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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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sonst?«
    »Imke Thalheim hat durchgehalten, so lange sie konnte. Jetzt müsst ihr einen anderen Weg finden.«
    »Wir?« Bert verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. »Er ist es, der einen Weg finden wird.«
    Mehr gab es nicht zu sagen. Isa beugte sich vor und strich ihm leicht über den Arm, dann stand sie auf und verließ sein Büro.
     
    Ruth stellte ihm das Gespräch durch, obwohl er mitten in einer Therapie war. Das tat sie normalerweise nicht ohne Grund.
    »Verzeihung.« Tilo lächelte seiner Patientin zu und griff nach dem Hörer. »Baumgart?«
    Ein Rauschen, ein fernes Knacken, sonst nichts.
    »Hallo?«
    Er wollte gerade wieder auflegen, als er die Stimme hörte.  Seine Stimme, ohne jeden Zweifel.
    »Ich bin zu einem Tausch bereit.«
    Er spricht durch ein Taschentuch, dachte Tilo. Und zusätzlich verstellt er seine Stimme. Erst dann drangen die Worte zu ihm durch. Tausch? Was für ein Tausch?
    »Richte ihr das aus.«
    Er hielt sich nicht mehr mit Förmlichkeiten auf. Der Psychologe in Tilo wertete das als sicheres Indiz für eine weitere Stufe in Richtung Eskalation. »Warten Sie! Können Sie mir nicht …«
    Teilnehmer hat aufgelegt.
    Tilo starrte auf das Display. Er rührte sich nicht. Von welchem Tausch, zum Teufel, hatte der Mann gesprochen?
     
    Tilo Baumgart klang aufgeregt, als er Bert von dem Anruf berichtete. »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, was er damit meint?«, schloss er. »Ich kann mir überhaupt keinen Reim darauf machen.«
    In Berts Kopf läuteten sämtliche Alarmglocken Sturm, doch das behielt er für sich.
    Tilo Baumgarts Stimme kletterte eine ganze Oktave höher, als er von Imke Thalheims Rückkehr erfuhr. »Sie hat was?«
    »Sie hat beschlossen, sich nicht länger zu verstecken.«
    Schweigen. Dann, stockend, die Frage. »Seit wann wissen Sie das?«
    »Seit einer halben Stunde vielleicht.« Zögernd gestand Bert sich ein, dass es ihm insgeheim schmeichelte, auf Imke Thalheims Prioritätenliste ganz oben zu stehen. War es ein Zeichen? Bedeutete es …
    Alter Esel, verspottete er sich selbst. Sie hat nicht dich angerufen, sondern den Hauptkommissar. Und das nur aus einem einzigen Grund. Sie hat Angst und will Schutz.
    Das war ihr gutes Recht, und Bert wünschte, er hätte seine Gefühle im Griff. Er signalisierte Tilo Baumgart, die Polizei habe alles unter Kontrolle, und beendete das Gespräch. Ohne eine Sekunde zu verlieren, wählte er die Nummer des St. Marien. Doch schon während er das tat, wusste er, dass er Jette dort nicht erreichen würde.
     
    Merle hatte sich den ganzen Vormittag mit organisatorischem Kram beschäftigt. Sie hatte sich ins Büro des Tierheims zurückgezogen, hatte Listen geschrieben, Termine vereinbart und Anrufe entgegengenommen. Für den Tag der offenen Tür musste allerlei herangeschafft werden, Tische und Stühle, Geschirr und Besteck, Servietten, Kerzen, Kaffeemaschinen und Getränkekästen.
    Es gab eine erfreuliche Menge freiwilliger Helfer, die eingeteilt werden wollten. Kuchen und Torten sollten gebacken, Hackfleischbällchen gebraten und Salate hergerichtet werden. Die Leute von der Presse mussten informiert, die Sponsoren gesondert eingeladen und die Handzettel großflächig verteilt werden.
    Das alles musste irgendjemand sinnvoll koordinieren, und Merle, die bei den Tierschützern gelernt hatte, Aktionen zu planen und durchzuführen, war genau die Richtige für diesen Job.
    Ihre Ohren waren vom Telefonieren schon ganz heiß und ihre Wangen glühten. Sie warf einen Blick auf die Uhr und beschloss, dass es Zeit war für eine kurze Mittagspause. Einen Block weiter gab es ein kleines Selbstbedienungscafé, das sie manchmal für ein schnelles Essen besuchte. Sie wollte gerade aufstehen, als das Telefon wieder läutete.
    »Albert-Schweitzer-Tierheim. Guten Tag.«
    »Melzig, Kriminalpolizei. Ich hätte gern …«
    Merles Herzschlag setzte aus. Sie richtete sich auf, kerzengerade. »Hallo, Herr Kommissar.«
    »Merle! Ich habe Ihre Stimme gar nicht erkannt. Gut, dass ich Sie direkt erwische.«
    Sie atmete ganz flach und duckte sich innerlich, um den Schlag abzuwehren. Keine Sekunde lang bezweifelte sie, dass es um etwas Ernstes ging, sonst hätte der Kommissar sie nicht bei der Arbeit angerufen, gleichgültig, wie viel Optimismus er in seine Stimme legte.
    »Ich habe versucht, Ihre Freundin Jette zu erreichen, aber …«
    Aber. Ein gefährliches Wort.
    »… aber sie ist nicht im St. Marien.«
    Was erzählte er da? Natürlich war Jette im St. Marien. Sie

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