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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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wahrscheinlich zu einer Schlafstelle umgebaut werden.
    »Setz dich!«
    Seine Stimme war voller Verachtung und in seinem Blick zeigte sich unverhüllter Hass.
    Die Sonnenbrille hing schief auf meiner Nase. Aber ich wagte nicht, sie abzunehmen. Ich wollte ihn auf keinen Fall verärgern.
    Wir hatten kaum Platz zu zweit in dieser Enge. Es war stickig und schwül hier unten, was vielleicht auch daran lag, dass unsere Kleider nass geworden waren und nun die Feuchtigkeit ausdünsteten.
    Manuel kramte in einer Schublade und zog eine grüne  Plastikschnur heraus, wie man sie in jedem Baumarkt kaufen kann.
    »Hände auf den Rücken!«
    Ich musste dringend aufs Klo, aber ich traute mich nicht, ihm das zu sagen. Vielleicht würde meine Stimme ihn noch wütender machen, als meine Gegenwart das schon tat.
    Er band mir die Hände auf dem Rücken zusammen, so fest, dass die Schnur mir ins Fleisch schnitt. Eine aberwitzige Hoffnung keimte in mir auf - vielleicht hatte er die alten Fesseln weggeworfen, nachdem er sie mir abgenommen hatte.
    Dann würde die Polizei sie finden.
    Falls sie ihm jemals auf die Spur käme.
    Manuel nahm mir die Brille ab.
    »Danke«, flüsterte ich.
    Er stieß mich auf die Bank zurück und fesselte meine Füße.
    Die Panik schlich sich langsam heran, beinah gemächlich. Ich presste die Lippen zusammen, damit er nicht sah, wie sie bebten.
    »Ein einziger Ton«, sagte er, »und du wirst wieder geknebelt. Es liegt an dir.«
    Damit verließ er mich. Ich hörte ihn die Stufen hochsteigen.
    Erst jetzt löste sich meine Verkrampfung. Mir wurde schlecht.
     
    Der Kühlschrank war so gut wie leer. Imke fragte sich, wie Tilo es vor ihrer Beziehung fertiggebracht hatte zu überleben. Wie lange konnte man sich von Tomaten, sauren Gurken, Streichkäse und extra scharfen Peperoni ernähren?
    Zumindest frisches Brot war da, sogar zwei Sorten, und die Äpfel in der Obstschale waren noch rotbackig und voller Saft.  Imke schmierte sich zwei Brote, ließ sich einen Kaffee einlaufen und setzte sich im Bademantel und mit noch feuchten Haaren auf die Terrasse hinaus.
    Das Wetter hatte sich beruhigt. Die Sonne war sogar hervorgekommen. Eine feine Dunstschicht stand über dem Gras.
    Sturm und Regen hatten die Bäume kräftig durchgeschüttelt. Blätter und Äste lagen auf dem Boden verstreut. Imke sah gelassen darüber hinweg. Die Aufräumarbeiten hatten Zeit. Zuerst musste sie das alles hier genießen.
    Sie würde Jette anrufen, sobald sie ihren Dienst beendet hätte. Bei Tilo würde sie sich vorher melden. Lächelnd stellte sie sich seine Freude vor. Sie glaubte nicht, dass er ihr Vorwürfe machen würde. Anders als der Kommissar. Der würde im Dreieck springen. Und ausgerechnet ihn musste sie zuallererst informieren.
    Aber noch nicht sofort.
    Sie hörte ein Geräusch in der Luft, ein kraftvolles Flügelschlagen. Erwartungsvoll hob sie den Kopf.
    Es war nur eine Taube, die plump auf dem Dach der Scheune landete.
    Eine Taube? Im Revier eines Bussards?
    Imke verscheuchte sie mit lautem Rufen und Klatschen. Verwundert stand sie im nassen Gras, drehte sich um sich selbst und suchte vergeblich den Himmel ab.
     
    Bert konnte es nicht fassen. Sie war zurückgekommen. Nach all dem mühseligen Versteckspielen hatte sie einfach aufgegeben. Wozu hatte sie einen falschen Namen benutzt? Sich Perücken gekauft? Immer wieder das Quartier gewechselt? Das alles hätte sie sich sparen können.
    Er war fuchsteufelswild. Seine Ausflüge ins Sauerland, seine Anrufe. Hatte er nicht alles getan, um ihr beizustehen, so gut  er konnte? Er hatte ihr mehr Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet als jedem anderen Menschen. Und nun brach sie ihre Zelte ab und bot sich dem Stalker geradezu an.
    »Du weißt, wie viel Kraft man braucht, um unterzutauchen«, sagte Isa.
    Er hatte sie angerufen und seinen gesamten Frust über sie ausgeschüttet. Postwendend war sie in sein Büro gekommen, zwei Becher Kaffee in den Händen und eine Tafel Schokolade in Übergröße unter den Arm geklemmt.
    »Hier.« Sie hatte alles auf seinem Schreibtisch aufgebaut. »Nervennahrung. Vollmilch-Mandel. Die vertilgen wir jetzt bis auf den letzten Krümel.«
    Er war zu aufgebracht, um ihr zu widersprechen, nahm den ersten Riegel, dann den zweiten und schließlich den dritten. Isa hörte ihm kauend zu und leckte sich hin und wieder Schokolade von den Fingern.
    »Mach ihr keine Vorwürfe«, sagte sie. »Du darfst die Menschen nicht mit deinen Maßstäben messen.«
    »Mit welchen

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