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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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machen«, versicherte ihm Veldan. »Cergorn ist nicht mehr Archimandrit, und während sich die Lage allerorten zuspitzt, befinden sich auch die Bestimmungen in einem Wandel. Du wirst bei uns ein Heim haben und willkommen sein. Dessen bin ich sicher.«
    »Das beruhigt mich, Veldan, und diese Neuigkeit ist die beste, die ich seit einer langen, finsteren Zeit gehört habe. Aber wenn Cergorn nicht mehr herrscht, wer ist dann an seiner Stelle Archimandrit?«
    Veldan holte tief Luft. »Amaurn, einst auch bekannt als der Abtrünnige.«
    »Amaurn? Ich dachte immer, dass er tot ist!« Es entstand eine Pause, in der Mrainil die bestürzende Nachricht verdaute. »Du musst mir bei Gelegenheit einmal erzählen, wie diese erstaunliche Sache zustande kommen konnte. Ich bin sehr jung gewesen, als er des Verrats angeklagt wurde, und die meisten jungen Leute haben sich an seine Seite gestellt. Seit damals hat sich meine Sicht der Welt beträchtlich geändert, und damit auch meine Meinung über Amaurn, der in mancher Hinsicht bestimmt irregeleitet war, wenn nicht in jeder. Aber wenn er mein Volk rettet, sind die Ansichten meiner Jugend vielleicht doch richtig gewesen. Ein mitleidsvolles Herz muss man hoch einschätzen, besonders in diesen Zeiten.«
    Mitleidsvolles Herz? Veldan dachte an den unbarmherzigen Hauptmann Blank und schauderte, behielt aber ihre Meinung für sich.
    Leute können sich ändern, und ich glaube wirklich, dass Amaurn sein Bestes tut, um Blank hinter sich zu lassen. Wenigstens hoffe ich es, um unser aller willen. Fürs Erste jedoch muss ich im Zweifel zu seinen Gunsten entscheiden – und das müssen wir alle.
    In der Zwischenzeit schadete es nicht, von etwas anderem zu sprechen. »Wie viele seid ihr?«, fragte sie Mrainil.
    »Achtzehn – siebzehn jetzt«, verbesserte er sich traurig. »Ach, sie haben Recht daran getan, eurem Freund beizustehen. Aber wir können uns kaum erlauben, noch jemanden zu verlieren. Unsere Zukunft hängt an einem seidenen Faden.«
    »Ich bedaure euren Verlust ungemein«, sagte Veldan. »Es war sehr tapfer von deinen Leuten, Zavahl so zu Hilfe zu kommen, wo sie doch einfach hätten ins Wasser tauchen und sich retten können. Wenigstens kann ich dir eine Nachricht überbringen, die deine Trauer ein wenig erleichtert. Du bist nicht der letzte überlebende Wissenshüter der Dobarchu. Kyrre hat es bis zu uns geschafft. Zwar ist sie arg verwundet gewesen, aber sie erholt sich bereits und wird sehr froh sein, dich zu sehen.«
    Mrainil quiekte vor Freude. »Kyrre? Sie lebt? Oh, das ist wundervoll! Ich kann es kaum glauben.«
    Veldan lächelte. »Du und dein Volk haben in der Tat gelitten, Mrainil, aber jetzt werden wir gut für euch sorgen. Wir nehmen euch alle an Bord, wenn ihr nichts dagegen habt, und bringen euch stilvoll nach Gendival. Und später, wenn ihr zurück an die Küste wollt, können wir sicherlich einen Platz finden, wo ihr euch niederlassen könnt. Es wird viel kälter sein, als ihr gewöhnt seid, aber vielleicht lernt ihr, damit zurecht zu kommen.«
    »Der See in Gendival wird uns in der Zwischenzeit sehr gut passen«, sagte Mrainil. »Süßwasser ist nicht das Beste für uns, aber unter den gegebenen Umständen soll es uns recht sein.«
    »Und wenn ihr die Süßwasserfische leid seid, können euch die Navigatoren Muscheln und Krebse von der Küste bringen«, versprach Veldan. »Wenn wir sie auf Eis legen, sollten sie ausreichend frisch bleiben.«
    »Ich störe euer Stelldichein nur ungern«, sagte Kaz dazwischen, »aber das Boot ist am Ufer angekommen. Sie werden gleich wieder hier sein.«
    »Ich muss meine Leute sammeln«, sagte Mrainil und flitzte durch das Wasser dem Strand zu.
    Veldan umarmte den Feuerdrachen, dann lief sie einer aufgeregten Ailie an die Reling nach, um die Streuner zu begrüßen.
     
    Unter Mitleid erregenden Schreien hatten sich die Dobarchu um ihren Kameraden geschart. Als Zavahl sich näherte, machten sie für ihn Platz und ließen ihn bei dem reglosen Körper niederknien. Er legte eine Hand auf das glatte, weiche Fell. »Es tut mir Leid«, sagte er leise. »Es tut mir aufrichtig Leid.«
    Solange er Hierarch gewesen war, hatte Gilarra ihn oft beschuldigt, zu gleichgültig zu sein, zu wenig mit dem Leben des Volkes, das von ihm abhing, verbunden zu sein und sich nicht um es zu sorgen. Jetzt wusste er, wie Recht sie gehabt hatte. In einer kurzen Nacht war es geschehen, dass ihm die fremden Dobarchu näher standen als je einer von seinen Callisioranern. Er

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