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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Saugen fertig war und ihn später mit nach oben nehmen wollte.
    Ob sie im Keller war? Oder in der Scheune?
    Auch von den Katzen keine Spur. Das war ungewöhnlich. Meistens kamen sie angeflitzt, sobald sie mich sahen. Vielleicht hatte Frau Bergerhausen sie rausgelassen. Aber das war eher unwahrscheinlich, weil es ihr nie gelang, sie anschließend wieder ins Haus zu locken.
    Eigenartig.
    Die Tür zur Kellertreppe befand sich im hintersten Winkel der Eingangshalle. Ein Bauernschrank verdeckte die Sicht darauf. Das war meiner Mutter wichtig gewesen. Sie mag Keller nicht und betritt sogar ihren eigenen nur, wenn es gar nicht anders geht.
    Im Augenblick konnte ich das gut nachvollziehen. Gegen meinen Instinkt ankämpfend, der mich zurückhalten wollte, durchquerte ich auf Zehenspitzen die Halle. Die Tür war angelehnt. Ich holte mehrmals tief Luft, um gegen die Angst anzuatmen, die sich kalt auf meine Schultern gelegt hatte. Dann zog ich vorsichtig die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter.
    Frau Bergerhausen lag am Fuß der Treppe. Sie lag in einer so unnatürlichen Haltung da, dass ich sofort wusste, sie war ernstlich verletzt. Ich stieg die Stufen hinunter. Mein Herz schlug so laut, dass es das Geräusch meiner Schritte übertönte.
    Jetzt erst erblickte ich Edgar und Molly, die ich beinah nicht erkannt hätte, so fremd wirkten sie. Abrupt blieb ich auf der letzten Stufe stehen.
    Die Katzen hatten sich neben Frau Bergerhausen ausgestreckt. Beide hatten eine Haltung eingenommen, die ich noch nie an ihnen gesehen hatte. Sie lagen vollkommen aufrecht und vollkommen reglos, den Kopf hoch erhoben.
    Sie waren wie in Trance. Die Augen halb geschlossen, horchten sie auf etwas, das nur ihre Ohren erreichte.
    Augenblicklich wusste ich, dass sie Totenwache hielten.
    Ich drehte mich um und stürzte die Treppe hinauf.
     
    Bert saß im Wartezimmer seines Freundes, Tennispartners und Arztes Nathan. Er hatte in letzter Zeit wiederholt Schmerzen in der Brust verspürt und sich jetzt endlich entschlossen, dem auf den Grund zu gehen. Er war ziemlich nervös, was ihn überraschte. Man sah seiner eigenen Endlichkeit nicht gern ins Gesicht. Hatte er geglaubt, das gelte nur für andere?
    Die übrigen Wartenden blätterten in den ausgelegten Zeitschriften, doch Bert konnte sich nicht dazu aufraffen. Er fühlte sich schlapp und ausgelaugt. Am liebsten wäre er nach Hause gefahren, um sich ins Bett zu legen und einmal einen ganzen Tag durchzuschlafen.
    Überhaupt hätte er gern einmal wieder richtig geschlafen. Stattdessen lag er nachts wach und starrte ins Dunkel, bis ihm die Augen brannten. Sämtliche Probleme kamen aus den Ecken hervorgekrochen, um sich auf ihn zu legen und ihm die Luft abzuschnüren.
    Die Sprechstundenhilfe rief ihn ins Behandlungszimmer, obwohl er eigentlich noch gar nicht an der Reihe gewesen wäre. So deutlich bevorzugt zu werden, war Bert peinlich, aber er wehrte sich auch nicht dagegen.
    »Wie schön, dich zu sehen«, sagte Nathan und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
    Sie umarmten sich auf Männerart, kurz und ungelenk, dann kehrte Nathan hinter seinen Schreibtisch zurück, und Bert nahm auf dem Besucherstuhl Platz.
    »Ich hatte dich früher erwartet«, sagte Nathan.
    Er redete Bert schon lange ins Gewissen, sich endlich einmal  gründlich durchchecken zu lassen. Es gefiel ihm nicht, dass Bert kaum noch Tennis spielte, dass er Familie und Freunde vernachlässigte und den Großteil seines Lebens mit Arbeit verbrachte. Natürlich hatte er auch längst bemerkt, dass Berts Ehe auf äußerst wackligen Füßen stand.
    Bert hasste es, wenn Nathan den Mediziner hervorkehrte. Er hatte schon oft überlegt, ob ein fremder Arzt für ihn nicht besser wäre. Der würde ihn nicht immer an seinen Schwachstellen packen und ihm nicht ständig dieses zähe, klebrige Schuldbewusstsein einflößen.
    »Keine Zeit«, antwortete er. »Du weißt ja.«
    »Und?«
    Kurz und bündig. So gingen sie immer miteinander um, wenn sie die Gefühle außen vor lassen wollten. In diesem Raum war das Kräfteverhältnis zwischen ihnen nicht ausgewogen, anders als auf dem Tennisplatz.
    Bert hatte sich die Worte zurechtgelegt, doch nun fielen sie ihm nicht ein. Das hier war eine Situation, die er nicht beherrschen konnte. Er blickte Nathan stumm in die Augen und fühlte sich ausgeliefert.
    »Beschwerden?«, versuchte Nathan, ihm auf die Sprünge zu helfen.
    Bert wollte gerade nicken, als er das Handy in seiner Taschen vibrieren fühlte. Mit

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