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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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dich gerettet, aber du schuldest mir nichts. Niemals.«
    »Du hast recht - ich bin dankbar. Aber ich würde mich dir nicht aus Dankbarkeit geben. Ich bin kein Kind. Ich weiß, daß du mich nicht liebst. Warum solltest du auch? Du konntest unter allen Schönheiten in Drenan wählen und hast sie zurückgewiesen. Aber ich liebe dich, und ich will dich - selbst für die kurze Zeit, die uns bleibt.«
    »Du weißt es also?«
    »Natürlich weiß ich das! Wir werden Ceska nicht besiegen - wir hätten es nie gekonnt. Aber das ist nicht wichtig. Er wird sterben. Alle Menschen sterben.«
    »Glaubst du, es ist sinnlos, was wir tun?«
    »Nein. Es wird immer solche … muß immer solche … geben, die sich gegen die Ceskas dieser Welt stemmen. Damit in künftigen Zeiten die Menschen wissen, daß es immer Helden gegeben hat, die sich der Dunkelheit entgegenstellten. Wir brauchen Männer wie Druss und den Bronzegrafen, wie Egel und Karnak, Bild und Eisenriegel. Sie verleihen uns Stolz und ein Gefühl für Sinn. Und wir brauchen Männer wie Ananais und Tenaka Khan. Es spielt keine Rolle, daß der Fackelträger nicht siegen kann - Hauptsache, das Licht scheint für eine kleine Weile.«
    »Du bist sehr belesen, Val«, meinte er.
    »Ich bin nicht dumm Ananais.« Sie beugte sich über ihn und küßte wieder sein Gesicht. Sanft drückte sie ihren Mund auf den seinen. Er stöhnte, und seine starken Arme umfingen sie.
    Rayvan konnte nicht schlafen. Die Luft war drückend und schwer; ein Gewitter kam auf. Sie warf die dicke Decke von sich und stieg aus dem Bett; dann wickelte sie ihren kräftigen Körper in einen Wollmantel. Sie öffnete das Fenster weit, doch kein Lufthauch kam von den Bergen.
    Die Nacht war samtschwarz, und keine Fledermäuse schossen um den Turm und stießen hinab zu den Obstbäumen im Garten. Ein Dachs, eingefangen in einem Strahl Mondlicht, starrte zu ihrem Fenster hinauf und huschte dann ins Unterholz.
    Eine sachte Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit, und vom Fenster aus konnte sie schwach einen weißgekleideten Krieger ausmachen, der neben einem Rosenstrauch kniete. Dann stand er auf, und an der fließenden Bewegung erkannte sie De-cado.
    Rayvan verließ das Zimmer und ging lautlos durch die langen Flure, die Wendeltreppe hinunter und in den Garten. Decado lehnte an einer niedrigen Mauer und betrachtete den Mondschein auf den Bergen. Er hörte Rayvan kommen und drehte sich um, sie zu begrüßen, den Hauch eines Lächelns auf den dünnen Lippen.
    »Genießt du die Einsamkeit?« fragte sie.
    »Ich denke nur ein wenig nach.«
    »Das ist ein guter Ort dafür. Friedlich.«
    »Ja.«
    »Ich bin dort oben geboren«, sagte sie und deutete nach Osten. »Mein Vater hatte einen kleinen Hof oberhalb der Baumgrenze, vor allem Vieh und Ponies. Es war ein schönes Leben.«
    »Wir werden nichts von all dem behalten können, Rayvan.«
    »Ich weiß. Wenn die Zeit kommt, werden wir uns weiter ins Hochland zurückziehen, wo die Pässe enger werden.«
    Er nickte. »Ich glaube nicht, daß Tenaka zurückkommt.«
    »Schreib ihn noch nicht ab, Decado. Er ist ein kluger Mann.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich habe sechs Jahre unter ihm gedient.«
    »Magst du ihn?«
    Ein plötzliches Lächeln erhellte sein Gesicht und nahm die Jahre von ihm. »Natürlich mag ich ihn. Er ist der einzige Freund, den ich je hatte.«
    »Was ist mit deinen Männern, den Dreißig?«
    »Was soll mit ihnen sein?« entgegnete er wachsam.
    »Betrachtest du sie nicht als deine Freunde?«
    »Nein.«
    »Warum folgen sie dir dann?«
    »Wer weiß? Sie haben einen Traum: das Verlangen zu sterben. Das geht über meinen Verstand. Erzähl mir von eurem Hof. Warst du glücklich dort?«
    »Ja. Ein guter Mann, brave Kinder, ein schönes Stück Land unter freiem Himmel. Was kann eine Frau auf der Reise zwischen Leben und Tod mehr verlangen?«
    »Hast du deinen Mann geliebt?«
    »Was ist denn das für eine Frage?« fuhr sie auf.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen. Aber du nennst ihn nie beim Namen.«
    »Das hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun. Im Gegenteil. Wenn ich seinen Namen ausspreche, ruft er mir nur ins Gedächtnis, was ich verloren habe. Aber ich trage sein Bild in meinem Herzen. Verstehst du das?«
    »Ja.«
    »Warum hast du nie geheiratet?«
    »Ich hatte nie den Wunsch, nie das Bedürfnis, mein Leben mit einer Frau zu teilen. Ich fühle mich in Gesellschaft von Menschen nicht wohl, es sei denn, unter meinen eigenen Bedingungen.«
    »Dann warst du klug«, meinte

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