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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zu sehen, wer da gerufen hatte. Dann trennten sich sechs von ihnen, um Decado anzugreifen. Acuas drängte sich in die Lücke und ging den Kriegerpriestern voran zur Treppe.
    Die Dreißig hieben und schlugen sich den Weg frei; ihre Silberklingen schimmerten wie Fackeln in der Düsternis. Auf den kalten Steinen lagen keine Toten - jeder, der in dieser blutlosen Schlacht von einem Schwert durchbohrt wurde, verschwand einfach, als hätte es ihn nie gegeben. Nur neunzehn Priester waren noch übrig.
    Decado beobachtete, wie der Tod sich auf ihn stürzte. Sein Können war gewaltig, aber kein Mensch konnte es unbewaffnet mit sechs Männern aufnehmen und überleben. Doch er würde es versuchen. Eine tiefe Ruhe überkam ihn, und er lächelte die Gegner an.
    Zwei Schwerter aus gleißendem Licht erschienen in seinen Händen, und er griff mit vernichtender Geschwindigkeit an. Ein linker Hieb, Parade, Riposte, ein rechter Schlag, ein linker Streich. Drei lagen am Boden und lösten sich auf wie Rauch im Wind. Die anderen drei Templer wichen zurück -in die Zauberklingen der Dreißig.
    »Mir nach!« rief Decado. Er drehte sich um, rannte die Treppe hinauf und auf die Wehrgänge hinaus. Er sprang auf die Mauer und blickte auf die spitzen Felsen hinab, die erschreckend tief unten lagen.
    Die Dreißig drängten ins Freie.
    »Fliegt!« befahl Decado.
    »Wir werden abstürzen!« rief Balan.
    »Nur, wenn ich es euch befehle, du Hundesohn! Und jetzt bewegt euch!«
    Balan warf sich über die Brüstung, dicht gefolgt von den anderen sechzehn Überlebenden. Als letzter sprang Decado. Zuerst fielen sie, doch als sie dem Sog der Burg entkommen waren, stiegen sie hinauf in die Nacht und eilten zurück in die Wirklichkeit von Skoda.
    Decado kehrte in seinen Körper zurück und schlug die Augen auf. Langsam ging er nach Osten zum Wald, angezogen von der pulsierenden Verzweiflung, die von den jungen Priestern ausstrahlte. Er fand sie auf einer Lichtung zwischen zwei kleinen Hügeln. Sie hatten die Körper der elf Erschlagenen in eine Reihe gelegt und beteten nun mit gesenkten Köpfen.
    »Steht auf!« befahl Decado. »Auf die Füße!« Schweigend gehorchten sie. »Bei den Göttern, wie lächerlich ihr seid! Trotz all eurer Gaben seid ihr nichts als Kinder. Sagt mir, wie verlief die Rettung, Kinder? Haben wir Abaddon befreit? Werden wir jetzt ein Fest feiern? Seht mir in die Augen!« Er ging zu Acuas. »Nun, Gelbbart, du hast dich selbst übertroffen. Du hast erreicht, was weder die Templer noch Ceskas Truppen geschafft haben. Du hast elf deiner Kameraden vernichtet.«
    »Das ist nicht gerecht!« rief Katan mit Tränen in den Augen.
    »Schweig!« donnerte Decado. »Gerecht? Ich spreche von der Wirklichkeit. Habt ihr Abaddon gefunden?«
    »Nein«, gestand Acuas leise.
    »Habt ihr herausgefunden, warum nicht?«
    »Nein.«
    »Weil sie niemals seine Seele hatten - das würde ihre Kräfte weit übersteigen. Sie haben euch durch Täuschung in eine Falle gelockt. Das beherrschen sie hervorragend. Jetzt sind elf von euren Brüdern erschlagen. Und diese Bürde tragt ihr.«
    »Und was ist mit dir?« schrie Katan. Sein sonst so ernstes Gesicht war wutverzerrt. »Wo warst du, als wir dich brauchten?
    Was für ein Anführer bist du? Du glaubst nicht an das, was wir glauben. Du bist nichts als ein Mörder! Du hast kein Herz, Decado. Du bist der Eis-Töter. Wir haben wenigstens für etwas gekämpft, an das wir glauben, und wir sind gereist, um für einen Mann zu sterben, den wir liebten. Gut, wir hatten unrecht - aber wir hatten auch keinen Anführer mehr, seit Abaddon tot ist.«
    »Ihr hättet zu mir kommen sollen«, verteidigte sich Decado.
    »Warum? Du warst der Anführer, und du hättest da sein sollen. Wir haben dich gesucht. Oft. Aber selbst, als du deine Talente entdeckt hattest, wofür wir gebetet hatten, bliebst du immer am Rand unserer Gebete. Du kamst nie nach vorn. Wann ißt du denn mit uns? Wann redest du mit uns? Du schläfst allein, weit weg vom Feuer. Du bist ein Außenseiter. Wir sind hier, um für die Quelle zu sterben. Warum bist du hier?«
    »Ich bin hier, um zu siegen, Katan. Wenn ihr sterben wollt, stürzt euch in euer Schwert. Oder bittet mich - ich erledige das in einer Sekunde. Ihr seid hier, um für die Quelle zu kämpfen, um sicherzustellen, daß das Böse in diesem Land nicht triumphiert. Aber ich werde nichts mehr sagen. Ich bin der gewählte Anführer, und ich verlange keine Schwüre von euch. Keine Versprechungen. Die, die mir

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