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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht zusammen. Hab Glauben, Abaddon.«
    »Es ist nicht leicht, Decado, am Tag seines Todes zuversichtlich zu sein.«
    »Warum hast du ausgerechnet mich ausgesucht? Ich kann dir nicht helfen, deinen Glauben zu finden. Warum hast du nicht mit Katan oder Acuas geredet?«
    »Ich hatte das Gefühl, du würdest mich verstehen.«
    »Nein, das tue ich nicht. Du warst immer so sicher, hast immer Harmonie ausgestrahlt, Ruhe. Du hattest Sterne im Haar, und deine Worte waren Weisheit. War das alles nur Fassade? Kommen deine Zweifel so plötzlich?«
    »Ich habe dich einmal beschuldigt, du würdest dich in deinem Garten verstecken. Nun, auch ich habe mich versteckt. Es war leicht, Zweifel zu unterdrücken, als die Klostermauern sich fest um uns erhoben. Ich hatte meine Bücher und meine Schüler. Damals schien es ein großartiger Plan des Lichts zu sein. Aber jetzt sind Menschen tot, und die Wirklichkeit ist anders. Diese fünfzig Männer, die Rayvan gefangennehmen wollte - sie hatten Angst und wollten leben, aber wir haben sie aus der Stadt auf die Ebene getrieben, nur damit sie dort abgeschlachtet wurden. Wir haben ihnen nicht einmal die Möglichkeit gelassen, sich von ihren Frauen und Kindern zu verabschieden.«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Decado. »Du hast uns als Weiße Templer betrachtet, die gegen das Böse ausziehen, bejubelt von der Menge, eine kleine Gruppe von Helden in silberner Rüstung und weißen Mänteln. Nein, so hätte es nie sein können, Abaddon. Das Böse lebt in einem Abgrund. Wenn du es bekämpfen willst, mußt du in den Schlamm hinunter. Auf weißen Mänteln sieht man Schmutz besser als auf schwarzen, und Silber läuft an. Jetzt laß mich allein und sprich mit deinem Gott. Er hat mehr Antworten als ich.«
    »Wirst du für mich beten, Decado?« flehte der Abt.
    »Warum sollte die Quelle auf mich hören, wenn sie dir schon nicht zuhört? Bete für dich selbst, Mann!«
    »Bitte! Tu es für mich.«
    »Na schön. Aber geh jetzt schlafen.«
    Decado sah dem alten Mann nach, wie er in die Dunkelheit davonging. Dann legte er sich wieder hin und betrachtete die Sterne.
    Als die Sonne blutrot aufging, stand Tenaka Khan auf der Höhe und blickte zur Ebene hinab. Bei ihm waren hundert mit Bögen, Schwertern und Äxten bewaffnete Männer. Nur etwa dreißig von ihnen hatten Schilde, und diese Krieger postierte Tenaka auf dem freien Feld gegenüber dem Abstieg zur Ebene. Die Berge türmten sich beiderseits der kleinen Truppe auf, während sich hinter ihnen das Teufelsgrinsen verbreiterte und in waldbedeckte Hügel auslief.
    Die Männer wurden allmählich unruhig, und Tenaka fand keine Worte für sie. Sie schlichen vorsichtig um den Nadirkrieger herum und warfen ihm mißtrauische Blicke zu. Sie würden an seiner Seite kämpfen, aber nur, weil Rayvan sie darum gebeten hatte.
    Tenaka beschattete die Augen mit der Hand und stellte fest, daß die Legion sich in Bewegung gesetzt hatte. Er konnte erkennen, wie die Sonne auf ihren Speerspitzen glitzerte und auf den polierten Brustplatten funkelte.
    Nächst dem Drachen war die Legion die beste Kampftruppe der Drenai. Tenaka zog sein Schwert und prüfte die Klinge mit dem Daumen. Mit einem kleinen Wetzstein schliff er die Klinge noch einmal nach.
    Galand kam zu ihm. »Viel Glück, General!« sagte er.
    Tenaka grinste und warf einen Blick auf seinen kleinen Trupp. Die Gesichter der Männer wirkten entschlossen, unnachgiebig. Zahllose Jahrhunderte hindurch hatten Männer wie sie das Drenaireich zusammengehalten und die größten Armeen der Welt zurückgeschlagen: die Horden Ulrics, Gorbens Unsterbliche und während der Chaos-Kriege die wilden Räuber aus Vagria.
    Und jetzt standen sie wieder einer Übermacht entgegen.
    Donnernde Hufe näherten sich von der trockenen Ebene den Bergen, von denen es widerhallte wie Trommeln der Verdammnis. Links von den Männern mit den Schilden stand Rayvans Sohn Lucas und legte einen Pfeil auf den Bogen. Er schluckte hart und wischte sich mit Ärmel über die Stirn. Er schwitzte heftig - seltsam, wieviel Flüssigkeit sich auf seinem Gesicht bilden konnte, wo sein Mund doch so trocken war. Er warf einen Blick auf den Nadirgeneral und sah, daß er ruhig mit dem Schwert in der Hand dastand, die violetten Augen auf die herannahenden Reiter gerichtet. Auf seiner Stirn stand nicht ein Schweißtropfen.
    Hundesohn, dachte Lucas. Unmenschlicher Hundesohn!
    Die Reiter hatten den Hang vor dem Teufelsgrinsen erreicht, so daß die Attacke sich etwas

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