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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Sturm trotzen müssen. Dann, wenn er das alles geschafft hatte, galt es, den Weg in ein bestimmtes Tal und zur Schleierwand zu finden und irgendwie hindurchzugelangen. Danach handelte es sich nur noch darum, den Weg durch ein unbekanntes Land zu finden – und wenn er am Ziel ankam, einen Haufen ihm völlig Fremder davon zu überzeugen, dass sie ihn bei sich aufnahmen.
    Grimm hatte volles Vertrauen zu mir – hoffentlich nicht zu Unrecht.

 
     
    Die meiste Zeit des Tages war Tormon allein geblieben. Nicht wegen seines Streits mit Seriema – der hatte ihn auch nicht gerade in die beste Laune versetzt –, sondern weil er jetzt, wo das Suchen und Kämpfen und Flüchten ein Ende gefunden hatte, gezwungen war, sich dem Tod seiner Lebensgefährtin Kanella zu stellen, und damit dem unerträglichen Gedanken, den Rest seines Lebens ohne sie zubringen zu müssen. Wenn er die kommende Gefahr überlebte – und überleben musste er sie um Annas’ willen –, dann lagen lange Jahre düsterer Einsamkeit vor ihm. Wie sollte er die bewältigen? Wie sollte er ganz allein eine kleine Tochter großziehen? Die hektischen Vorkehrungen in der Festung bedeuteten ihm nichts. Untröstlich und todunglücklich, war er auf seinem Zimmer geblieben und hatte getrauert.
    Der Klang nahender Schritte auf dem Gang draußen und das zwitschernde Geplapper seiner Tochter rissen ihn schließlich aus seinen trübsinnigen Gedanken. Er wischte sich über die nassen Augen und stand vom Feuer auf, als Annas und Rochalla Hand in Hand hereinkamen. »Papa!« Annas ließ Rochallas Hand los und stürzte sich auf ihn. »Wo bist du den ganzen Tag gewesen? Du hast mir gefehlt! Rochalla und ich sind sehr beschäftigt gewesen. Wir sind spazieren gegangen, bis hinauf auf das Dach, aber da war es zu kalt, darum sind wir wieder runtergegangen und haben den anderen Kindern geholfen, Erdklötze aufzuschichten für die Feuer. Ist das nicht ein komischer Einfall, Erde aufs Feuer zu tun anstatt Kohle oder Holz? Und wir haben Rutska und Avrio besucht, und ich habe meinen Frühstücksapfel für Esmeralda aufgespart und ich habe ein Schaf gestreichelt und …«
    »He, he, he!« Tormon schloss sein kleines Mädchen in die Arme. »Immer langsam!« Über ihren Kopf hinweg blickte er Rochalla dankbar an. Während er sich selbst bemitleidet hatte, war sie seiner Pflicht nachgekommen und hatte Annas unterhalten und dafür gesorgt, dass dem Kind keine Zeit blieb, um sich so elend zu fühlen wie er.
    Rochalla trat an den Kamin und setzte sich auf die Kante eines niedrigen Hockers. »Wenn Arcan dich morgen nicht braucht, solltest du mit uns kommen«, sagte sie. Dabei war ihrem ganzen Betragen die Sorge anzumerken, und Tormon hörte sehr wohl die im Geiste gesprochenen Worte: Es tut dir nicht gut, wenn du vor dich hin grübelst. Er schätzte sie umso mehr, als sie es nicht laut gesagt hatte.
    »Ach, ja, Papa, bitte tu das!« Annas griff den Vorschlag eifrig auf. »Wir haben heute Abend dem Geschichtenerzähler zugehört, und er ist wirklich gut, es hätte dir gefallen, aber wir können ihm auch morgen zuhören und mit Scall spielen, und ich will dir mein Schaf zeigen, es hat ein schwarzes Gesicht, und …«
    »Weißt du«, meinte Rochalla lachend, »manchmal glaube ich, dass du durch die Ohren atmest.«
    Kichernd drückte Annas sich beide Hände auf die Ohren. »Nein, tue ich nicht. Das ist albern!«
    »Nun, wenn du so viel redest, dann weiß ich nicht, wann du Zeit zum Luftholen hast.« Rochalla lächelte das kleine Mädchen an.
    »Vielleicht hat sie Kiemen wie ein Fisch«, schlug Tormon vor.
    »Hab ich nicht!«, entrüstete sich Annas.
    »Aber wie immer du auch atmest, jetzt ist es Zeit zu Bett zu gehen«, sagte Tormon.
    Da eine große Zahl Kinder aus dem Dorf und der Festung umherrannten, war es leicht gewesen, für Annas abgelegte Kleidung und Nachthemden zu bekommen. Sobald sie im Bett lag, stellte sie die unvermeidliche Frage. »Papa, willst du mir eine Geschichte erzählen?«
    »Also gut. Welche Geschichte möchtest du hören?«
    »Erzähle mir mehr über Esmeralda und das Zauberschaf.«
    »Worüber?«
    »Rochalla hat mir die Geschichte heute erzählt«, sagte Annas glücklich. »Das Schaf, das ich gestreichelt habe, war ein Zauberschaf, und es ist mit Esmeralda fortgegangen, um Schätze zu suchen und sie dir und mir zu bringen.«
    Tormon warf Rochalla einen hilflosen Blick zu.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte die junge Frau rasch, »du suchst dir für heute Abend eine

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