Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Oran-da schließlich.
    »Alle Menschen sterben«, erwiderte Galand.
    »Ja. Ich habe Freunde bei diesem Trupp verloren. Die Mauern sehen stark aus, nicht wahr? Ich habe als Kind hier oft gespielt und den wilden Pferden zugesehen.«
    Galand erwiderte nichts. Oranda reichte ihm den Weinkrug und wünschte, er könnte einfach aufstehen und weggehen, doch er wollte nicht grob sein. Als Valtaya sich zu ihnen gesellte, begrüßte Oranda sie mit einem dankbaren Lächeln und stahl sich davon.
    Galand blickte auf und lächelte.
    »Du siehst zauberhaft aus, meine Dame. Wie eine Erscheinung.« Sie hatte die blutbespritzte Lederschürze ausgezogen und trug jetzt ein Kleid aus hellblauer Baumwolle, das sich reizvoll um ihre Figur schmiegte.
    »Deine Augen müssen müde sein, Schwarzbart. Mein Haar ist strähnig, ich habe rote Ringe unter den Augen und fühle mich gräßlich.«
    »Das hängt alles vom Auge des Betrachters ab«, sagte er.
    Sie setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Es tut mir ehrlich leid wegen Parsal.«
    »Alle Menschen sterben«, sagte er, der Wiederholung müde.
    »Aber ich bin froh, daß du lebst.«
    »Wirklich?« fragte er mit kühlem Blick. »Warum?«
    »Was für eine seltsame Frage von einem Freund.«
    »Ich bin nicht dein Freund, Val. Ich bin der Mann, der dich liebt. Das ist ein Unterschied.«
    »Es tut mir leid, Galand. Ich kann nichts dazu sagen - du weißt, daß ich mit Ananais lebe.«
    »Und - bist du glücklich?«
    »Natürlich - soweit man mitten im Krieg überhaupt glücklich sein kann.«
    »Warum liebst du ihn?«
    »Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Das kann keine Frau. Warum liebst du mich?«
    Er setzte den Weinkrug an die Lippen, ohne auf die Frage einzugehen.
    »Es tut weh, daß es für keinen von uns eine Zukunft gibt«, sagte er, »selbst wenn wir diesen Kampf überleben. Ananais wird sich niemals niederlassen, um ein normales Eheleben zu führen. Er ist kein Bauer, kein Kaufmann . Er wird dich in irgendeiner Stadt zurücklassen. Und ich werde wieder auf meinen Hof gehen. Und keiner von uns wird glücklich sein.«
    »Trink nicht so viel, Galand. Das macht dich melancholisch.«
    »Meine Tochter war ein so vergnügtes Kind . und ein richtiger Rabauke. Ich habe ihr oft den
    Hintern versohlt und viele Tränen fortgewischt. Hätte ich gewußt, wie kurz ihr Leben ist . und jetzt Parsal . ich hoffe, er starb schnell. Ich glaube, ich sehe das ziemlich egoistisch«, sagte er plötzlich. »Kein einziges lebendes Wesen trägt mein Blut, außer mir. Wenn ich sterbe, wird es sein, als wäre ich nie gewesen.«
    »Deine Freunde werden trauern«, sagte sie.
    Er entzog seinen Arm ihrer tröstenden Berührung und starrte sie zornig an.
    »Ich habe keine Freunde! Ich hatte nie welche.«
    Der Kaiser saß in seinem Zelt, umgeben von seinen Offizieren. Sein Kriegsherr Darik saß an seiner Seite. Das Zelt war sehr groß und hatte vier Abteilungen. Die größte, in der die Krieger jetzt versammelt waren, bot Platz für fünfzig Personen, auch wenn sich im Moment nur zwanzig eingefunden hatten.
    Ceska war mit den Jahren fett geworden, und seine Haut war teigig und voller Pickel. Seine dunklen Augen glitzerten mit katzenhafter Intelligenz, und es hieß, daß er die Künste der Dunklen Templer erlernt habe und Gedanken lesen könne. Seine Offiziere lebten in einem Zustand ständiger kalter Furcht, denn oft deutete er plötzlich auf einen Mann und schrie: »Verräter!« Der Mann starb dann qualvoll.
    Darik war der Krieger, dem er am meisten vertraute, ein General voller List und Tücke, der nur dem legendären Baris vom Drachen nachstand. Ein großer Mann Anfang der Fünfzig, schlank und drahtig. Darik war glattrasiert und sah jünger aus, als er war.
    Nachdem er die Berichte gehört und die Anzahl der Toten erfahren hatte, ergriff Darik das Wort: »Die Überfälle wirken beiläufig, wie zufällig, und doch spüre ich eine gedankliche Einheit dahinter. Was meinst du, Maymon?«
    Der Dunkle Templer nickte. »Wir haben ihre Verteidigungslinien fast durchbrochen, aber schon jetzt können wir eine ganze Menge sehen. Sie haben die beiden Pässe, die unter den Namen Tarsk und Magadon bekannt sind, durch Mauern befestigt. Und sie erwarten Hilfe aus dem Norden, wenn auch nicht mit großer Zuversicht. Wie du erwartet hast, ist Ananais ihr Anführer, aber es ist diese Frau, Rayvan, die sie zusammenhält.«
    »Wo ist sie?« fragte der Kaiser.
    »Hoch in den Bergen.«
    »Könnt ihr an sie

Weitere Kostenlose Bücher