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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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bitte ein Auge auf Herrn Baumgart zu haben.
    Regina Bergerhausen lächelte. Bestimmt war Frau Thalheim die Doppeldeutigkeit dieser Äußerung nicht aufgefallen. Sie war schrecklich nervös gewesen bei diesem Gespräch vor zwei Wochen, hatte sich ständig von irgendetwas ablenken lassen und war bei jedem Läuten des Telefons zusammengezuckt.
    Dieser Verrückte, dieser … Stalker hatte sie vertrieben. Er musste irgendwas mit ihrem Arbeitszimmer angestellt haben. Frau Thalheim hatte sich nicht weiter darüber ausgelassen. Sie hatte nur gesagt, er hätte es verwüstet. Dabei hatte Regina Bergerhausen dem Zimmer nichts ansehen können. Alles hatte an seinem Platz gestanden, nichts war kaputt gewesen.
    Sie hatte nach diesem Vorfall das ganze Haus von oben bis unten geschrubbt. Frau Thalheim sollte sich nicht in ihren eigenen vier Wänden ekeln. Wer wusste denn, was dieser Mensch mit seinen Drecksfingern alles angefasst hatte?
    Er war durch das Kellerfenster eingestiegen, das immer offen gestanden hatte. Regina Bergerhausen hatte Frau Thalheim in der Vergangenheit mehrmals darauf hingewiesen, dass eine solche Nachlässigkeit gefährlich sei. Aber Frau Thalheim hatte bloß gelacht und ihr besänftigend die Hand auf die Schulter gelegt.
    Sie war so … arglos. So freundlich. Obwohl sie diese Bücher über Morde und alle möglichen Gräueltaten schrieb, vermutete sie hinter niemandem etwas Schlechtes.
    Solche Menschen waren die geborenen Opfer. Das hatte Regina Bergerhausen erst neulich bei einem Geburtstagskaffee noch zu ihren Freundinnen gesagt. Solchen Menschen passieren die schlimmsten Sachen. Weil sie kein Misstrauen kennen. Die Freundinnen hatte das genauso gesehen, und für einen Moment war es gewesen, als wäre ein kalter Lufthauch durch das Zimmer gestrichen.
    Daran musste Regina Bergerhausen jetzt wieder denken, als sie zur alten Mühle unterwegs war, im strömenden Regen, den der Wind, der von den Feldern kam, kalt gegen ihre Beine klatschte. In diesem Jahr hielt der Winter sich hartnäckig, und hier draußen, in der ungeschützten Natur, dauerte es sowieso länger, bis die ersten Frühlingsboten sich behaupten konnten.
    Hinten im Fahrradkorb ruckelte ihre Einkaufstasche. Regina Bergerhausen hatte eine große Portion Schneidebohnen mit Stampfkartoffeln und Mettwurst dabei. Die würde sie Herrn Baumgart in den Kühlschrank stellen, damit er das Essen nicht vergaß. Sie nahm die Versprechen ernst, die sie gab, und es machte ihr Freude, sich um diesen netten Mann zu kümmern.
    Wegen der Mahlzeit, die sie heute Morgen noch zubereitet hatte, war sie später dran als sonst, aber was machte das schon? Ohnehin würde sie wie immer allein im Haus sein. Das war ihr am liebsten. Da konnten die Gedanken wandern. Es war wohltuend. Sie tankte jede Menge Kraft dabei.
    Als sie das Rad vor der Scheune abstellte, merkte sie, dass ihre Hosenbeine vor Nässe tropften. Gut, dass sie immer etwas zum Wechseln bei sich hatte. Sie hob die Tasche aus dem Fahrradkorb, kramte die Schlüssel hervor und ging, leise vor sich hin summend, zum Haus.
    Der Regen prasselte auf ihre Kapuze, ihre Füße versanken im nassen Kies. Trotzdem war sie glücklich. Regina hieß Königin. Manchmal, ganz selten, fühlte sie sich auch so.
     
    Manuel duckte sich blitzschnell.
    Die Putzfrau!
    Er wusste, dass sie in Imke Thalheims Abwesenheit kam und ging, wann es ihr passte, aber niemals nach zehn. Meistens fing sie mit ihrer Arbeit an, sobald Tilo Baumgart aus dem Haus gegangen war. Wieso, zum Teufel, hielt sie sich heute nicht daran?
    Er lief die Treppe hinauf und schlüpfte in Imke Thalheims Arbeitszimmer. Von der Tür aus hatte er die Treppe im Blick und war vor unangenehmen Überraschungen sicher. Er horchte auf die Geräusche und versuchte, sich zu beruhigen.
    Sie war eine plumpe, laute Person und ihre Schuhe waren nass. Schniefend platschte sie mit diesen nassen Schuhen in die Küche und stellte ihre Tasche ab. Dann verrückte sie einen Stuhl und ließ sich ächzend darauf nieder.
    Sie entweihte dieses Haus.
    Er hörte ein Rascheln. Ein Stöhnen. Was tat sie da? Zog sie sich um?
    Natürlich, bei diesem Wetter. Sie war mit dem Fahrrad gekommen. Ihre Sachen mussten völlig durchweicht sein. So konnte sie nicht putzen.
    Wieder wurde ein Stuhl verrückt. Manuel hörte Geschirr klimpern und dann das Mahlen der Espressomaschine, die er schon beim ersten Besuch in diesem Haus bemerkt hatte.
    Sie machte sich einen Kaffee!
    Kaum ist die Katze aus dem Haus, dachte

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