen Sippen ständig ändert. Manchmal, wenn eine zu mächtig zu werden scheint, dann schließen zwei oder drei andere einen losen Bund. Trotzdem gibt es wenig Liebe und noch weniger Vertrauen zwischen ihnen, und wenn sie mit dem gemeinsamen Feind fertig geworden sind, kann es durchaus sein, dass sie sich gegeneinander wenden.«
    Seriema dachte lange und gründlich nach, ehe sie sich wieder zu sagen getraute, was ihr in den Sinn kam. »Ich weiß ja, dass es mich überhaupt nichts angeht, wie die Sippen ihr Leben führen«, begann sie vorsichtig. »Tatsächlich ist ihre Lebensweise für die Händler sogar sehr vorteilhaft … Aber findest du nicht, dass das eine schreckliche Verschwendung ist?«
    Cetains Gesicht hellte sich auf. »Ach, du ahnst nicht, wie erleichternd es ist, das auch einmal von jemand anderem zu hören! Ich kann gar nicht mehr

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