Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit
dröhnende Schmerz in seinem Arm, wie Skreevas Kopf in Maskulus Rachen zermalmt wurde, die in Blut schwimmende Lichtung, Syvildas offener Abscheu und tiefe Verachtung, Veldans feindselige, wachsame Augen in dem Gesicht ihrer Mutter.
Grimm schnaubte. »Möge mir beschieden sein, dass mein Leben nie so leicht verläuft. Aber jetzt musst du mir zuhören, Amaurn. Was ich dir zu sagen habe, ist nun, da du Archimandrit geworden bist, von noch größerer Wichtigkeit.«
Amaurn befahl Maskulu eilig, für ein paar Augenblicke niemanden in das Versammlungshaus zu lassen. Er wusste, dass es Grimm sehr anstrengte, Gedanken so weit zu senden, und wollte sicher sein können, dass niemand sie störte. Die Erregung des Überbringers war ansteckend. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und hörte sich mit wachsendem Staunen die Geschichte über den schlaksigen Jungen an, der von Tiarond gekommen war und die Wunderdinge unter der Stadt gefunden hatte.
Als Grimm geendet hatte, war Amaurn längst aufgesprungen und ging im Saal auf und ab. Vor Aufregung hatte er nicht mehr still sitzen können. Das konnte die Lösung sein! Vielleicht war es möglich, durch die Tunnel zu einer Art Schaltstelle zu gelangen, von wo aus sich die Schleierwand beherrschen ließ. Das würde die Notwendigkeit, den Hierarchenring zurückzuerlangen, aus der Welt schaffen. Zwar hatte er noch keine Ahnung, wie er die Sache angehen sollte – aber dass hier Hoffnung bestand, das sah er sofort, und er würde sie mit beiden Händen am Schopf packen. Ob ihm die seltsamen Fundstücke etwas nützen würden?
»Grimm, das sind wunderbare Neuigkeiten. Kannst du sofort kommen? Die beiden Gegenstände gehören so schnell wie möglich in die Hände unserer Gelehrten. Sie könnten sich bei der Untersuchung, woran unsere Welt krankt, als entscheidend erweisen. Und kannst du den Jungen mitbringen? Ich möchte ihn selbst befragen.«
Der Überbringer zögerte. »Amaurn, ist das wirklich notwendig? Der arme Kerl hat in den letzten Tagen viel durchgemacht, und er hat erst gestern bei uns Zuflucht gefunden. Bestimmt hat er ein wenig Ruhe und Frieden verdient. Im Übrigen hat er Angst, dass wir ihn bitten könnten, in die Stadt zurückzukehren.«
Der Archimandrit zuckte die Achseln. »Pech. In letzter Zeit haben wir alle Dinge tun müssen, die uns nicht gefallen. Warum sollte er eine Ausnahme sein? Aber ich meine nicht, dass er nach Tiarond zurückkehren muss. Wir schicken natürlich einen Suchtrupp dorthin, und ein grüner Junge wäre dabei mehr ein Hindernis als eine Hilfe. Nein, ich möchte nur in seinen Geist eindringen, um zu erfahren, wie die Höhle aussieht und wo sie sich befindet, damit ich eine Art Plan entwerfen kann.«
»Und was geschieht hinterher mit dem armen Scall?« Grimms Gedanken klangen sorgenvoll.
»Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns etwas ausdenken.«
Es entstand eine argwöhnische Pause. »Sprichst du nun als Amaurn? Oder als Hauptmann Blank?«
Die Andeutung in der Frage ärgerte Amaurn. »Ich spreche als der Archimandrit des Schattenbundes«, antwortete er abweisend. »Ich bin dir für deine Hilfe zutiefst dankbar, Grimm, aber eins musst du noch für mich tun. Bring den Jungen zu mir – und beeile dich. Ich werde dafür sorgen, dass man sich seiner annimmt. Du hast mein Wort darauf.«
»Also gut«, antwortete der Überbringer ernst. »Wenn dich die jüngsten Erfahrungen nicht den Unterschied zwischen Recht und Unrecht gelehrt haben, dann sind wir alle in Schwierigkeiten – aber du selbst bist dann in der größten Gefahr.« Damit war er fort.
»Verflucht!« Das Papier stob auseinander, als Amaurns Faust auf den Tisch niedersauste. Ihm war plötzlich klar geworden, dass Hauptmann Blank schwerer abzuschütteln war, als er gedacht hatte.
Als Seriema ihren Blick über das wilde Hochland der Rotten schweifen lief, war ihr, als stünde sie auf dem Dach der Welt. Mit Cetain an der Spitze von zwei Dutzend ausgewählten Kriegern zu reiten war das Beste, was ihr im Leben passiert war.
Heute früh war sie durch das Tor von Arcans Festung hinausgeritten, und ihr war, als hätte sie sich über Nacht von einem verängstigten Flüchtling in eine siegreiche Königin verwandelt. Die rührigen Menschen im Dorf hielten inne, um den Häuptlingssohn vorbeireiten zu sehen, die Kinder ließen, was sie tragen sollten, in den Schmutz fallen, um dem Krieger mit den strahlenden Augen zuzuwinken. Als die Reiter in einer Reihe den Kamm der Hügelkette
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